Full text: Sachsen in großer Zeit. Band I. (1)

lich durchzukommen suchten. Offenbar hatten die Kerls 
den Kopf verloren, denn sie wollten sich nicht ergeben: da 
krachte es von allen Seiten und Pferde und Reiter wälzten 
sich zu Boden. 
Wir kamen mit vieler Mühe endlich an die befohlene 
Stelle, und da es eine Art 
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gefährdet. Besonders eine hier nicht in günstiger Stellung 
liegende Batterie stand unter heftigem feindlichen Artillerie- 
feuer, während die feindliche Infanterie einen energischen 
Angriff in der Front machte. Trotzdem wurde die Stellung 
nicht nur behauptet, sondern das Dorf Bergnicourt im 
Sturm genommen. Aber 
  
Hohlweg war, fühlten wir 
uns völlig geborgen. Die 
Dämmerung brach berein, 
aber das Höllenkonzert 
nahm seinen Fortgang, 
und je später es wurde, 
desto heftiger entbrannte 
der Artilleriekampf. Von 
allen Seiten heulten die 
Granaten über unsere 
Köpfe hinweg, und die 
Erregung, die uns Hunger 
und Müdigkeit vergessen 
ließ, hielt noch stundenlang 
an, zumal nun auch beim 
Stabschef, der sich mit den 
übrigen Herren in der 
Nähe der Autos postiert 
hatte, Meldungen über 
Meldungen einliefen, die, 
so günstig sie im allge- 
meinen auch lauteten, 
doch auch von schweren Verlusten zu berichten wußten. 
Noch einmal versuchten wir bei Dunkelheit ins Dorf 
einzurücken, um Quartier zu beziehen. Aber die wenigen 
bewohnbar gebliebenen Häuser waren bereits für Lazarette 
mit Beschlag belegt worden, und aus Gründen der Sicher- 
heit suchten wir gegen Mitternacht mit dem gesamten Stab 
den Hohlweg wieder auf. Die Fahrt, die so lautlos als 
mööglich und ohne Lichter vor sich gehen mußte, war schwierig 
und nicht ungefährlich, aber wir fanden uns glücklich durch. 
Auf dem alten Fleck 
  
Durch Sachsen gefangene belgische Franktireurs 
auch mit der abschrecken- 
den Seite des Krieges, 
mit dem fanatischen Frank- 
tireurkrieg, hatten sich die 
Sachsen hier zu befassen. 
Auf dem Marsche in der 
Nichtung Dinant hatte 
sächsische Infanterie und 
Kavallerie im Dorfe Spon- 
tin zu übernachten. Sie 
biwakierten zum Teil 
außerhalb des Dorfes, 
zum Teil lagen sie in 
Quartieren. 
Das Dorf selbst liegt 
an einem kleinen Wasser- 
lauf, der sich, durch andere 
Zuflüsse verstärkt, in die 
Maas ergießt. Die weiter 
über Dorinne nach Dinant 
führende Straße ist ein 
enger Hohlweg. Die Be- 
wohner nahmen die müden Mannschaften scheinbar freundlich 
und gastlich auf und begaben sich zur Ruhe. Der Ort liegt an 
einem tiefen Punkte. Als man nun annehmen konnte, daß die 
todmüden Mannschaften im tiefen Schlafe liegen konnten, 
wurde mit einem Schlage das elektrische Licht im ganzen Orte 
angezündet und überall begann jetzt das Schießen. In- 
fanterie und Artillerie nahmen jedoch den Ort sofort 
unter Feuer. 
Nach Wiederherstellung der Ruhe wurde eine Unter- 
suchung eingeleitet, 
  
angekommen, bet- 
tete sich jeder so gut 
esging im Autooder 
im Straßengraben, 
denn bei Morgen- 
grauen sollte es 
gleich weitergehen. 
Ans Essen hatte kei- 
nergedacht—esgab 
auch nichts! Aberge- 
schlafen haben wir 
die wenigen Stun- 
den trotzdem gut 
und fest, in dem 
glücklich-stolzen Ge- 
fühl, einen ereignis- 
vollen Tag und — 
die erste Feuertaufe 
binter uns zu haben. 
Hauptm. d. L. 
Alfred 
Staackmann. 
Mittagsbraten 
Sächsische Lruppen gegen Franktireurs 
Am 3. September 1914 stand eine sächsische Brigade 
bei Bergnicourt an der Retourne, 12 Kilometer südwestlich 
Rethel, auf dem rechten Flügel einer Division im Gefecht 
gegen marokkanische Kolonialtruppen. Der Flügel war sehr 
  
die ergab, daß den 
schlafenden Mann- 
schaften teilweise 
die Gewehre und 
die Munition ent- 
wendet worden 
waren. Ein Pa- 
tronenwagen — 
wahrscheinlich nach 
Ermordung des 
Postens, war ge- 
plündert und so 
das niederträchtige 
Blutbad vorbereitet 
worden. Die Be- 
völkerung war zu 
dem Überfall an- 
geregt worden 
durch die Mit- 
teilung, daß sich 
die Deutschen auf 
der Flucht vor den 
Russen befänden. 
Generalleutnant Karlotto Graf Vitzthum 
Kameraden — gedenkt ihr noch unsers dritten Schlach- 
tentages? Den 16. September 1914 — Wie könnten wir 
ihn vergessen! Da uns der überlegene Feind mit seinen 
Granaten und Schrappnells die Talmulde, in der unfre
	        
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