Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

mentlich in der Mitte, wo die linke Hälfte der siebenten 
Armee am ersten Tag über Damenweg, Aisne und Vesle 
mehr als zwanzig Kilometer weit vordrang. Leider nutzte 
der rechte Flügel in Richtung auf Soissons nicht die gleich 
gute Lage aus. So hielt sich schließlich der Feind im 
Winkel zwischen Aisne und Oise. Immerhin drang bis 
Ende Mai der rechte Flügel der siebenten Armee bis zum 
Nordostrand des Waldgebiets von Villers Cotterẽts vor, ihre 
Mitte gelangte bis über Chäteau Thierry hinaus, und ihr 
linker Flügel bis zur Marne und wandte sich in Verbin- 
dung mit dem rechten Flügel der ersten Armee zugleich 
auch gegen die Reimser Westfront. In dieser Front stellte 
die Oberste Heeresleitung den Angriff Anfang Juni ein. 
Nur am Oise-Aisne-Kanal schritt er noch bis zur Ailette- 
mündung weiter vorwärts. 
Der herrliche taktische Sieg der deutschen Heeresgruppe 
Kronprinz brachte aber leider die siebente und erste Armee 
in eine schwierige strategische Lage. Reims war nicht ge- 
fallen. Der Tunnel närdlich Soissons war zerstört. So 
führte zunächst nur eine Vollbahn in das neueroberte Ge- 
biet südlich der Aisne. Lastkraftwagen mußten über die 
Betriebsstoffgrenze weit hinaus herangezogen werden. Glück- 
licherweise fanden die Armeen südlich der Aisne reiche Vor- 
räte, die für die nächsten Wochen ausreichten. 
Am 0D. Juni stieß auch die achtzehnte Armee zwischen 
Montdidier und Noyon vor. Das Heranführen der Artil- 
lerie hatte früheres Losschlagen unmöglich gemacht. Auch 
hier wurden die feindlichen Abwehrstellungen durchstoßen, 
aber schon am dritten Tage setzten starke Gegenangriffe 
ein. Der Feind war auf seiner Hut. Es war klar, daß hier 
die Kräfte sich die Wage hielten. Mitte Juni trat auf der 
Front der Heeresgruppe des deutschen Kronprinzen Ruhe 
ein. Nur am Walde von Villers Cottersts blieb die Lage 
gespannt. Dort stand von Mitte Juni ab die sächsische 
23. Infanteriedivision. Auch an der Reimser Wesifront 
beiderseits der Ardre hielt eine gewisse Unruhe an. 
Der dritte Gewaltschlag an der Westfront 
Am liebsten hätte Ludendorff in Flandern angegriffen. Dort 
standen aber zu starke englische Reserven. So wurde dort 
der Angriff verschoben. Dafür sollte Mitte Juli beiderseits 
von Reims angegriffen werden. Schwächte sich, wie zu 
hoffen, dann der Feind in Flandern, so konnte dort vierzehn 
Tage später der Hauptstoß erfolgen. 
Zunächst sollten die siebente Armee westlich von Reims, 
die erste und dritte Armee östlich von Neims vorstoßen. 
Reims selbst wurde zunächst ausgespart, um später, wie 
die Engländerecke bei Cambrai im März, abgequetscht zu 
werden. 
Die siebente Armee hatte gleichzeitig die Marne zu über- 
schreiten und dann flußaufwärts auf Epernay vorzudringen. 
Dort sollte sie der deutschen Stoßgruppe östlich Reims die 
Hand bieten, während die dritte Armee auf Chalons vordrang. 
Man sah den feindlichen Gegenstoß aus dem Walde von 
Villers Cottersts gegen diesen Großangriff voraus. Des- 
halb wurde die neue neunte Armee ztvischen Oise und 
Ourcgq, beiderseits der Aisne, eingeschoben. Sie sollte den 
feindlichen Stoß auf Soissons, den Ludendorff voraus- 
sah, auffangen. 
Der deutsche Angriff verzögerte sich um drei Tage bis 
zum 15. Juli. Das wurde sein Verhängnis. Die Geheim— 
haltung gelang nicht. Der Marneübergang war eine hervor- 
ragende Leistung, besonders bei der sächsischen 23. Infan- 
teriedivision. Aber der Feind war vorbereitet. * Kilo= 
meter südlich der Marne hielt er stand. Die deutsche Ar- 
tillerie konnte nicht in gehöriger Stärke über den Fluß vor- 
gebracht werden. Der Kampf kam zum Stehen, ebenso 
weiter östlich zwischen Marne und Ardre. Dort focht mit 
gleicher Auszeichnung die sächsische 123. Infanteriedioision. 
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Auch sie drang zunächst erfolgreich über die vorderen Feindes- 
linien hinaus vor. 
Ostlich von Reims lief sich aber der Angriff sofort fest. 
Der Feind wich rechtzeitig und planmäßig in seine zweite 
Stellung aus. Wohl wurden die im Frühjahr 1917 ver- 
lorenen Höhenstellungen wiedergewonnen und Verbesse- 
rungen an der ganzen Front erreicht, aber der Hauptzwerk, 
der Fall von Neims und Erlangen eines Bahnanschlusses 
nach dem Gebiet südwestlich davon, blieb unerfüllt. 
Schweren Herzens mußte sich die Oberste Heeresleitung 
am 17. Juli zum Zurückgehen über die Marne entschließen. 
Der Rückzug erfolgte in tadelloser Beherrschung der Lage 
in der Nacht zum 21. Juli. Sofort begannen die Verschie- 
bungen der Artillerie zum Angriff in Flandern, obwohl die 
dortigen englischen Reserven nicht geschwächt waren. Das 
JZiel des Angriffes war das Höhengelände bis Hazebrouk. 
Inzwischen war am 18. Juli der furchtbare Rückschlag 
am Walde von Villers Cotteréts eingetreten. 
Bereits am 17. Juli gingen die Franzosen an der Marne, 
beiderseits von Neims und in der Champagne zum An- 
griff über. Auch zwischen Aisne und Marne war man 
auf einen großen Angriff deutscherseits gefaßt. Uberläufer 
hatten ihn vorausgesagt. Es war alles Denkbare zur Ab- 
wehr geschehen, sogar frische Divisionen standen weiter 
rückwärts bereit. Die Franzosen griffen nach kurzem Feuer- 
schlag und Vernebelung mit zahlreichen, neuartigen Klein- 
tanks und dichtauf folgenden Stoßmassen an. Mehrere 
deutsche Divisionen versagten, besonders eine südwestlich 
von Soissons. Tanks brachten Franzosen mit Maschinen- 
gewehren binter die aufgerissene Front, holten dann Ver- 
stärkung und hielten die Verwirrung aufrecht. Drei 
deutsche Reservedivisionen kamen nicht zu geschlossenem 
Einsatz, immerhin hielten sie westlich der Straße Soissons— 
Oulchy den feindlichen Ansturm auf. Weiter südlich am 
Ourcq brachte die sächsische 40. Infanteriedivision, die von 
Anfang an alle feindlichen Angriffe abgewiesen hatte, das 
feindliche Vordringen zum Stehen. Auch die weiter südlich 
kämpfenden deutschen Divisionen hielten wacker stand. An 
der Unglücksfront westlich von Soissons batte von Mitte 
bis Ende Juni die sächsische 23. Infanteriedivision ge- 
standen. Auch damale hatte der Feind einen solchen Uber- 
fall mit Tanks gemacht. Rechts von ihr hatte die Nachbar- 
division versagt, aber die 23. Infanteriedivision hielt un- 
erschütterlich stand, obwohl hinter ihrer Front zwischen Missy 
und Villemontoire feindliche Tanks auftauchten. Jenseits 
der Aiöne hatte damals die sächsische 583. Reservedivision 
den gleichfalls überfallartig angegriffenen Abschnitt Nou- 
vion —Fontenoy festgehalten. So hatten im Juni zwei säch- 
sische Dioisionen den Widerhalt erfolgreich gebildet. Jetzt 
in der Julischlacht stand rechts von der unerschütterlichen 
40. Infanteriedivision die sächsische 19. Ersatzdivision. Diese 
wurde unter schweren Verlusten in den Unglückskampf am 
18. Juli hineingezogen. Aber auch sie brachte am dritten 
Kampftag aus eigner Kraft den Ansturm des Feindes 
westlich Hartennes, an der Nahtstelle zwischen der neunten 
und siebenten Armee, zum Stehen. 
Die ungemein schwierige Lage der siebenten Armee ver- 
besserte sich aber von Tag zu Tag. Die Westfront Soissons— 
Chateau Thierry hielt stand, die Mitte kam heil über die 
Marne zurück, auch die Ostfront gegen den Reimser Watd 
wies alle Angriffe der Franzosen und Italiener ab. 
Die Oberste Heeresleitung entschloß sich munmehr zur 
Aufgabe des taktisch sehr ungünstigen Sackes südlich der 
Aiöne, zu dem nur eine Bahnverbindung heranführte. 
Aber der Rückzug mußte langsam geschehen, um den Gegner 
durch Anrennen an starke Fronten zu schwächen und Zeit 
zu gewinnen zur Rückführung der großen dort erbeuteten 
Vorräte, die wir zum Leben brauchten. 
In der Nacht zum 27. Juli wurde die Linie Fere en
	        
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