Es blutet stark und schmerzt fast unerträglich. Zurück-
humpeln und sich retten, den Leutnant allein und hilflos
liegen lassen? Max Nichter tut statt dessen, was des deutschen
Soldaten Pflicht und Gewohnheit ist. Er bleibt auf dem
Platze und gräbt ihnen beiden eine notdürftige Deckung,
schafft den kampfunfähigen Offizier in das Erdloch und
legt sich neben ihn. Das hat der Feind gesehen. Sie
schießen wie wild auf die beiden Hundertsiebener hinter
dem niederen Erdwall. Und eine Kugel bringt dem Leut-
nant nun doch noch den Tod. Auch Richter wird erneut ver-
wundet. Er flüchtet in ein nahe gelegenes tieferes Granat-
loch. Hier hält er Wache beiseinemtoten Leutnant! Drei Tage!
Dann haben ihn Kameraden heimgeholt, wund, fiebernd
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durch Wohltun und Güte, Hilfsbereitschaft in das Herz
seiner Landoleute tief eingeschrieben, und jedermann be-
wahrt ihm und seinem herrlichen Reitertode ein treues
Andenken.
Fürst Otto Viktor war geboren am 22. August 1882
in Potsdam als ältester Sohn des Erbprinzen Viktor und
der Erbprinzessin Lucie geborene Prinzessin von Sayn-
Wittgenstein-Berleburg. Er folgte seinem Großvater, dem
Fürsten Otto Friedrich, am 13. Dezember 1893 im Besitze
der Fürstlich Schönburgischen Rezeß= und Lehnherrschaften.
Der Fürst besuchte in Dreden bis 1901 das Vitzthumsche
Gymnasium und siudierte dann in Bonn Rechtswissenschaft.
Vom Mai 1904 bis August 1007 diente er im Leibgarde-
Schweres Geschütz in Feuerstellung
und hungernd, halb verdurstet. Er hatte seinen Leutnant
auch im Tode nicht verlassen wollen.
Dem Könige wurde dies edle Beispiel von Kamerad-
schaft bis ans Ende berichtet, und er verlieh dem braven
Richter von Hundertsieben die Silberne Medaille vom Mili-
tär-St.-Heinrichvorden.
Reitertod des Fürsten Schönburg
Einen echten deutschen Reitertod starb in den September-
tagen 1914 vor Neims der jugendliche Fürst Otto Vik-
tor der in Sachsen belegenen Schönburgischen Rezeß= und
Lehnsherrschaften. Ein lebensfreudiger und gradgesinnter
Mann hat er, zwar nicht regierender Fürst eines der deut-
scher Bundesstaaten, aber Herr und Erbe eines reichen
und gesegneten altüberkommenen Besitzes in Sachsen, sich
Husarenregiment zu Potsdam und ward 1912 zum Ober-
leutnant ernannt.
Bei seiner Mündigkeitserklärung hatte Fürst Otto Viktor
bekannt: „Gern spreche ich es aus, daß ich mich der teuren
Heimat innerlich verbunden fühle und daß ich glücklich sein
werde, fortan mit deren Angehörigen in Freud und Leid
zusammenzustehen“. Er hat diese Treue gegen sein säch-
sisches Vaterland mit dem Tode besiegelt, nicht der Erste
auc dem Hause derer von Schönburg, der für sein Vater=
land Blut und Leben hinopferte. Das uradlige, zuerst im
12. Jahrhundert in den Urkunden der Geschichte genannte
Geschlecht, in der Lausitz und in der Mark Meißen reich
begütert, empfing um die Mitte des 14. Jahrhunderts
von der Krone Böhmen die reichsunmittelbaren Herrschaften
Glauchau, Waldenburg und Lichtenstein als Reichvafter-
lehen. 1790 im Frieden zu Teschen ging die Landesherrlich-
keit auf Kursachsen über. Als echter und getreuer Sachse