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geben wird, kann die ganze Größe der kriegerischen Leistung
ermessen werden, welche die Russenfeldzüge Hindenburgs
darstellen. Aber heute steht schon fest:
In acht Monaten war das russische Feldheer, ohnegleichen
bisher nach Zahl, Bewaffnung und Ausrüstung in der Welt-
geschichte, von den viel schwächeren Armeen der ringsum-
kämpften Mittelmächte vernichtend geschlagen worden. Die
Deutschen machten in der selbstgewählten Abwehrfront Halt,
die vom Rigaer Meerbusen etwa nach der galizischen Öst-
grenze fast geradlinig verlief. Diese Stellung hat allen An-
stürmen der neuen Russenheere bis auf bleine, später aus-
geglichene Einbuchtungen standgehalten, bis dann zwei Jahre
später vor ihr Rußlands letzte Kampfkraft hoffnungslos
zerschellte.
Ostpreußen und Galizien waren befreit, weites russisches
Gebiet zur Ernährung des Ostheeres der Mittelmächte er-
obert, eine Arbeiterreserve von 1 300 do0 Russengefangenen
der Heimat zugeführt und 17 Festungen sowie unermeß-
liches Kriegsgerät, darunter 3250 Geschütze und 2500 Ma-
schmengewehre, erobert worden.
Nur dadurch ist den vom Ausland und von allen Roh-
stoffen abgeschnittenen Mittelmächten die Fortsetzung des
Kriego auf weitere Jahre ermöglicht worden. Nur dadurch
sind die Kräfte freigeworden, um unmittelbar darauf Ser-
bien, den Anstifter des Weltkrieges, und im Jahre darauf
das heimtückische Rumänien in kurzem Gewaltschlag zu zer-
schmettern, endlich die Niesenheere abzuwehren, die Englands
Haß und Amerikas Krämergeist in der Folgezeit zur Zer-
schmetterung des deutschen Wettbewerbes auf dem Welt-
markt auf die Schlachtfelder Frankreich-Belgiens, Italiens,
des Balkans und an die Grenzen der Türkei trieben. Nur
dadurch ist es schließlich ermöglicht worden, dem treulosen
Italien seinen Verräterlohn Ende 1917 zu zahlen durch die
größte und sehimpflichste Niederlage, die je ein Volkoheer
erlitten hat.
Darin liegt der Haupterfolg des Kriegsjahres 1915. Auf
dem Gewinnabschluß desselben steht mit dem Griffel der
Unsterblichkeit niedergeschrieben der Doppelname Hinden-
burg-Ludendorff.
Die herrlichen Worte, welche unser Kaiser im Mai 1916
im Hauptquartier Oberost an den Generalfeldmarschall rich-
tete, damals wie so oft in Tagen deutscher Herrlichkeit der
Widerhall von dem, was die deutsche Volksseele bewegte,
sollen den Abschluß bilden.
„Ihnen, mein lieber Feldmarschall, hat die Vorsehung
in diesen Kämpfen das Große beschieden, die Provinz Ost-
preußen vom Feinde zu befreien und unsere Waffen weit
in Feindesland hineinzutragen. Das ist Ihr Verdienst, und
dessen wird sich das deutsche Vaterland stets bewußt sein.
Ich aber als Ihr Kriegsherr und Ihr König danke Ihnen
von Herzen für diese Taten, die Ihnen unvergessen bleiben
sollen. Uberall in deutschen Landen, in Ost und West, in
Nord und Süd, sieht man die Verehrung für Sie. Sie
sind zu einem Nationalheros des deutschen Vol-
kes geworden. Der Name Hindenburg hatschon
heute einen sagenhaften Klang; wo er genannt
wird, da blitzen die Augen und da leuchten die
Gesichter von jung und alt.“