Full text: Sachsen in großer Zeit. Band I. (1)

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an Bord. Dann verließen die Schiffe Tsingtau. Warum 
sollten sie sich auch hier zusammenschießen lassen? An 
anderer Stelle gab es etwas Besseres zu tun. Wir haben 
das Geschwader nicht wieder gesehen, aber desto mehr 
davon gehört. Hauptsächlich von der „Emden“. In diesen 
Tagen ist vor Tsingtau gearbeitet worden — Batterien 
sind entstanden, Landminen sind gelegt worden und aus 
welchem Material? — das, was den Schiffen entnommen 
war und auf dem „Prinz Eitel“ und dem „Njäsan“ nicht 
verwendet werden konnte. 
Ich werde Dir die Schiffe aufzählen: Scharnhorst, 
Gneisenau, Emden, Prinz Eitel und Rjäsan verließen Tsing- 
tau. Tiger, Iltis und Komoran waren abgerüstet. Die 
beiden letzteren wurden nach der vollständigen Einschlie- 
Hhung Tsingtaus durch die Japaner auf der Innenbucht 
versenkt. Der Minendampfer „Lanting“ gab ihnen das 
Geleit in die Tiefe. Nun hatten wir den abgerüsteten 
„Tiger“ und den kampffähigen „Jaguar“ noch hier. Dazu 
kam der k. k. 
Kreuzer „Eli- 
sabeth“. Die 
Japaner ka- 
men wäh- 
renddem im- 
mer näher an 
Tsingtau her- 
an. Eines Ta- 
ges bieß es: 
Kiautschau 
(Stadt) ist 
von den Ja- 
panern be- 
setzt. Dann 
kam es 
Schlag auf 
Schlag. Der 
Lauschan war 
besetzt und auch wieder von den Japanern geräumt worden. 
Dann kam das Gefecht vor Zankon, dann am Litzunfluß, wo 
„Jaguar“ und „Elisabeth“ so fleißig dazwischen gepfeffert 
haben. Bald hätte ich vergessen, unsere brave „8190“ zu 
erwähnen. „8 90“ war auch dabei. Schatzekou mußte auf- 
gegeben werden. Alles ging auf Kuschan und die Waldersee- 
höhen zurück. Noch ein Tag und unsere Truppen mußten 
in die Werke zurück. Der Feind stand vor Tsingtau. 
Das war Ende September. Anfang Oktober, da hieß 
es, die Japaner beabsichtigten Tsingtau bis zum 6. oder 
7. Oktober zu nehmen; es hieß, der Mikado hätte Geburts- 
tag an diesem Tag. Geschossen wurde in diesen Tagen 
auch genügend, aber Tsingtau blieb deutsch. Der „Jaguar“ 
und die „Elisabeth“ die haben ihnen auch genügend deutsche 
Art gelehrt, so gründlich, daß um Waffenstillstand 
gebeten wurde. Es wurden, glaube ich, vier Stunden 
gewährt. Genau 4 Uhr ging es wieder los. Es müssen 
eine Menge Tote zu beerdigen gewesen sein, denn sonst 
hätte sich der Japaner nicht die Blöße gegeben. 
Wenn die Japaner von dem „Jaguar“ sprechen, so 
sagen sie immer: „Das kleine tapfere Schiff da draußen.“ 
Da# Bombardement wurde von Tag zu Tag beftiger, 
weil die Japaner immer mehr Geschütze in Stellung brachten. 
Der „Tiger“ lag an der Lautingbrücke und sollte ein paar 
Geschütze wieder bekommen und dann den „Jaguar“ unter- 
stützen. Da hatte man aber die Rechnung ohne die Japaner 
gemacht. 
Eines schönen Tages, vor Anbruch der Dunkelheit, da 
kracht es an den Kuze-Bergen und Kuschan-Berg. Schon 
kamen die Juckerhüte angeflogen — kurz — weit — kurz 
— links, rechts . aber keine Treffer. Später machten 
die Japaner Feierabend für den Tag; während der Nacht 
E— 
  
wurde der „Tiger“ weiter abgeschleppt und dort ver- 
ankert. Vorher hatte er ungefähr 400 Meter seitlich und 
ungefähr 400 Meter vor unserm Elektrizitätswerk gelegen. 
Nun lag er vielleicht 100 Meter hinter dem Elektrizitäts- 
werk, in der Nähe der Arkonabrücke. 
Am folgenden Tage, kurz vor Mittag, fing die Sache 
wieder an. Ich hatte mir ein gutes Fernrohr besorgt und 
konnte darum gut beobachten. Hinter den Felsen in der 
Nähe des Schlachthofes lagen wir. Einer beobachtete, der 
andere schrieb auf. Kurz ... weit ... rechts ... links... 
blind, gut usw. Das Resultat war: 120 Schuß — zwei 
Treffer. Von den 120 Schuß waren zirka 60 Blind- 
gänger. Eine wunderbare Leistungl Und der „Tiger“ 
schwamm immer noch; wurde aber in der Nacht versenkt, 
damit man in Japan nicht sagen sollte, daß sie ein deutsches 
Kriegsschiff in den Grund geschossen hätten. Das haben 
wir selber besorgt. Der „Tiger“ war ja doch nicht zu 
retten. Eine japanische Batterie beschoß den „Tiger“ und 
andere die 
Stadt. Spär 
ter wurde von 
Augenzeugen, 
die den „Ti- 
ger“ gesprengt 
beaben, be- 
bauptet, er 
hätte dreie 
Treffer ge- 
habt. Ichhabe 
aber nur zwei 
beobachtet. 
Nun hatten 
wir noch drei 
Schiffe. „8 
“ machte 
Sez. Res. Wedag ## 
bruch, 
drei Torpedos auf ein japanisches Schiff ab, 
drei haben getroffen. Mit dem vierten Torpedo wurde 
dad Boot, nachdem die Mannschaft an Land gegangen war, 
gesprengt. Es liegt zirka 70 Meilen von Tlingtau nach 
Schanghai an der Küste. Da haben es die Japaner gefunden. 
Es hatte seine Arbeit verrichtet. Die Mannschaft ist von 
China in Nanking interniert worden. Bravo „8 90“1 
„Elisabeth“ wurde bald darauf versenkt, sie war einfach 
verschwunden. Ich weiß auch heute noch nicht, wo sie 
liegt. War nur noch der „Jaguar“ ohne Munition übrig, 
der hat dann auch bis zur Ubergabe geschwommen. Nach 
der Ubergabe hatte er natürlich geschwommen. Tsingtau 
war deutsch. Aber der Fall Tsingtaus wird kein Schand- 
fleck in der deutschen Geschichte sein. Ehre den Gefallenen 
auf dem Iltis-Paß und Rache für die gemordeten Wehrlosen 
von der Pumkuppel 
Die weiße Flagge wehte, die Mannschaft der Pum- 
kuppe legte die Waffen ab, und da kamen die besoffenen 
Erdferkel die Höhe herauf und haben sie alle gemordet, 
Verwundete wie Unverwundete. Nur ein Soldat und ein 
Matrose sind im Lazarett wiederhergestellt worden. Von 
einem Kapitänleutnant von der „Elisabeth“ wird erzählt, 
daß er immer zwei Japsen zu gleicher Zeit gepackt hat 
und sie dann in die Bajonette der Nachfolgenden geworfen 
hat. Der Mann hat sich gar nicht beruhigen können und 
mußte gefesselt werden. Schön ist etwas anderes, aber 
eine solche Belagerung sicher nicht. 
Sssssss — schit! so machen die Blindgänger, wenn'e 
aber nach dem Pfeifen kracht, da war es keiner. Und wenn 
man dann die Splitter vor sich auf die Erde fallen sieht, 
da war es sehr in der Nähe, wo es eingeschlagen hat! Das 
Elektrizitätswerk hat manches Geschoß pfeifen hören, wel-
	        
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