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Haupt (5. Kompagnie) hatte Befehl, die beim Sturm
auf Rue du Bois Veisprengten zu sammeln. Im
Vorgehen mit seinen Begleitern besetzte er ein an-
scheinend menschenleeres Gehöft. Als sich der Feind zeigte.
wurde er zurückgedrängt. Aber Haupt saß nun unt den
Seinen die Nacht und den nächsten Tag, ständig beschossen,
in dem verfallenen Bauernhofe. Der Brunnen war durch
einen Granattreffer vernichtet, der Durst wurde peinigend.
oder verwundet war, mußte sich niederwerfen, zwischen
Toten und Sterbenden schießen, bis die letzte Patrone aus
dem Rahmen fiel. Springer schickte zwei beherzte Leute
seines Restes zurück, Meldung zu erstatten. Auch sie wurden
getroffen und konnten noch eben kriechend eine notdürftige
Deckung erreichen. „Na, laßt nur. Ich gehe selbst und
bole Hilfe. Verlaßt euch auf mich.“ Aufrecht, als gäbe
es keine Franzosenkugeln, schritt der brave Unteroffizier
Haupt übers freie
mahnte: Feld und
„Wir halten holte Hilfe.
aus!" Er Abends kam
schickte eine er mit einer
Meldung frischen
mit genauer Gruppewie-
Angabe der der und
feindlichen brachte nun
Stellung alle Ver-
rückwärts wundeten in
und bat um Sicherheit.
Entsatz. Aber Beim Ein-
auch die näch- zug in Sou-
ste Nacht chez wurde
kam, ohne das Regi-
daß ihnen mentmörde-
Hilfe, Brot risch von
und Wasser feindlicher
zuteilwurbe. Artillerie be-
Der Hof schossen, so
mußte den- daß rings an
noch gehal- den Straßen
ten werden. alle Gehöfte
Deshalb! und Häuser
machte sich in Flammen
Hauptselber aufgingen,
auf, Verstär= Große Siegeskunde in der sichsischen Heimat zusammen-
kung zu ho- stürzten. Da
len. Seine wurde man-
Leute fürchteten in dieser endlosen Nacht, sie würden
ihren Unteroffizier niemals wiedersehen und würden
selber weggefangen werden wie er. Mit dem Morgen
stand er wieder vor ihnen, allein, aber mit wasser-
vollen Kesseln. Während sie das ersehnte Naß
schlürften, erklärte er ihnen, daß man bald einen
Angriff von deutscher Seite unternehmen werde, um
sie zu befreien. Die Führung sei verständigt worden.
Und so geschah es. Unteroffizier Haupt hat wenig
später das Eiserne Kreuz
erster Klasse und auch die
silberne Heinrichsmedaille
erhalten.
Auch der Unteroffizier
Karl Springer von der
3. Kompagnie ließ die Seinen nicht im Stiche, als er mit
den letzten Leuten von zwei stürmenden Gruppen bei St. Hi-
laire vor dem Feindesgraben lag. Wer noch nicht gefallen
cher verschüttet, und viele wären nicht wieder ins
Leben zurückgekehrt, hätten nicht zwei tapfere Hundert-
siebener ihre Augen und hilfreichen Hände überall
gehabt, wo ein verschütteter Kamerad um Hilfe schrie
und jammerte: Landwehrunteroffizier Hermann Petzold
(7. Kompagnie) und Vizefeldwebel Marx Müller (10.
Kompagnie). Sie krochen in die Keller, liefen in die
brennenden Häuser, achteten es nicht, daß Granate auf
Granate über den Straßen platzte. Mit Arten und Beilen,
mit bloßen Händen gruben sie bedrängte Ka-
meraden aus. Da staken in einem verschütteten
Keller in Souchez acht Kameraden, von Haus-
trümmern verschüttet. Einer war ihnen zuge-
sprungen und wollte sie freigraben, mit seinen
Händen. Es gelang ihm auch, dem wackeren
Reservisten Konrad Heyer von der 10. Kom-
pagnie, da schleuderten platzende Granaten neue
Steinmassen hinab und der Retter lag, selber
halb verschüttet, gequetscht zwischen den Qua-
dern und Trümmern im sitickigen Qualm und
stiebenden Mörtelregen. Man hat auch ihn
noch retten können.
Souchez hat sich den Hundertsiebenern unverlierbar
ins Herz geprägt. So viele tragen Narben seit Souchez
und St. Souplet, Neuville.
Bei Neuville stand der erste Kompagnie hinter ihrer
Geschützbarrikade im schärfsten Feuer gegen den stürmenden
Feind. Leutnant Ernst Peters schleuderte unausgesetzt
Handgranaten, neben ihm, am bedrohtesten Punkt, am
Straßenkreuz, die Unteroffiziere Neumann, Wallbrecht,
Münch, der tapfere Gefreite Renker. Der Leutnant fiel