Full text: Sachsen in großer Zeit. Band I. (1)

76 
Der König fährt an die Front 
Sobald es die Operationen auf den Kriegsschauplätzen 
nur irgendwie zuließen, wollte unser König seine tapferen 
Sachsen im Felde besuchen, Offizier und Mann, Feldherrn 
und Regimenter da begrüßen und beglückwünschen, wo sie 
mit der Waffe in der Hand den alten Ruhm der Sachsen 
herrlich erneuten. Es zog ihn mit allen Kräften zu seinen 
geliebten Soldaten, und er drängte auf die Ausreise zum 
Kriegsschauplatze. Am 18. Oktober 1914 ward sie zur 
Tatsache: Seine Majestät fuhr am Sonntag abend nach 
Leipzig und am Montag früh 7.52 Uhr von dort aus nach 
dem westlichen Kriegsschauplatze. Am Mittag des 20. Ok- 
tober kam unser König glücklich im Großen Hauptquartier 
an. Sein erster Besuch galt dem Kaiser. Und noch am 
gleichen Nachmittage wurde das erste Lazarett besichtigt, 
in dem viele verwundete Sachsen lagen. Glücklich bewegten 
Herzens sahen sie ihren geliebten Herrscher von Bett zu 
S. M. der Kaiser hat mir gestern das Eiserne Kreuz 1. 
und 2. Klasse verliehen. Ich habe diese Auszeichnungen 
freudigen Herzens angelegt, betrachte ich sie doch als eine 
erneute kaiserliche Anerkennung für die ganz hervorragenden 
Leistungen meiner braven Truppen. Ich habe die feste Zu- 
versicht, daß es mit Gottes Beistand ihrer Tapferkeit 
gelingen wird, auch weiter den Sieg an ihre Fahnen zu 
heften. 
fbl im Felde, 23. Oktober 1914. 
Friedrich August. 
„Hier liege ich und hier sterbe ich!“ 
Im Sturm auf den Wald von Ploegsteedt haben das 
zweite und dritte Bataillon 106 die Fühlung verloren. 
„Kompagnie Schulze Verbindung herstellen!“ lautet der 
Befehl, und der Hauptmann führt seine Getreuen in die 
  
Bett schrei- Nacht hinaus. 
ten, jedem Da stürzt er 
ohne Aus- hin wie ein 
nahme die », Baum, rührt 
L0nd Jhu- « - Glied 
teln. an- mehr. 
ches zu Her- „Schuß in 
zen gehende den Bauch! 
Wort wurde Faßtleise an; 
gewechselt 
und manche 
Gabe ge- 
reicht, mit 
vollen Hän- 
den der dan- 
kesfrohen 
Heimatspen- 
dete König 
Friedrich 
August. 
Gleichen 
Tages ver- 
öffentlichte 
das Stachsi- 
sche Kriegs- 
ministerium folgenden Armeebefehl des Königs: 
Im Augenblicke, wo ich auf dem westlichen Kriegsschau- 
platze eintreffe, drängt es mich, allen Truppen meiner 
Armce, die in den letzten Monaten an den mit Gottes Hilfe 
so erfolgreichen Kämpfen der deutschen Armee ruhmreichen 
Anteil genommen haben, meine vollste Anerkennung und 
meinen wärmsten königlichen Dank auszusprechen. Nicht- 
achtend der schweren Verluste haben sie getreu der Über- 
lieferung unserer Vorfahren zum Teil in denselben Gegen- 
den wie 1870/71 unverwelkliche Lorbeeren erworben. Die 
veränderte Kampfesweise, verbunden mit großen Verbesse- 
rungen der Waffen, haben die Truppen aller Waffen, be- 
sonders die Infanterie, vor ganz neue Lagen gebracht, aber 
dessen ungeachtet haben sie alle im festen Vertrauen auf 
den Schutz Gottes des allmächtigen Lenkers aller mensch- 
lichen Geschicke und auf unsere gerechte Sache in freudiger 
Begeisterung ihre Pflicht voll und ganz erfüllt. Das 
Jahr 1914 wird für alle Zeit ein helleuchtendes Blatt in 
der Geschichte meiner Armee bleiben. Der liebe Gott wird 
uns auch weiterhin schützen und uns helfen, unsere schwere 
Aufgabe vollenden. Friedrich August. 
Zwei Tage später erfolgte die Verleihung des 
Eisernen Kreuzes 1. und 2. Klasse an König Friedrich 
August, bekanntgegeben durch folgenden Armeebefehl im 
Kgl. Sächs. Militär-Verordnungsblatt: 
  
Opern 
wir müssen 
ihn vorsichtig 
rückwärts 
tragen.“ 
Vier Mann 
greifen be- 
hutsam zu. 
Der Haupt- 
mann schlägt 
die Augen 
auf, er blickt 
in die treuen 
bekümmerten 
Gesichter. 
Unddenkt an 
den Befehl. 
„Was fällt euch denn ein? Hier liege ich und hier sterbe 
ich. Ich bin doch noch immer Hauptmann, und ich kann 
doch noch kommandieren. Na? 
Los, die Verbindung zwischen den Bataillonen — —“ 
Hinter einen Baum läßt er sich betten, das Gesicht 
ein wenig erhöht und dem Feinde zugewandt. 
Seine Stimme erschallt, befehlend und anfeuernd. 
Tapfere fallen, Verwundete stöhnen und kriechen im Nacht- 
dunkel aus dem Feuer. Die andern wanken nicht und weichen 
nicht, denn ihr Hauptmann ist ja bei ihnen, ihr herrlicher 
Hauptmann, der sie doch nicht mit seinem Heldenmut be- 
schämen soll, sie wären denn keine Hundertsechser mehr. 
Der Ring der Bataillone um den Wald von Ploegsteedt 
schließt sich wieder. Nun dürfen sie den Hauptmann auf- 
beben und vom Gefechtsfelde tragen. Vor den Komman= 
deur. Zuerst den Bericht erstattet, den Befehl als aus- 
geführt gemeldet — dann hat der Arzt das Wort. 
Aus solchen Helden wählt der König seine Ritterschar 
vom Heinrichsorden. 
„Wegen so einer Kleinigkeit .. ..“ 
Im Nachtgefecht bei St. Hilaire war der Landwehr- 
mann Karl Renitzschke (131., 7. Kompagnie) am Arme 
vernundet, wollte sich aber nicht verbinden lassen, ge- 
schweige aus der Stellung zurückgehen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.