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hinter dem nach Walscheid zurückgehenden Feinde nach. Die
Leute freuen sich, wie ihr Feuer die Feinde zum Laufen bringt.
Die Franzmänner bekommen mit einmal Beine. Der Bergwald
lichtet sich, das Bataillon erreicht den Waldsaum. Da gerät
es zum Uberfluß noch in Flankenfeuer von St. Leon her.
Also hinwerfen! Major Fürstenau erbittet Artillerieunter=
stütung, und kurze Zeit später rasseln schon unter Befehl
von Leutnant von Bose zwei Geschüte heran. Sie werfen
ihre Granaten auf das Dorf im Tal. Schuß auf Schuß
sitzt. Hei, beginnt da drunten ein Hin und Her wie in
einem aufgestörten Ameisenhaufen. Teils in Gruppen,
teilgq in ganzen Zügen flüchten die Franzmänner den jen-
seitigen Abhang hinan. Von den getroffenen Häusern
wolkt Nauch empor, bald knattern Flammen aus gebor-
stenen Fenstern und durchschlagenen Giebeln. Aber den
beiden deutschen Geschützen geht endlich leider die Muni-
tion aus, und sie müssen ihr Feuer einstellen. Im übrigen
haben sie auch ihre Aufgabe erfüllt und die Hauptmassen
des Feindes aus Walscheid heraucgeräuchert.
Drüben gegen Frankreich zu lagen in schwarzer Nacht
die Berge. Würde man wohl je hinüberkommen? Geduld!
Noch zwei Tage Kampf, und das Regiment Hundertfünf
zog singend über die Grenze.
Georg v. d. Gabelentz.
Maasübergang
In den glühendheißen Augusttagen 1914 an der Maas
heizte der Feind den übersetzenden Sachsen noch vollends
ein. Im fürchterlichsten Front= und Flankenfeuer lag Re-
giment 181 bei Wauloart am Ufer. Besonders ein einzeln
gelegenes Haus in der linken Flanke streute Feuergarben
auf die erste Kompagnie. Herzhafte Männer, Gefreiter
Richard Haller, die Soldaten Friedrich Schaller,
Albert Schmidt II, Arno Thierfelder und Hugo Rü-
diger gehen im Sturm vor und berennen das Haus. Sie
vermögen die ganze Besatzung niederzumachen. Von dieser
Die Dämme- Seite ist der
rung will dem Stromübergang
heißen Tag ein nun frei, und
Ende machen, da Schaller mit
kommt die An- hochgeschwunge-
weisung vom nen Beile erläuft
Brigadekomman- das Wehr und
deur, den er- schlägt das eiserne
oberten Wald- Gitter in Stücke.
rand zu halten Rüdiger fährt
und sich für die
Nacht dort ein-
zugraben. Major
Fürstenau erteilt
die nötigen Be-
fehle. Die Leute
setzen die Ge-
wehre zusam-
men, legen die
Tornister ab und
greifen zum
Spaten. Hunde-
müde sind sie,
aber Erde und
Steine fliegen
zur Seite, und
in der Hoffnung
die ersie Mann-
schaft im Kahne
über. Das Ba-
taitlon kann un-
behindert über-
setzen.
Es war
furchtbar,
das
Schlachtfeld!
.. Meinen
Geburtstag ver-
lebte ich in Mieur
auf einige Stun-
den der Nast in
stillem Wald-
schatten beginnt man sich in den Boden zu wühlen. Aber
noch sollten die Braven beine Ruhe finden. Der Arger, die
Wut der Franzosen über ihre Niederlage löste sich plötzlich
in einem Eisenhagel, den ihre Artillerie gegen den Wald-
rand spie. ODie stärksten Bäume wankten und brachen
unter den mörderischen Geschossen zusammen, Aste reg-
neten auf die Köpfe der Hundertfünfer, wie Herbstlaub
im Oktobersturm. Jede mühselig gegrabene Deckung wurde
im Nu weggerissen. Und immer wieder blitzte drüben von
den Grenzbergen her eine Feuergarbe nach der andern auf,
und immer wieder prasselten und schmetterten die fran-
zösischen Granaten in den Waldrand. Da blieb nichts
anderes übrig, als die Arbeit zu verlassen und auf einer
Waldblöße weiter rückwärts die Nacht zuzubringen. Die
Braven warfen sich aufs Moos und selbst den lustigsten
Gesellen wollte jetzt kein Scherzwort mehr über die Lippen.
Der Tag hatte böse Lücken in ihre Reihen gerissen. Der
Major selbst war mehrfach von Granatsplittern getroffen
worden und nur wie durch ein Wunder war er am Leben
geblieben.
Munitionsverladung für die vorderste Front
le Pipe; es war
ein Nuhetag,
doch aus den
Sachen kam man nicht raus. Wir tranken einige Flaschen
Wein, die ich beim Pfarrer gekauft hatte. Es war ein
ganz ausgezeichneter Rotwein, die Flasche zu 2 Mark.
Ob er dabei einen Schnitt gemacht hat, weiß ich nicht, der
Inhalt war nach aller Ansicht prima.
Nachmittags um s Uhr wurde alarmiert. Die Nacht
brachten wir im Freien zu, es war entsetzlich kalt. Vor
uns lag die brennende Festung Longwy, ein schauerlicher
Anblick. Von Schlaf war nicht viel die Rede. Früh um
4 Uhr ging er weiter. Der 22. August sollte der erste
Schlachtentag für uns sein. Unser 3. Vataillon war zur
Verfügung des Brigade-Kommandos zurückbehalten, die
anderen Truppen kämpften bereits trotz starken Nebels.
Endlich wurde es blar, das Feuer immer lebhafter, die Ar-
tillerie bumberte tüchtig. Wir folgen auf zirka 1 Kilometer
den kämpfenden Truppen, natürlich immer in Deckung.
Es mochte mittags gegen ½12 Uhr sein, als wir nach
dem Ort Bloir kamen und dort den weiteren Gang der
Schlacht abwarten wollten. Hier lagen die Toten in großer
Zahl, Schwarze und Franzosen, die furchtbar verstümmelt