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Poel-Cappelle halten die ... er, dort steht Auel mit seinem
Lazarett. Bixschote ist stürmend genommen. Unsere schwere
Artillerie kracht unaufhörlich von da herüber. Wummm,
wummmbummm!
Es mag 12 Uhr sein, wir stehen gedeckt im Winkel
beim Bahnhof Langemarck, westlich der Schienen, wo die
Landstraße sie kreuzt. „Das 1. Bataillon entwickelt sich
nördlich der Straße Langemarck—Bixschote, das 2. am
Bahndamm, das 3. bleibt in Reserve!“ In Sprüngen
hasten die Kompagnien längs der Straße. „Hinlegen!
Eingraben!“ Unsere vierte liegt am weitesten nach Westen,
mit engem Anschluß an das Regiment ..., Freiwillige,
wie wir. Das Einbuddeln paßt uns wenig, wir wollen
und nicht verstecken, sondern drauf! Der Feind steckt
im Winkel zwi-
rechts sind auf gleicher Höhe. Unsere Batterien feuern
wie wahnsinnig ... die blanken Seitengewehre umspielt
kosend der letzte Sonnenglast und bricht sich glühend in
blitzenden Augen ... und da! Da durchbrechen die Hörner
das Donnergetöse .. da hastet das Angriffssignal wie
klingender Stahl aufpeitschend über uns hin: Und wie
eine lebende Welle branden die Bataillone auf und schäu-
men gegen den Feind. Vorwärts! Vorwärts! Mit einem
Ruck schweigt unsere Artillerie. Unser Hurra! ist die
Antwort; die Lungen keuchen: Vorwärts!.. Ein rasendes
Schnellfeuer setzt gegen uns ein und mäht und mordet.
Aber vorwärts! Wir kommen näher .. vorwärto! Die
Haare kleben naß an der Stirn, die Schenkel flattern, die
Fäuste krallen sich um den Schaft. Und immerfort das
Angriffssignal.
schen dem Kanal
und dem Bahn-
damm. In guter
Stellung, seine
Stärke verber-
gen Wald und
Hecken. Der
Straße entlang
flackert das
Schützenfeuer
immer heftiger,
mit einem Mal
stehen zwei, drei
weiße Wölkchen
über unseren
Reihen,ietzt wie-
der neue, und
nun erst kommt
der Schall der
Schüsse herüber:
feindliche Battc-
rien greifen mit
Schrappnell=
feuer ein; doch
gut, daß wir ein-
gegraben sind,
undsolangekeine
Granaten kom-
men — Sssscht!
Brrrack!l Das
hat drüben ein-
geschlagen, und
wieder Ssssscht,
Ssssscht, von hin-
len her über un-
sere Köpfe. Das ist unsere Brigadeartillerie, ein herz-
erhebender Klang: ihr Donnern über uns weg in den
Feind. Nach einer Stunde schweigt die französische
Artillerie. Zum Schein!
Eo ist vier Uhr. Zweimal haben wir zum Sturm an-
gesetzt. Zweimal vergebens! Auch von Burschote herüber
sausen die Granaten in den Feind, der von Stunde zu
Stunde stärker wird. Sie wissen, was auf dem Spiele
steht. Aber wir auch. Dao Telephon spielt und sagt:
Wir auch! Zum dritten Sturm! ... Alle zwei Sekunden
ein Kanonenschuß von uns, sie wollen den Gegner zu-
decken, und wir warten. Immer noch nimmt der Ka-
nonendonner zu .. der Feind feuert langsamer, immer
größer werden die Pausen jetzt rasselt das Telephon:
„Sprung auf, marsch marsch! Was fällt, das fällt.“
Wir überklaftern gleich 130 Meter .. der zweite Sprung
wird kürzer, wir sind in der Sturmstellung. Verschnaufen.
Ordnen. Der Hang des Hügels deckt uns. Ein Bilick
zur Seite ... auch die anderen Kompagnien links und
Craonne
Dal entlang die
Reihen hallt der
Ton weiter und
wächst, nun klingt
er, schwingt er
sich sieghaft über
den Donner des
Todes. Heiß
zuckt es durchs
Herz . . . Das
Lied! . .. Ausg'
in Auge mit dem
Tod! ...
„Deutsch.. land,
bengbeng. vor!
... „uü . .. ber
alles“ Ssssscht,in
der .. . “Krach!
.. „Welt!“ ...
— Hurra! ...
Todesschreie —
„Schutz und .. .
Tru .. . tze ...“
„Leb' w— . . .“
die Seitenge-
wehre zucken nach
vorn . .. „Par-
don!“" „ brü-
der .. . lich . .“
„Pitiél“ „ zu
—sam—men=
hält! ...“
Und wir halten den Sieg, die Stellung ist unser, der
Feind flüchtet zurück, über den Kanal ... Hinter ihm
drein schmettert es heißer und wild und jauchzend und
drohend: „.. . über alles in der Welt!“
Auf Schneeschuhen nach Rußland!
Keiner hat wohl je ausdenken können, wie der Krieg
aller Kriege jede Fertigkeit, jedes Handwerk und jeden Beruf,
jeden Sport sich in nachdrücklichster und ernsthaftester Weise
zu nutze machen würde. Es hätte eine üppige Einbildungs-
kraft dazu gehört, halbe Regimenter für den Kampf in der
Luft, unter der Erde und dem Wasser, zur Bereitschaft für
die Etappe und des Generalgouvernement in „Kommandos“
und „Spezialtruppen“ aufzulösen. Und doch! Kraftfahrer,
zwei Armeekorps stark, Bergwerkoarbeiter alo Mineure,
Schiffer zum Befahren und Beaufsichtigen der Kanäle und
Flüsse i#m besetzten Gebiete, Sprachkundige als Dolmetscher
und so ohne Einschränkung weiter.