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stellung die Angriffe des dichtauf folgenden Feindes in
der nächsten Zeit erfolgreich abzuwehren.
Mit der Verkürzung der Front in der Hermannstellung
wurde die Heeresgruppe Boehn aufgelöst. Die zweite Armee
trat zur Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht, die achtzehnte
Armee zu der des Deutschen Kronprinzen. Die neunte
Armee ging in der siebenten auf. General v. Carlowitz
übernahm nunmehr die schwergeprüfte zweite Armee. Deren
bisheriger Oberbefehlshaber, General v. d. Marwitz, trat
an die Spitze der fünften Armee, die bisher der General
v. Gallwitz als Heeresgruppenführer mitgeleitet hatte.
Die neunte Armee hatte bereits Ende September die
Laffauxecke, wo die sächsische 24. Reservedivision vom 19.
September ab mit Auszeichnung focht, befehlsgemäß ge-
räumt. Anfang Oktober gingen auch die siebente Armee und
der rechte Flügel der ersten Armee, die bis dahin hinter der
Veole standgehalten hatten, bis an den Damenweg (siebente
Armee) und die Frühjahrsausgangsstellungen in der Cham-
pagne zurück.
Der Feind griff die neue Front erfolglos an.
Die große Abwehrschlacht in der Champagne und beider-
seits der Argonnen hatte inzwischen einen für uns günstigen
Verlauf genommen, obwohl der Feind hier erbeblich größere
Massen und frischere Truppen einsetzte.
Vom 10. Oktober ab ließ der Deutsche Kronprinz die
Hunding-Brunhildestellung einnehmen, von nordöstlich Laon
über Sissonne bis an die Aisne und an dieser entlang bis
in den Aisnebogen von Grandpré. Die Bewegung vollzog
sich meisterhaft und war planmäßig am 13. Oktober be-
endet. Der Feind folgte mit Ungestüm; zwischen Oise und
Aiöne kam es zu heftigen Kämpfen, an denen auch die
sächsische 24. Neservedivision teilnahm. Noch schwerer war
der Kampf im Aisnebogen südlich Grandpré.
Auch im Airetal setzte die amerikanische Armee ihre
Sturmversuche gegen den rechten Flügel der fünften Armee
fort, trotz außerordentlicher Uberlegenheit an Zahl ohne
Erfolg, dafür mit um so schwereren Verlusten infolge
schlechter Führung.
Am 17. Oktober war das deutsche Heer wesitlich der
Maas in eine geschlossene einheitliche Stellung zurückgeführt.
An der Antwerpen—Maasstellung wurde eifrig gearbeitet.
Die Räumung des bisher besetzten Gebiets nahm weiter die
Bahnen voll in Anspruch.
Die Westfront stand am 253. Oktober in hoher Anspan-
nung von Hollands Grenze bis Verdun. Aber die Front hielt.
Da erfolgte der italienische Angriff, zuerst an der Ge-
birgsfront, dann an der Piave. Die Olberste Heeres-
leitung rechnete mit schnellem Friedensschluß dort und
hatte an der Tiroler Grenze rechtzeitig für Abwehr gesorgt.
Der Generalfeldmarschall und Ludendorff eilten nach
Berlin und beschworen den Kaiser zu letztem Widerstand.
Ein Aufflammen des Volbes mußte die Lage bessern. Beim
Feind war es nicht besser, aber dort „arbeitete die ganze
Nation unverwandelt zusammen bis zum Ende“ (Winston
Churchill). „Je mehr wir von dem Kampfe erfahren,
um so mehr erkennt man, an welchem kleinen, dünnen, ge-
fährlichen Fädchen unser Erfolg hing.“
Ein Aufruf ans Heer erging gleichzeitig, der die Schmach
der Kapitulation zurückwies.
Der Prinz Max stellte den Kaiser vor die Wahl zwischen
ihm als Reichskanzler und Ludendorff als ersten General-
quartiermeister. Der Kaiser entließ am 26. Oktober Luden-
dorff. Am 27. Oktober ging die deutsche Note mit der
Kapitulation an die Entente ab. Deutschland war verloren.
Die Ereignisse nahmen unterdessen auch an der Kampf=
front einen reißenden Verlauf. Sie sind der Beweis, daß die
verblendete Hast der Regierung und der eigensüchtigen
Politiker daheim, Frieden um jeden Preis zu schaffen, völlig
unnötig war. #
Der Feind tat, was er konnte, um mit den jämmerlichsten
Triks und Praktiken doch noch das deutsche Feldheer nieder-
zuwerfen, ehe der von ihm wohl vorbereitete und voraus-
gesehene Dolchstoß der Heimat gegen den Rücken Sieg-
frieds, des deutschen Feldheeres, erfolgte.
Am 4. November begann das Westheer in fester Haltung
in die Antwerpen —Maasstellung einzurücken. Der Feind
folgte auf ganzer Front und versuchte den Hauptdruck
von Verdun her. An der Lothringer und Elsässer Front blieb
es noch ruhig.
Die k. und k. Armee löste sich nach mattem Widerstand
gegen die Italiener Anfang November völlig auf.
Wir standen allein in der Welt, jedoch noch stark genug,
um das Leben des höchsistehenden Volkes des Erddalles
gegen den feigen Mörderverband von siebenundzwanzig Fein-
den zu Lande und zur See teuer zu verkaufen. Aber es
fehlte eben der eine Mann, den Furor teutonicus zu ent-
fachen. Er wäre zu finden gewesen, wenn die Machthaber
in der Heimat und der Ring von Schwächlingen um den
Kaiser es zugelassen hätten. Das ist meine felsenfeste Über-
zeugung.
Statt dessen vertraute sich der Kaiser dem Narrenschiff
des Prinzen Max und seiner Drahtzieher an. Das Verbot
des Waffengebrauchs für die Truppen lud geradezu zum
Beginn der Revolution ein. Sie begann schüchtern und
zaghaft bei der Marine.
Die kläglichste Regierung, die je ein Volk in seiner
Not gehabt, verschwand, als die ersten Schreier durch
Berlin tobten. Ahnlich spielte sich das Ende der Monarchien
in den Teilstaaten, auch in Sachsen, ab. Kein Träger der
Gewalt trat für seinen König ein, der als aufrechter Mann
willens war, durchzuhalten, sich aber von den Männern
seines Vertrauens verlassen sah.
Der Prinz Max ober setzte vor seinem Verschwinden
auch noch formell den Kaiser ab. Der neue erste General-
quartiermeister, General Groener, bewog seinen kaiserlichen
Herrn wegen angeblicher Bedrohung des Kaiserlichen Haupt-
quartiers und Abfall des Feldheeres zur Flucht ins Ausland.
Die Bundesfürsten traten ab, das stolze, herrliche
Deutsche Reich sank wie ein Kartenhaus zusammen. Wo-
für wir gekämpft und geblutet, dahin! Jede staatliche
und gesellschaftliche Ordnung aufgelöst. Erfolgreiche Schreier
drängten sich in Soldatenräte und rissen Gewalt und
öffentliche Mittel an sich.
Erst als die Revolution ausgebrochen war, willigten die
Feinde in den Erdrosselungswaffenstillstand für das deutsche
Volk, das sich vordem selbst entmannt hatte.
Die Bedingungen waren so ungeheuerlich, daß die Außen-
heere, besonders das immer noch riesige Westheer, ver-
loren schienen.
Deutschlands Heer und Flotte wurden zunächst durch
Auslieferung der Geschütze, der Munition, der Schiffe,
der Flugzeuge und des Bahnmaterials widerstandsunfähig
gemacht. Dann sollte die hilflose Millionenmasse beim
überstürzten Rückmarsch bis hinter den Rhein im Westen
und aus den winterlichen Riesenräumen des Ostens an
ihrer ungelenken Uberzahl ohne Führung und Nahrung im
Kampf aller gegen alle zugrunde gehen. Diesen teuflischen
Plan hat der treue Ekkehart des deutschen Volkes, der
Nationalheros Hindenburg, der mit blutendem Herzen an
der Spitze des baiserlichen Heeres ausharrte, zu nichte ge-
macht.
Die Rückführung des West= und Ostheeres gelang trotz
immer neuer raffiniert ausgeklügelter Erschwernisse, bei
denen kalte englische Brutalität mit haßverblendeter Nach-
gier der Franzosen wetteiferte.