Full text: Sachsen in großer Zeit. Band I. (1)

28 
hinter dem nach Walscheid zurückgehenden Feinde nach. Die 
Leute freuen sich, wie ihr Feuer die Feinde zum Laufen bringt. 
Die Franzmänner bekommen mit einmal Beine. Der Bergwald 
lichtet sich, das Bataillon erreicht den Waldsaum. Da gerät 
es zum Uberfluß noch in Flankenfeuer von St. Leon her. 
Also hinwerfen! Major Fürstenau erbittet Artillerieunter= 
stütung, und kurze Zeit später rasseln schon unter Befehl 
von Leutnant von Bose zwei Geschüte heran. Sie werfen 
ihre Granaten auf das Dorf im Tal. Schuß auf Schuß 
sitzt. Hei, beginnt da drunten ein Hin und Her wie in 
einem aufgestörten Ameisenhaufen. Teils in Gruppen, 
teilgq in ganzen Zügen flüchten die Franzmänner den jen- 
seitigen Abhang hinan. Von den getroffenen Häusern 
wolkt Nauch empor, bald knattern Flammen aus gebor- 
stenen Fenstern und durchschlagenen Giebeln. Aber den 
beiden deutschen Geschützen geht endlich leider die Muni- 
tion aus, und sie müssen ihr Feuer einstellen. Im übrigen 
haben sie auch ihre Aufgabe erfüllt und die Hauptmassen 
des Feindes aus Walscheid heraucgeräuchert. 
Drüben gegen Frankreich zu lagen in schwarzer Nacht 
die Berge. Würde man wohl je hinüberkommen? Geduld! 
Noch zwei Tage Kampf, und das Regiment Hundertfünf 
zog singend über die Grenze. 
Georg v. d. Gabelentz. 
Maasübergang 
In den glühendheißen Augusttagen 1914 an der Maas 
heizte der Feind den übersetzenden Sachsen noch vollends 
ein. Im fürchterlichsten Front= und Flankenfeuer lag Re- 
giment 181 bei Wauloart am Ufer. Besonders ein einzeln 
gelegenes Haus in der linken Flanke streute Feuergarben 
auf die erste Kompagnie. Herzhafte Männer, Gefreiter 
Richard Haller, die Soldaten Friedrich Schaller, 
Albert Schmidt II, Arno Thierfelder und Hugo Rü- 
diger gehen im Sturm vor und berennen das Haus. Sie 
vermögen die ganze Besatzung niederzumachen. Von dieser 
  
Die Dämme- Seite ist der 
rung will dem Stromübergang 
heißen Tag ein nun frei, und 
Ende machen, da Schaller mit 
kommt die An- hochgeschwunge- 
weisung vom nen Beile erläuft 
Brigadekomman- das Wehr und 
deur, den er- schlägt das eiserne 
oberten Wald- Gitter in Stücke. 
rand zu halten Rüdiger fährt 
und sich für die 
Nacht dort ein- 
zugraben. Major 
Fürstenau erteilt 
die nötigen Be- 
fehle. Die Leute 
setzen die Ge- 
wehre zusam- 
men, legen die 
Tornister ab und 
greifen zum 
Spaten. Hunde- 
müde sind sie, 
aber Erde und 
Steine fliegen 
zur Seite, und 
in der Hoffnung 
  
die ersie Mann- 
schaft im Kahne 
über. Das Ba- 
taitlon kann un- 
behindert über- 
setzen. 
Es war 
furchtbar, 
das 
Schlachtfeld! 
.. Meinen 
Geburtstag ver- 
lebte ich in Mieur 
  
  
auf einige Stun- 
den der Nast in 
stillem Wald- 
schatten beginnt man sich in den Boden zu wühlen. Aber 
noch sollten die Braven beine Ruhe finden. Der Arger, die 
Wut der Franzosen über ihre Niederlage löste sich plötzlich 
in einem Eisenhagel, den ihre Artillerie gegen den Wald- 
rand spie. ODie stärksten Bäume wankten und brachen 
unter den mörderischen Geschossen zusammen, Aste reg- 
neten auf die Köpfe der Hundertfünfer, wie Herbstlaub 
im Oktobersturm. Jede mühselig gegrabene Deckung wurde 
im Nu weggerissen. Und immer wieder blitzte drüben von 
den Grenzbergen her eine Feuergarbe nach der andern auf, 
und immer wieder prasselten und schmetterten die fran- 
zösischen Granaten in den Waldrand. Da blieb nichts 
anderes übrig, als die Arbeit zu verlassen und auf einer 
Waldblöße weiter rückwärts die Nacht zuzubringen. Die 
Braven warfen sich aufs Moos und selbst den lustigsten 
Gesellen wollte jetzt kein Scherzwort mehr über die Lippen. 
Der Tag hatte böse Lücken in ihre Reihen gerissen. Der 
Major selbst war mehrfach von Granatsplittern getroffen 
worden und nur wie durch ein Wunder war er am Leben 
geblieben. 
  
Munitionsverladung für die vorderste Front 
le Pipe; es war 
ein Nuhetag, 
doch aus den 
Sachen kam man nicht raus. Wir tranken einige Flaschen 
Wein, die ich beim Pfarrer gekauft hatte. Es war ein 
ganz ausgezeichneter Rotwein, die Flasche zu 2 Mark. 
Ob er dabei einen Schnitt gemacht hat, weiß ich nicht, der 
Inhalt war nach aller Ansicht prima. 
Nachmittags um s Uhr wurde alarmiert. Die Nacht 
brachten wir im Freien zu, es war entsetzlich kalt. Vor 
uns lag die brennende Festung Longwy, ein schauerlicher 
Anblick. Von Schlaf war nicht viel die Rede. Früh um 
4 Uhr ging er weiter. Der 22. August sollte der erste 
Schlachtentag für uns sein. Unser 3. Vataillon war zur 
Verfügung des Brigade-Kommandos zurückbehalten, die 
anderen Truppen kämpften bereits trotz starken Nebels. 
Endlich wurde es blar, das Feuer immer lebhafter, die Ar- 
tillerie bumberte tüchtig. Wir folgen auf zirka 1 Kilometer 
den kämpfenden Truppen, natürlich immer in Deckung. 
Es mochte mittags gegen ½12 Uhr sein, als wir nach 
dem Ort Bloir kamen und dort den weiteren Gang der 
Schlacht abwarten wollten. Hier lagen die Toten in großer 
Zahl, Schwarze und Franzosen, die furchtbar verstümmelt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.