Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

und schwerer Kaliber lagen. Da teilte die Maasgruppe am 
25. Oktober früh mit, daß nach bisher eingegangenen Nach- 
richten der Gegner sich der ganzen Douaumontstellung 
durch Überfall bemächtigt und von dort aus auch in öst- 
licher Richtung weiter Raum gewonnen habe. Der Absch#itt 
Vaux gab infolgedessen der 70. Infanteriedivision den Be- 
fehl, sofort eine gesicherte Verbindung vom Hardaumont= 
rücken nach dem rechten Flügel der 102. Infanteriedivision, 
der bis zum Vaux-Bach ausgedehnt wurde, herzustel-en. 
In Anbetracht der eingetretenen neuen Verhältnisse wurde 
das Infanterieregiment 418 nicht abgefahren. Das Infan- 
terieregiment 192 blieb weiter zur Verfügung der 30. In- 
fanteriedivision. Die Kräfteverteilung war am 26. Oktober- 
die folgende: 
In vorderer Linie standen vier Kompagnien des Infan- 
terieregiments 418 nebst einer halben Maschinengewehr- 
kompagnie. An sie schloß links das Reserve-Infanterie- 
regiment 245 mit zwei Maschinengewehrkompagnien In- 
fanterieregiments 170 an. Das II. Bataillon Infanterie- 
regiments 418 lag im Nobraswäldchen und in der Zwischen- 
stellung dicht nördlich Abaucourt in Bereitschaft. Das I. 
Bataillon Infanterieregiments 418 lag als Brigadereserve 
in Morgemoulin und Fromezey. Das III. Bataillon Re- 
serveinfanterieregiments 245 und eine Maschinengewehr- 
kompagnie Infanterieregiments 418 befanden sich in Amel 
und Ornel als Dioissonsreserve. Schließlich war als Korps- 
reserve das II. Bataillon Reserve-Infanterieregiments 245 
und eine Maschinengewehrkompagnie in Eton, das I. Ba- 
taillon Infanterieregiments 183 mit Regimentsstab in 
Mourrière, das II. Bataillon desselben Regiment in Jou- 
dreville, das III. Bataillon mit einer Maschinengewehr- 
kompagnie in Pienne. 
Noch am 2 5. Oktober traf von der 50. Infanteriedivision 
die Mitteilung ein, daß infolge des umfassenden Angriffo 
des Feindes und des Versagens des eigenen Gegenstoßes der 
noch in der Riegelstellung dem Gegner standhaltende Teil 
der Division zurückgenommen werden müsse. Dae sächsische 
Regiment 102 hatte hierbei schwere Verluste erlitten. Teilen 
desselben, der 1., 2., 7., 8. und Maschinengewehrkompagnie 
war es gelungen, als Besatzung des Forts Vaur den ihnen 
anvertrauten Stützpunkt allen feindlichen Anstürmen zu 
Trotz zu halten. « 
Die Nacht, die diesem heißen, blutigen Tage folgte, 
verlief ruhig. 
Das kaum in den Verband der Dibvision übergetretene 
Infanterieregiment 183 wurde bereits am 27. Oktober zur 
Armeeabteilung Strantz teils mit Lastkraftwagen, teils mit 
der Eisenbahn von Landres abbefördert. Es traf nach 14 Ta- 
gen wieder bei der Division ein, um das nun endgül ig ab- 
berufene Infanterieregiment 418 zu ersetzen. 
Auch in den nächsten Tagen hielt die geringe Gefechts- 
tätigkeit an. Nur belegte die Artillerie der 192. Dieision 
den Raum vor der benachbarten 30. Division wiederholt 
mit Sperrfeuer. · 
Am 28. Oktober ordnete das Armeeoberbommando, nach- 
dem es den Franzosen am 24. Obktober geglückt war, bei 
der 30. Infanteriedivision den Douaumont zu nehmen, den 
Ausbau neuer rückwärtsgelegener Stellungen an. Auch das 
bisher so heldenhaft verteidigte Fort Vaur mußte nunmehr 
aufgegeben werden und fiel den Siegern des 24. Oktobers 
kampflos in die Hände. Am 2. November teilte der Ab- 
schnitt Vaur mit, daß die Feste plamnäßig geräumt sel. 
Nug konnten auch die tapferen Verteidiger des Forts, das 
Infanterieregiment 192, wieder zur Dioision zurückkehren. 
Ein Dank des Deutschen Kronprinzen lohnte die Fort- 
besaßung für ibr todesmutiges Aushalten. Das Regiment 
erhielt die dringend nötige Ruhe in Quartieren von Affle- 
ville, Dommary, Bouligny, Baroncourt, Eton und Joudre- 
ville. 
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In den Nächten zum 10. und 11. November übernahm 
die Division wieder den am 25. Oktober abgegebenen Strei- 
fen von der 19. Ersatzdivision. 
Während des ganzen Novembers verhielt sich die feind- 
liche Infanterie ruhig. Nachdem es den Franzosen gelungen 
war, die vielumstrittenen Forts Douaumont und Vaur 
wieder in ihre Hand zu bekommen, schien ihr Angriffsdrang 
an dieser Stelle erlahmt zu sein. Die französischen Batte- 
rien belegten nur das rückwärtige Gelände und die Ort- 
schaften wiederholt mit Feuer. Vor allem hatten der Car- 
rière= und Cognonwald, sowie die Dörfer Eir, Haraigne, 
Broville und Abaucourt unter Beschuß zu leiden. 
Am 1. September fanden in den der Division vorgesetzten 
oberen Kommandostellen Veränderungen statt. Die Maas- 
gruppe Ost wurde aufgelöst und der Abschnitt Vaur dem 
Armeeoberkommando der fünften Armee unterstellt. Ge- 
neral der Infanterie von Lochow wurde zum Oberbefehls- 
haber der Armee ernannt, aber schon am 20. Dezember 
durch General der Artillerie von Gallwitz ersetzt. 
In den ersten Dezembertagen lebte die Tätigbeit der 
feindlichen Artillerie wieder auf. Die Batterien der Didvi- 
sion lagen teilweise unter schwerem Feuer, auch der Car- 
rière= und Batywald, sowie Haraigne und Broville bildeten 
Hauptziele der französischen Batterien. In der Longeau- 
Ferme östlich des Penardwaldes verursachten Bombenab- 
würfe feindlicher Flieger Verluste. Das Verhalten der Fran- 
zosen ließ darauf schließen, daß sie zu einer neuen Unter- 
nehmung an dieser Stelle der Front entschlossen waren. 
Diese Ansicht wurde durch Fliegermeldungen gestützt, wo- 
nach es hbinter der französischen Front sehr lebhaft zuging. 
So herrschte insbesondere bei Bras an der Maas, vier Ki- 
lometer unterhalb von Verdun, starker Verkehr. Die Di- 
vision ließ deshalb die rückwärtigen Verbindungen des Fein- 
des wiederholt unter Feuer nehmen. 
Tatsächlich griff der Feind am 1§. Dezember an. 
Wiederum war sein Vorgehen nur auf die rechte Nach- 
bardivision beschränkt. Seine Angriffsziele waren der Har- 
daumont und der Ort Vaur. Die 102. Infanteriedioision 
brachte dem Nachbarabschnitt durch das gegen den Vaurx- 
grund gerichtete Feuer ihrer Batterien Unterstützung. Es 
gelang dem Feinde, den Hardaumont zu nehmen und am 
16. Dezember auch weiter nördlich in das Dorf Bezonvaur 
einzudringen. Im Divisionsabschnitt verhielt sich der Geg- 
ner noch abwartend. Doch ließ der den Franzosen über 
Hardaumont—Bezonvaux binaus geglückte Vorstoß darauf 
schließen, daß sie ihre Angriffe auch auf den südlich an- 
grenzenden Abschnitt der 192. Division ausdehnen würden. 
Die Division hielt sich für diesen Fall berelt. Die vorderen 
Linien wurden stärker besetzt und die Reserven näher heran- 
gezogen. An Stelle des zurzeit als Korpsreserve abgegebenen 
Reserve-Infanterieregiments 245 wurde im Raume der 
Division das Infanterieregiment 145 und zwar in Affls= 
ville, im Tillywald, in Eton und Bouligny untergebracht. 
Das Reserve-Infanterieregiment 245 lag in Gouraincourt, 
Bellevue und Amel. 
Die Kampfkraft der deutschen Infanterie war, wie die 
Schlappen vor Verdun augenfällig machten, nicht unbe- 
denklich geschwächt. Die Truppen litten besonders unter 
der schlechten Unterbringung, die durch die dichte Besetzung 
der vorderen Linie bedingt war. Bei der schlechten Witte- 
rung traten häufig Erkrankungen der Atmungsorgane, Ma- 
gen= und Darmerkältungen ein. Durch öftere Ablösung 
der Kompagnien in vorderer Linie wurde diesem Übelstande 
nach Möglichkeit Rechnung getragen. 
Zur Bildung eines neuen Regimentsabschnitte3 trat Re- 
serve-Infanterieregiment 245 wieder zur Division zurück. Der 
Divisionsabschnitt konnte nunmehr auf die drei Regimenter, 
Reserve-Infanterieregiment 245 (Nord), Infanterieregi- 
ment 183 (Mitte) und Infanterieregiment 192 (Süd)
	        
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