132
Proviant, kein Wasser mehr haben, nur 2200 Pfund in
bar. Ich nahm an, daß die Garnison von Dschidda im An-
marsch wäre und daß die Bande schnell noch herausschlagen
wollte, was herauszuschlagen war. Ich ließ zunächst dem
Araberscheich sagen, ich wollte persönlich mit ihm ver-
handeln; dazu war der Kerl aber zu schlau. Die Unter-
redung wäre auch sehr kurz gewesen; sie hätte nur aus
einem Pistolenschuß meinerseits bestanden. Als die Araber
nochmals auf Jahlung des Geldes drangen, ließ ich ihnen
sagen, sie sollten sich's in Dschidda holen. Darauf kam
die Antwort, wenn ich nicht sofort bar zahle, würden wir
großen Kampf haben. „Beaucoup de combat!“ Ich ließ
antworten, das schiene mir schon seit zwei Tagen der Fall
zu sein. Ich sagte: „Bitte los!“ Wir hatten nur noch
wenige Munition und sehr wenig Wasser. Jetzt sah es tat-
sächlich aus, als ob wir bald erledigt wären. Die Stimmung
war ziemlich flau. Plötzlich tauchen gegen 10 Uhr morgens
von Norden her zwei Kamelreiter auf und schwenken
weiße Tücher. Bald darauf kommt aus derselben Rich-
die Bevölkerung sehr gut auf, von dort ging es in 19 Tagen
ohne Unfall per Segelboot nach Elwesch und unter reichem
Schutz mit Suleiman Pascha in fünftägiger Karawane
bierher nach Elula, und jetzt sitzen wir endlich in der Bahn
und fabren nach Deutschland endlich in den
Krieg.
Der König im Felde
Alsbald nach der siegreichen Winterschlacht in der Cham-
pagne reiste der König aufs neue zu seinen Truppen ins
Feld. Am 21. März stattete er dem Reserve-Regiment
Nr. lol einen Besuch ab, zusammen mit dem Kronprinzen
und dem Prinzen Friedrich Christian. Im Gefolge befan-
den sich der kommandierende General des 12. Reserve-
korps v. Kirchbach und der Divisionskommandeur v. Watz-
dorf. Nach Abschreiten der Front richtete der König fol-
gende Ansprache an das Regiment:
„Kameraden, Ihr habt in den letzten Kämpfen schwere
tung weit Stunden
hinten zu be-
einelange stehen ge-
Reihe habt, Ihr
von Ka- habt Euch
meltrup- tapfer9ge-
pen, etwa zeigt, habt
100, sie fast Uber-
nähern mensch-
sich rasch, liches ge-
reiten leistet, ein
singend neues
auf uns Ruhmes-
zu, in ma- blatt in
lerischem die Ge-
Außzug. schichte
Das wa- meiner
ren die Armee
Voten gefloch-
und ten! Aus
Truppen diesem
desEmirs Grunde
von drängt es
Mekka. Der König von Sachsen auf dem Hofe der Machonald-Kaserne in Sedan mich, dem
Sami (Mit allerhöchster Genehmigung den Tagebüchern des Königs von Sachsen über seine Frontreisen entnommen) Regiment
Beis Frau persönlich
hatte nämlich während der ersten Verhandlung einen
Araberjungen von Öschidda abgeschickt. Dort hatte der
Gouverneur an den Emir telegraphiert. Dieser schickte
sofort Kameltruppen mit seinen beiden Söhnen und
seinem Leibarzt; der ältere, Abdullah, führte die Ver-
bandlung; der Leibarzt vermittelte in französischer Sprache.
Jetzt ging es eins, zwei, drei, da war die Bande ver-
schwunden. Auo dem, was ich nachher erfuhr, weiß
ich mit Bestimmtheit, daß sie von Engländern bestochen
waren. Sie wußten, wann und wo wir kommen würden,
und hatten alles vorbereitet. Jetzt war dao erste: wir
stürzten uns auf Wasser, dann räumten wir das Lager zu-
sammen, mußten aber selbst die. Kamele aufzäumen, denn
die Kameltreiber waren gleich zu Anfang des Gefechts da-
vongelaufen. Uber 30 Kamele waren tot. Die Sättel paßten
nicht, und meine Leute verstehen wohl Schoner anzutakeln,
aber keine Kamele. Viel Bagage blieb mangels Trage-
tieren im Sande liegen.
Dann sind wir unter sicherem Schutze türkischer Truppen
glatt nach Öschidda gekommen. Als wir in der Nacht nach
Oschidda marschierten, sah man die Scheinwerfer eines
englischen Schiffes vor Dschidda den Strand absuchen. In
Dschidda blieben wir einige Tage, insbesondere der Schwer-
verwundeten wegen. ODort nahmen uns die Behörden und
meine Anerkennung und meinen Dank auszusprechen. Auch
habe ich eine Anzahl Auszeichnungen mitgebracht, die ich
dem Regiment hiermit überreiche.“
Hierauf ergriff der Regimentskommandeur Oberst
Apel-Pusch das Wort zu folgendem Danke:
„Eurer Majestät danke ich im Namen des Regiments
alleruntertänigst für Allerhöchstderen Besuch, die so ehren-
den Worte, die Eure Majestät an das Regiment zu richten
die Gnade hatten, und die Allerhöchsten Gnadenbeweise,
die Eure Majestät dem Regiment zuteil werden ließen.
Es soll nach wie vor unser allerheißestes Bemühen sein,
uns als gute Deutsche, als brave Sachsen auch weiterhin
des Vertrauens unseres Allerhöchsten Kriegsherrn würdig
zu erweisen. Unseren Dank aber für Eurer Majestät Huld
und Gnade fassen wir zusammen in den Ruf, in dessen
Jeichen jeder treue Sachse lebt, kämpft und, wenn es
sein muß, stirbt, in den Ruf: Seine Majestät der König
hurra! hurra! hurra!“
Begeistert stimmte das Regiment in die Hurrarufe ein,
helle Freude glänzte aus den Augen der bärtigen, ver-
witterten und trotz aller Strapazen ungebeugten Krieger-
schar.
Nachdem der König sich noch mit verschiedenen Regi-
mentsangehörigen aller Dienstgrade in leutseligster Weise