ches für Shiaumiwar bestimmt war. Wir hatten uns hier
eine bombensichere Deckung gebaut, und weil nun eben
kein Geschoß auf diese Deckung eingeschlagen ist, darum
ist sie auch bis zum Schluß bombensicher geblieben!
Wie sah es im Werke aus! Das Bureaugebäude hatte
am meisten gelitten. Der eine Schornstein ist halb herunter-
geschossen, die Schaltanlage war zerschossen. Sonst waren
keine edlen Teile verletzt. Auch war niemand verletzt worden.
Am meisten Spaß haben uns immer die japanischen Flieger
bereitet. Ihre Bombenwerferei war Kinderei. Wie wir
noch in Uniform waren und Gewehre hatten, haben wir
immer ein wenig heraufgefunkt. Die Bomben wurden all-
gemein „faule Eier“ ge-
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mio, gesandt. Ob der Erfolg haben wird, weiß ich nicht.
Sobald ich nach Japan transportiert werde, geht ein gleicher
Bericht an eine deutsche Zeitung in Tientsin oder Schang-
hai. Jedenfallo ist es ein guter Charakterzug der Japaner:
erst große Versprechungen, dann nutzen sie und aus,
und zum Schluß kommt der Dank in Form einer Ver-
haftung! Wenn ich das vorher gewußt hätte, dann hätte
ich den Lumpen etwas gepfiffen oder hätte ihnen die Ma-
schinen in Bruch gefahren. Leider war ich wieder mal
viel zu ehrlich und aufrichtig, und der Japaner hat
mich übertölpelt. Nun werden mir täglich Vorwürfe
gemacht, daß ich nicht unterschrieben hätte. Ich konnte
4 aber nicht, und wer weiß,
nannt. War der Flieger
direkt über uns, so war
jeder mäuschensiill. Kam
Inetrulkt ion fuer die Kriogsge fangesen.
wofür es gut ist? Für die
r . .
Japaner ist es keine
Ehre, Leute, die sie nö-
etwas durch die Luft ge-
rauscht, dann ging es eben
Laufschritt ins Haus. Hatte
es gekracht, dann besah
man sich den Schaden und
die Sache war erledigt.
Das Rauschen ist weit hör-
bar. Die 120 faulen Eier
haben nur zwei Mann ver-
letzt. Einen schwer, einen
leicht. Hilfsmaschinist
Gersmühl.
Noch ein Brief,
der nicht zu Japans
Ruhme spricht
Tsingtau,
7. Februar 1915.
Liebe Ellyl
Daß ich jetzt verhaftet
bin, schrieb ich Dir wohl.
Das kam nämlich so: Uns
vom Elektrizitätswerk war
für die Instandsetzung des
Werkes ein Paß nach
Schanghai oder Tsinanfu
versprochen worden, und
zwar vom Hauptmann
Takeshima und dem Ober-
leutnant Koto. Nun sind
diese beiden aber nicht
mehr in Tsingtau, und
schon kam es anders,- schon
wurde uns ein Schriftstück
1. bie kriegsge fangonen vorden von dor Kaisorlien-dapaaisehon.
berechtigkeit acht enden kruppen husanisch ihron Staodo und Range
Gesaess gehandolt. Sie vorden obae wotters oio boleidigt und
olsshendelt, infolgodosgon zuas Jeder gunz beruhigt la alleo
#lll brig sein.
2. Die Kriegsgefangonen eucossen auf die Prase ga#ach des Nason und
Staonde tron und ohrl ich antsorten.
3. Vvonn die Kriegege faogeen unv 11Il fachric efad.„erden sie einge-
sperrt. verbeftot oder diezilinar bost rat. Pall 21f5 bluchtver-
such unterneboon rollen, so suessen ie vorhor boreit Hin, 12
Lebensge fahr treten. da die Japanlschoo druppon diogJenigo un-
ruhige fat auch ait vaffengesalt bezaoaspfon uosa4
4. Verdrochen dor Hriogsgefangeneo vird beis Kaliserl Japanischen
Erieisge richt untersucht und bourtoilt.
5. Die vaffen. kunitioo. Pforde, aotliche schriften uad andere Sachen
zue Kriegsbrauch. solche die Cofangenen bof sich tragon. vrden 125
Soschlag gonomen- vo##sich ader io Offizierrange boindet kono
golegentlieb die Saebel und andere rafren Ibeis fouoraasso dro
Lunition on tnom#n) tragon.
6. brivat sache der Iricgage fangonon bleiben izuer in f#re Bosita.
aber dlese koonneo entweder abs ichtlich ron dos Japantschoa Trup-
ben aufbesahrt oder bequenl ichkoi tehnl dor von den 362 II2zer dof
Sich gerragen vordon
7. Dao kricgsge fangonon serden in den onechstoa fagen dach Japan
zus Gefangeche 1a be foordort. elches fuer die Aufrecoterhaltung
ibrer Ehbre und ihre Cosundbolt gut —— — isat.
0. ben Cefangenen vird das Binkaufen Jeder Corchzaschsache und dio
brlefliche Verkehrung unter der Besichtigung der aufsichtso T#ti.
2iere gestattor
9. ach den briedensschluse z#ischoen Jaban und beutschland verdeon
alle Cofangonen nach fhros eigenen Lande zaruechgoesandt.
10. Nach don Sintraf io das be langenho IF azuss Jeder alle Vvor-
schriften 1 dessel bon befolgen.
Originaltert einer Instruktion für deutsche Kriegsgefangene in Japan
tig brauchen mußten, hin-
terher so zu behandeln.
Eine Gemeinheit ist es
doch von einer Nation, die
sich zu den Großen rechnet,
erst durch einen höheren
Offizier ein Versprechen
geben zu lassen, welches
die Behörde nachher nicht
hält. Darum ist man so
aufrichtig und ehrlich ge-
wesen, hat alles nach
bestem Wissen und Willen
in Ordnung gebracht, da-
mit Tsingtau Licht be-
kommt und das Schmutz-
wasser ausgepumpt wer-
den kann, und nun erntet
man den Dank. Ist das
nicht wunderbar von einer
Kulturnation? Pfui, vor
solchen Menschen! Ich
glaube, es gibt keine fal-
scheren Menschen wie diese
Japaner mit allem, was
drum und dran hängt.
Selbst die Offiziere sind
Lügner.
Grüße die Eltern und
Geschwister.
Hans Gersmühl.
vorgelegt, das wir unterschreiben sollten. Damit sollten wir
uns verpflichten, nicht ohne Erlaubnis der japanischen Mili-
tärbehörde Tsingtau zu verlassen. Dann sollten wir uns
noch verpflichten, die japanischen Gesetze und Bestimmungen
(die wir nicht kennen) nicht zu übertreten, andernfalls
koste der Spaß 5000 HYen (und die habe ich nicht). Das
war nun ganz etwas anderes, als uns zu Anfang ver-
sprochen worden war. Dann zum Schluß hieß es noch,
wenn wir das unterschrieben, so dürften wir „vielleicht“
in Tsingtau bleiben.
„Vielleicht“ müßten wir aber noch nach Japan als
Kriegsgefangene.
Die Sache war mir dann doch zu dumm, und ich habe
nicht unterschrieben. Da sagte mir der eine Japaner
(Hauptmann Yaniada): „Dann muß ich Sie verhaften!“
Die Brüder verhaften nur so drauf los. Weißt Du, ich
denke mir nicht viel dabei, habe bereits einen Bericht an
den Kommandanten von Tsingtau, Generalleutnant Ka-
Sachsen in großer Zelt
Zwei echte sächsische Jäger
Die 4. Kompagnie der 13er Jäger lag dem Feinde
schon seit einigen Tagen auf wenige hundert Meter gegen-
über, infolge der Besonderheit des Geländes war es je-
doch noch nicht gelungen, von der eigenen Stellung aus
den dringend erwünschten näheren Aufschluß über Stärke
und Verhalten des Gegners, sowie über Anlage und Aus-
bau seiner Gräben zu gewinnen. Es blieb nichts übrig,
als eine stehende Patrouille auf eine der nur schwach be-
laubten Weiden ins Vorgelände zu schicken, um von da
auo besseren Einblick in die feindliche Stellung zu suchen.
Zu dieser Patrouille, die bei der regen Aufmerksamkeit
und lebhaften Feuertätigkeit des Gegners sich von vorn-
herein als eine Unternehmung auf Leben und Tod dar-
stellte, meldeten sich ohne Zögern freiwillig die Jäger
Dannenberg aus Leipzig-Gohlis und Hoelzig aus Alt-
leisnig bei Döbeln. In der Morgendämmerung des 25. kO
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