Full text: Sachsen in großer Zeit. Band I. (1)

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Artillerie-Wäldchen mit Geschütz 
für nicht verbrauchtes Brot ausgezahlt. Das sieht sehr 
wenig aus, wieviel es aber in Wirklichkeit ist, erhellt dar- 
aus, daß monatlich im deutschen Heere für anderthalb 
Millionen Mark Brot gespart wird, wenn alle Kompagnien 
das gleiche Verfahren einschlagen. Viele meiner Leute schicken 
von dem Ersparten auch ihren Angehörigen. Das machen 
wir ihnen dadurch sehr leicht, daß die Kassenverwaltung 
selbst die Heimsendung übernimmt. 
Reservist Backhaus 
„Schlammtal“ — Lorettohöhe — Mai lols. Wer'’s 
miterlebt hat, vergißt es nie. 
Das dritte Bataillon 106 hatte schon harte Tage hinter 
sich. Die Kompagnien lagen in Deckung. Die Bataillons- 
ordonnanzen schwirrten nur so übers blache Feld. Guido 
Backhaus, Reservist bei der „Elften“, ging nun schon zum 
sovielten Male als Gefechtsordonnanz des Bataillonsführers 
nach den vordersten Gräben. Viermal allein nach Souchez 
und Angres! Mit leeren Händen ging er keinen Weg. 
Im Kopfe die Befehle, in den Fäusten so viel Handgranaten 
als er tragen konnte. Und Patronenstreifen umgehängt. 
Manchmal lief er auch ohne befohlen zu sein und Befehle 
zu tragen, in die Gräben vor. 
Am vierten Tage — am 14. früh — wurde das Ba- 
taillon aus der Stellung abgelöst. 
„Hauptmann Schröder liegt ja noch draußen. Er ist 
schwerverwundet. Wer holt ihn herein?“ 
Unter denen, die sich mel- 
deten, war Reservist Back- 
haus. Zu vieren zogen sie 
hinaus in den schon hellen 
Tag, den Hauptmann herein- 
zuholen. 
Der Feind streute Ar- 
tilleriegeschosse auf den Weg 
der vier Sachsen. Backhaus 
kriegte einen Schuß in die 
Schulter. Aber den Haupt- 
mann Schröder brachten sie 
doch herein. 
Der 14. Mai hat dann 
noch seine „Mucken“ gehabt. 
Bei der frühen Ablösung 
hatte die 8. Kompagnie die 
Unterstände und Gräbennicht 
mehr verlassen können; es 
war schon zu heller Tag, 
und der Feind hatte gute 
Sicht. Den ganzen Tag über 
drückte der Feind auf den 
rechten Flügel, und als es 
Abend war, drohte er, ihn einzustoßen. Das dritte 
Bataillon — am vierten Kampftag — gab in seiner 
äußersten Erschöpfung Raum. Da hat denn die Kom- 
pagnie des Oberleutnants Lange, die auch schon seit 
dem 12. früh im schärfsten Feuer stand, anstatt in längst- 
verdienter Ruhestellung, noch einmal eingegriffen und den 
heißumstrittenen Graben festgehalten, bis neue Verstär- 
kungen kamen. 
Bei jenem letzten Durchbruchsversuch in den Abend- 
stunden des 14. Mai tat sich in den Reihen der achten 
Kompagnie einer ganz besonders hervor, ein Mann, den 
die Franzosen in rasende Wut gebracht hatten: Vizefeld- 
webel Alfred Nitzsche. Eine Handgranate war ihm ins 
Gesicht geflogen, krepierte aber glücklicherweise nicht. Da 
kannte sein Kampfesmut und Zorn keine Grenzen mehr. 
Einen ganzen Sack voll Handgranaten riß er an sich und 
schleuderte sie dem Feinde entgegen, Stück um Stück, jede 
wohlgezielt und jede ein Treffer. Das räumte unter den 
stürmenden Franzosen gründlich auf. 
Zwei Namen und zwei Einzelzüge nur aus dem großen 
heldenmütigen Viertagekampfe um die Stellungen an der 
Lorettohöhe! Wieviel ungekannte Heldentaten wurden dort 
verrichtet! Wie manche Hand und wie mancher Mund 
der Helden der Lorettohöhe sind ewig siarr und stumm 
geworden! 
Den gefallenen Helden gib die höchste Ehre, Sachsen- 
volkl — 
Polen 
Polen, deine Mondscheinnächte — 
Ewig denk'ich dieser Zeit — 
Sei's im Toben der Gefechte, 
Sei's in stiller Einsamkeit. 
Lysa Goras Hügelbette, 
Wo sich tags die Herde sonnt, 
Liegt in dunkler Silhouette 
Geisterhaft am Horizont. 
Nach uralter Polenmäre 
In den Vergen tiefverstecht 
Ruhen Polens Heldenheere 
Bis der Ruf zur Freiheit wecht. 
Droben funkeln tausend Sterne 
In der klaren Winternacht, 
  
Schüsse krachen in der Jerne, 
Zeigen, daß der Feind noch wacht. 
Dieser Gruß gilt uns nicht heute, 
Ruhe gönnte uns der Feind, 
Träumend schweift der Blick ins Weite, 
Mit der Heimat so vereint. 
Hingestrecht am Lagerfeuer — 
Noch ein Scheit, es loht die Glut — 
Stille grüßend, die uns teuer, 
Heißer Dunsch wärmt uns das Blut. 
Lachend, plaudernd sitzt die Runde, 
Spricht von Sieg und Wiedersehn, 
Ich ehr' still die heut'ge Stunde, 
Trinke auf dein Wohlergehn! 
Leutnant phil. G. Bauer (Landw.-Inf.-Regt. Nr. 133)
	        
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