Full text: Sachsen in großer Zeit. Band I. (1)

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Poel-Cappelle halten die ... er, dort steht Auel mit seinem 
Lazarett. Bixschote ist stürmend genommen. Unsere schwere 
Artillerie kracht unaufhörlich von da herüber. Wummm, 
wummmbummm! 
Es mag 12 Uhr sein, wir stehen gedeckt im Winkel 
beim Bahnhof Langemarck, westlich der Schienen, wo die 
Landstraße sie kreuzt. „Das 1. Bataillon entwickelt sich 
nördlich der Straße Langemarck—Bixschote, das 2. am 
Bahndamm, das 3. bleibt in Reserve!“ In Sprüngen 
hasten die Kompagnien längs der Straße. „Hinlegen! 
Eingraben!“ Unsere vierte liegt am weitesten nach Westen, 
mit engem Anschluß an das Regiment ..., Freiwillige, 
wie wir. Das Einbuddeln paßt uns wenig, wir wollen 
und nicht verstecken, sondern drauf! Der Feind steckt 
im Winkel zwi- 
rechts sind auf gleicher Höhe. Unsere Batterien feuern 
wie wahnsinnig ... die blanken Seitengewehre umspielt 
kosend der letzte Sonnenglast und bricht sich glühend in 
blitzenden Augen ... und da! Da durchbrechen die Hörner 
das Donnergetöse .. da hastet das Angriffssignal wie 
klingender Stahl aufpeitschend über uns hin: Und wie 
eine lebende Welle branden die Bataillone auf und schäu- 
men gegen den Feind. Vorwärts! Vorwärts! Mit einem 
Ruck schweigt unsere Artillerie. Unser Hurra! ist die 
Antwort; die Lungen keuchen: Vorwärts!.. Ein rasendes 
Schnellfeuer setzt gegen uns ein und mäht und mordet. 
Aber vorwärts! Wir kommen näher .. vorwärto! Die 
Haare kleben naß an der Stirn, die Schenkel flattern, die 
Fäuste krallen sich um den Schaft. Und immerfort das 
Angriffssignal. 
  
schen dem Kanal 
und dem Bahn- 
damm. In guter 
Stellung, seine 
Stärke verber- 
gen Wald und 
Hecken. Der 
Straße entlang 
flackert das 
Schützenfeuer 
immer heftiger, 
mit einem Mal 
stehen zwei, drei 
weiße Wölkchen 
über unseren 
Reihen,ietzt wie- 
der neue, und 
nun erst kommt 
der Schall der 
Schüsse herüber: 
feindliche Battc- 
rien greifen mit 
Schrappnell= 
feuer ein; doch 
gut, daß wir ein- 
gegraben sind, 
undsolangekeine 
Granaten kom- 
men — Sssscht! 
Brrrack!l Das 
hat drüben ein- 
geschlagen, und 
wieder Ssssscht, 
Ssssscht, von hin- 
len her über un- 
sere Köpfe. Das ist unsere Brigadeartillerie, ein herz- 
erhebender Klang: ihr Donnern über uns weg in den 
Feind. Nach einer Stunde schweigt die französische 
Artillerie. Zum Schein! 
Eo ist vier Uhr. Zweimal haben wir zum Sturm an- 
gesetzt. Zweimal vergebens! Auch von Burschote herüber 
sausen die Granaten in den Feind, der von Stunde zu 
Stunde stärker wird. Sie wissen, was auf dem Spiele 
steht. Aber wir auch. Dao Telephon spielt und sagt: 
Wir auch! Zum dritten Sturm! ... Alle zwei Sekunden 
ein Kanonenschuß von uns, sie wollen den Gegner zu- 
decken, und wir warten. Immer noch nimmt der Ka- 
nonendonner zu .. der Feind feuert langsamer, immer 
größer werden die Pausen jetzt rasselt das Telephon: 
„Sprung auf, marsch marsch! Was fällt, das fällt.“ 
Wir überklaftern gleich 130 Meter .. der zweite Sprung 
wird kürzer, wir sind in der Sturmstellung. Verschnaufen. 
Ordnen. Der Hang des Hügels deckt uns. Ein Bilick 
zur Seite ... auch die anderen Kompagnien links und 
  
Craonne 
Dal entlang die 
Reihen hallt der 
Ton weiter und 
wächst, nun klingt 
er, schwingt er 
sich sieghaft über 
den Donner des 
Todes. Heiß 
zuckt es durchs 
Herz . . . Das 
Lied! . .. Ausg' 
in Auge mit dem 
Tod! ... 
„Deutsch.. land, 
bengbeng. vor! 
... „uü . .. ber 
alles“ Ssssscht,in 
der .. . “Krach! 
.. „Welt!“ ... 
— Hurra! ... 
Todesschreie — 
„Schutz und .. . 
Tru .. . tze ...“ 
„Leb' w— . . .“ 
die Seitenge- 
wehre zucken nach 
vorn . .. „Par- 
don!“" „ brü- 
der .. . lich . .“ 
„Pitiél“ „ zu 
—sam—men= 
hält! ...“ 
Und wir halten den Sieg, die Stellung ist unser, der 
Feind flüchtet zurück, über den Kanal ... Hinter ihm 
drein schmettert es heißer und wild und jauchzend und 
drohend: „.. . über alles in der Welt!“ 
Auf Schneeschuhen nach Rußland! 
Keiner hat wohl je ausdenken können, wie der Krieg 
aller Kriege jede Fertigkeit, jedes Handwerk und jeden Beruf, 
jeden Sport sich in nachdrücklichster und ernsthaftester Weise 
zu nutze machen würde. Es hätte eine üppige Einbildungs- 
kraft dazu gehört, halbe Regimenter für den Kampf in der 
Luft, unter der Erde und dem Wasser, zur Bereitschaft für 
die Etappe und des Generalgouvernement in „Kommandos“ 
und „Spezialtruppen“ aufzulösen. Und doch! Kraftfahrer, 
zwei Armeekorps stark, Bergwerkoarbeiter alo Mineure, 
Schiffer zum Befahren und Beaufsichtigen der Kanäle und 
Flüsse i#m besetzten Gebiete, Sprachkundige als Dolmetscher 
und so ohne Einschränkung weiter.
	        
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