5. Geschichte des sächsischen Generalkommandos
des XXVII. Reservekorps
bis zum Kriegsende
Das Generalkommando verblieb bis zum Kriegsende auf
dem östlichen Kriegsschauplatz, zuerst in Ostgalizien. Im
Frühjahr lols wurde es nach Einnahme von Kiew und
militärischer Besetzung der Ukraine nach Kiew verlegt. Dort
bildeten die ihm unterstellten Truppen die Hauptreserve
der deutschen Besatzungsarmee.
Eine eingehendere Beschreibung der Eroberung der Ukraine
ist bei der sächsischen 45. Landwehrdivision gegeben. Über
die Rückführung des Ukraineheeres enthält der allgemeine
Teil im Abschnitt „die Rückführung des Ostheeres“ das
Nötige. «
An Stelle des wegen schwerer Verwundung ausschei-
denden Generals der Infanterie von Ehrenthal leitete das
Korps bis zum Kriegsende der Generalleutnant von Watz-
dorf, früher Kommandeur der 23. Reservedivision und
später der 46. Landwehrdivision, welche er zu einer durch-
aus leistungsfähigen Feldtruppe in wenigen Monaten seit
ihrer Aufstellung gemacht hatte.
6. Die 73. Reservedivision in Belgisch-Flandern
und nordwestlich von Cambrai
vom Dezember 1917 bis März 1918
(Skizze §§ nächste Seite)
Die Division traf zwischen 17. und 22. Dezember in der
Gegend von Brügge ein und belegte die für die Division
bestimmten Orte Knobke—Brügge—Maldegem —Enklo#—
Westkapelle. Der Dioisionsstab kam nach Maldegem. In
Kalisch entlaust, in Taucha bei Leipzig mit der Heimat in
kurze Berührung getreten, hatte die Division in bester Ver-
fassung den Westen erreicht. Sie bildete für die Gruppe
Dirmuide (General von Eberhard — X. Reservekorps) die
Oberste Heeresleitungs-Reserve und begann sofort ihre Aus-
bildung für die neuartigen Kampfverhältnisse des westlichen
Kriegsschauplatzes. Dazu wurden ihr einige erfahrene Offi-
ziere kampferprobter Westdivisionen zur Verfügung gestellt.
Trotz der für Flandern ungewöhnlichen Schneestürme
und Kälte erholten sich die Truppen schnell von den Stra-
pazen der kalten Winterfahrt.
Die Ausbildung schritt gut fort, die beiden ersten Wochen
in Kompagnie und Batterie, dann im Bataillon, Abteilung,
zuletzt im Regiment.
Am 21. Januar 1918 trat die Division den Abmarsch
nach dem neuen Diovisionsabschnitt am Houthoulster Wald
im Bereiche des IX. Reservekorps an. Nur die Fußtruppen
fuhren mit der Bahn. Am 25. Januar war die Ablösung
der 35. Infanteriedivision vollzogen und übernahm die Di-
vision den Abschnitt. Lebhaftes Feuer lag über der ganzen
Stellung, regste Fliegertätigkeit herrschte, sobald sichtiges
Wetter eintrat. Die Stellung lag südwestlich vom Hou-
thoulster Wald in dem wüsten Trichtergelände, in dem im
letzten Herbst die große Flandernschlacht allmählich ab-
gestorben war. Vor der Front baute der Engländer an
seinen Hindernissen, sein Vorfeld war nur mit schwachen,
aber sehr tätigen Postierungen besetzt.
Die Division gliederte sich in drei Regimentsabschnitte,
jeder nach der Tiefe in je zwei Kampfkompagnien, I. und II.
Bereitschaft. Der Rest (Hälfte) ruhte. Rechts stand 243,
in der Mitte 242, linbs 241.
Die Artillerie hatte von Anfang an schweren Stand. Bei
der 6. und 9. Batterie traten schon Ende Januar mehrfach
Materialverluste ein. Auch die 2. Batterie des Fußartillerie=
regiments 406 beschoß der Feind alsbald mit Feuerleitung
durch Flieger, ebenso alle Betonunterstände innerhalb der
Hauptwiderstandslinie. Ende Jamtar erfolgte ein stärkerer
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Feuerüberfall auf die links anschließende Nachbardivision.
Auch Anfang Februar war die feindliche Artillerie sehr tätig.
Hinter der feindlichen Front herrschte starker Bahnverkehr.
Fliegergeschwader bis zu 15 Flugzeugen machten sich die
Herrschaft in der Luft strittig. Diesseitige Patrouillen stießen
auf stets vermehrte Hindernisse. Am 9. Februar stellten
zwei schneidige Patrouillen unter den Leutnants Marr (241)
und geisig (242) die englische 32. Infanteriedivision vor der
Front fest.
Tags darauf begann die Ablösung der Diovision durch
die 36. Reservedivision, vom Feinde ungestört. Sie war
am 15. Februar beendet. Die Division wurde aus dem
Raume von Lichtervelde zur Gruppe Arras (XIV. Reserve-
korps — Marquette) überführt. Die Division löste dort die
110. Infanteriedivision ab. Divisionsstabsquartier Schloß
Eremitage, zwei Kilometer nördlich Hordaing.
Die Ablösung wurde bis zum 22. Februar ohne Verluste
durchgeführt. Wiederum kam 243 rechts, 242 in die Mitte
und 241 links zu stehen.
Doch bereits vom 27. Februar ab wurde die Division nach
links verschoben. Sie übergab ihren Abschnitt an die säch-
sische 24. Reservedivision und übernahm den linken Nach-
barabschnitt von der 27. Infanteriedivision. Der Divisions-
stab siedelte nach Schloß Brabant bei Cambrai über. Die
Dioision stand nunmehr dicht westlich von Cambrai auf dem
Schlachtfeld der letzten beiden Monate des Jahres 1017.
Um diese Zeit — Anfang März — vollzog sich der deutsche
Aufmarsch zu der großen Frühjahrsoffensive. In sieben
Nächten stellten sich die deutschen Divisionen bis zur Nacht
zum 21. März bereit. Am Frühmorgen des 21. März be-
gann die große Schlacht in Frankreich.
7. Der Durchbruch durch die englische Stellung
westlich von Cambrai
März 109138
Die 33. Reservedivision bildete den linken — inneren —
Flügel der siebzehnten Armee und unterstand dem XI. Ar-
meekorps Cambrai. Die Armee sollte von Nord gegen Süd
vordringen, während die links — südlich von Cambrai —
anschließende zweite Armee von Ost gegen West vordrückte.
So hoffte die Oberste Heeresleitung einen großen Teil der
englischen Front westlich von Cambrai abzukneifen. Diese
Erwartung schlug fehl, weil die siebzehnte Armee nicht in
der erhofften Schnelligkeit südwärts Boden gewann, wie
bereits bei der 24. Reservedivision, die von Inchy auf Her-
mies anzugreifen hatte, ausgeführt ist.
Zwischen der sächsischen 24. Reservedivision und der 83.
Reservedioision dicht südwestlich Cambrai waren noch zwei
deutsche Dioisionen eingesetzt. Das Ziel der §3. Reserve-
division war Durchbruch durch die erste und zweite englische
Stellung beiderseits des Kanals in Richtung auf Fles-
quières. Linbs von ihr sollte der rechte Flügel der zweiten
Armee über Marcoing auf Ribecourt vorstoßen.
Da die gesamte Artillerie des XI. Reservekorpo einheitlich
den Hauptangriff von Nord nach Süd vorzubereiten und
zu begleiten hatte, standen der s3. Reservedivision für ihren
Auftrag nur Minenwerfer und einige Feldbatterien des Re-
serve-Feldartillerieregiments 32 zur Verfügung.
Seit s Uhr morgens vergaste die deutsche Artillerie die
englische Stellung. 9,40 Uhr setzte der Hauptangriff an.
Befehlsgemäß schritt die Division 9,55 Uhr vormittags zum
Sturm auf die englische erste Stellung östlich des Kanals.
Dichter Nebel hatte die Feuerwirkung wesentlich beeinträchtigt.
Die englischen Maschinengewehrnester im ganzen Angriffs-
streifen der Division waren unversehrt, ebenso die westlich
des Kanals, besonders an der großen Schutthalde, von wo
der Angriff der "3. Reservedivision dauernd flankiert wurde.
Die drei Sturmbataillone, rechts III. 243 am Kanal,