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erwies sich schon ein Schönburg beim sogenannten sächsi-
schen Prinzenraub 1455. Ihm gelang es, den geraubten
Prinzen Ernst seinem Räuber Kunz von Kauffungen zu
entreißen. Ernst wurde der Stammherr der sog. sächsisch-
ernestinischen Linie, welche noch heute im Großherzogtum
Sachsen-Weimar, den sächsischen Herzogtümern Altenburg,
Coburg und Meiningen regiert, sowie Ausgang der Herr-
schergeschlechter in Belgien, Großbritannien, Portugal und
Bulgarien gewesen ist. Zur Zeit der auf ganz Sachsen
schwer lastenden Hussitenkriege stand ein Ernst von Schön-
burg als Kaiserlicher Feldhauptmann zusammen mit Herzog
Albrecht von Sachsen in den Niederlanden, um den Erz-
herzog Marimilian aus den Händen seiner aufrührerischen
Untertanen zu befreien. Bei der Belagerung des Klosters
Grimberghen Ende Januar 1489 starb Ernst von Schön-
burg den Heldentod. Seine Witwe Anna, eine geborene
Gräfin von Nieneck, wird der Nachwelt alo das Muster
einer überaus getreuen und ge-
rechten, mildtätigen und dabei
charaktervollen Regentin der
Schönburgischen Lande in Sachsen
gerühmt.
Wolf von Schönburg hat sich
als Natgeber und diplomatischer
Beistand des Kardinals Albrecht
von Magdeburg und Mainz sowie
des Hochmeisters des Deutsch-
ritterordens Herzogs Albrecht
von Brandenburg große Verdienste
um das Haus Brandenburg er-
worben. In allen seinen Linien
und Gliedern hat das Schönbur-
gische Haus die Treue gegen den
angestammten Herrscher und das
Vaterland siets bewahrt und be-
wiesen, eingedenk seiner jahrhun-
dertealten geschichtlichen Uberliefe-
rungen.
In die Zeit Karls des Großen
führt eine ehrwürdige Schönbur-
gische Sage zurück. Im Jahre 775
während der Schlacht an der
Werra gegen den Sachsenführer
Widukind kam der Kaiser ins
Handgemenge und sah alle seine
Begleiter um sich gefallen. Er
allein widerstand noch dem An-
sturme der Feinde. Plötzlich traf
ein mit starker Hand geschleudertes Felsstück seinen Schild,
welcher zerbrach. Machtlos gegen Wurfgeschosse — war der
Kaiser nur noch auf sein Schwert angewiesen. Da erhob sich
aus dem Haufen der um den Herrscher aufgetürmten Toten
ein verwundeter Kriegsgefährte und reichte ihm zitternd vor
Entkräftung und Blutverlust seinen eigenen Schild. Der
große Kaiser bonnte sich damit so lange schützen, bis endlich,
zur rechten Zeit noch, die ersehnte Hilfe nahte und die
Schlacht zu seinem Nuhme beendete. Seines Retters ein-
denk, suchte Karl unter den Gefallenen und fand glücklich
noch am Leben einen Nitter Schönburg, welcher bis dahin
nur einen einfachen Silberschild, ohne jegliches Kleinod,
führte. Der Kaiser berührte mit Ring-, Mittel= und Zeige-
finger der rechten Hand die blutende Wunde seines Retters
Schönburg und strich mit „der Wunde reinem Frankenblute“
zweimal über den silberfarbenen, herzförmigen und von den
Geschossen der Feinde schon vielfach verletzten Waffenschild,
so daß zwei rote Streifen den Schild zierten. Dabei sprach
er die Worte: „Schönburg, dies sei fortan dein Zeichen,
dein Blut das Wappenkleinod deines Stam-
me1“
Hermann von Schönburg bekleidete auf dem ersten Tur-
nier in Oberfranken um das Jahr 800 ein hohes Amt.
Werner von Schönburg zog mit Kaiser Heinrich IV. nach
Italien, erlebte die Einnahme Noms und die Absetzung
Gregors VII. Florian von Schönburg eroberte mit Gott-
fried von Bouillon zusammen die heilige Stadt JFerusalem.
Er starb in Konstantinopel. Er war beliebt bei seinen
Kriegersleuten, gerecht wie beiner. „Tuts nicht, Gott
richt.“ Auf dem Reichstage zu Worms saß ein Wolf
Schönburg und hörte Luthers Zeugnis. Ernst Schönburg
bekannte sich als erster zum Luthertum. „Um eines alten
Pfannigs Gerechtigkelt willen will ich alle meine Pferde
satteln“, war sein Wahlspruch. Und wiederum ein Wolf
Schönburg büßte sein mannhaftes Luthertum mit harter
Gefängnishaft. Zwei Schönburg unterschrieben 1580 das
Konkordienbuch der Augoburgischen Konfession. Hugo ll.
Schönburg zieht seinen Siegelring vom Finger: „Seht da,
wir Herren von Schönburg führen
in unserm Wappen rot und weiß.
Das Weiß erinnert mich an das
reine und lautere Wort Gottes,
das Rot an das teure, rosenfar-
bene vergossene Blut Jesu Christi,
meines Seligmachers“. August
Siegfried Schönburg blutete auf
dem Schlachtfelde von Breitenfeld
für die evangelische Sache. Nach
den hehren Glaubensstätten zog
es auch den jüngsten Fürsten
Schönburg Otto Viktor. Mit
seiner einzigen Schwester, der
Fürsten Sophie von Albanien und
dem Prinzen Eitel Friedrich von
Preußen nahm er 1910 an der
Weihe der Kaiserin Auguste Vik-
toria-Stiftung auf dem Olberge
teil und trug seitdem zur Erin-
nerung das Olbergkreuz. Tiefste
Eindrücke hinterließ das Heilige
Land in dem jungen Sachsischen
Fürsten.
Bei Ausbruch des Krieges war
Fürst Otto Viktor zuerst zum
Grenzschutz nach dem Osten kom-
mandiert und folgte erst später
seinem Regiment nach Frankreich.
Zehn Tage war er wieder bei
seinen Leibgardehusaren, als ihn
der letzte Befehl und der Tod betraf. In einem Briefe vom
Kriegsschauplatz in die Heimat heißt es:
„Am 13. September hatten die Franzosen unsere Stel-
lungen zu wiederholten Malen angegriffen, waren aber
immer mit blutigen Köpfen zurückgewiesen worden. Am
14. früh erhielt Fürst Otto Viktor den Auftrag, festzu-
stellen, wie weit sich der Feind während der Nacht uns
wieder genähert habe. Um 6 Uhr früh ritt er an der Spitze
seiner Husaren in eine weite Ebene hinaus. Es war noch
sehr nebelig und regnete etwas. Die Abteilung durchritt
zwei Waldstücke und näherte sich einem Bahndamm, als
sie plötzlich von französischer Infanterie, die hinter diesem
Damm lag, ein heftiges Feuer erhielt. Der Fürst stürzte,
von einer der ersten Kugeln getroffen, vom
Pferde. Als sich seine Leute um ihn bemühten, rief er
ihnen zu, sie sollten sich jetzt nicht um ihn kümmern, son-
dern mit größter Schnelligkeit die Meldung von dem Vor-
handensein des Feindes überbringen. Alsdann möge man
wiederkommen und ihn abholen.
Es war um 7 Uhr früh, als die Abteilung ohne ihren
Führer von ihrem Erkundungoritt zurückkehrte. Sobald