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Hauptwiderstandslinie auf den Höhen östlich la Neuville
zurückverlegte, vereitelt.
Auch im südlichen Teile des Divisionsabschnitts mußten
sich die Fortschritte des Gegners auf dem rechten Flügel
fühlbar machen. Mit allen zur Verfügung stehenden Mann-
schaften, wie Meldeläufer und Burschen, wurde einem von
Norden her schon in den Brigadewald eingedrungenen Geg-
ner Halt geboten. Alle Versuche des Feindes, gegen diesen
Stützpunkt vorzugehen, wo sich auch der Regimentegefechts-
stand von Infanterieregiment 192 befand, scheiterten zu-
nächst.
Etwa 12 Uhr mittags setzten neue starke Angriffe an der
Avrefront ein. Sie wurden abgeschlagen. Der größere Teil
des Gegners flüchtete sogar bis an das Westufer der Avre
zurück.
Als eben in der Front dieser Erfolg errungen war, setzte
der Gegner 1 Uhr nachmittags mit Tanks und Infanterie
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Skitzze 9.1. Die 192. Infanteriedivision östlich der Maas
September bis November 1918
von Norden her seine Angriffe gegen den Regimentsgesechts-
stand des Infanterieregiments 102 und gegen Plessier fort.
Unter dem Schutze der Maschinengewehrwirkung, durch die
zwei Tanks außer Gefecht, zwei weitere zur Umkehr ge-
zwungen wurden, gelang es dem Stabe des Infanterie-
regiments 102 und der Besatzung des Stützpunktes, in
Nichtung Plessier auszuweichen.
Neue Angriffe des Gegners an der Front, un besonderen
aus der Avreniederung und vom Genowwillewald gegen die
Höhe 95 un Abschnitt des Infanterieregiments 102 schei-
terten anfänglich. Vor weiteren Angriffen des Feindes gegen
Plessier von Norden und fast von Nordosten her wurden
tum 3 Uhr nachmittags die Gefechtsstände des Infanteric=
regiments 192 und des Reserve-Infanterieregiments 2435
nach einer Mulde etwa 600 Meter südöstlich Plessier ver-
legt. Der Ort selbst wurde weiterhin durch Teile des Re-
serve-Infanterieregiments 245 behauptet. Nach kurzem
Nachlassen der Kampftätigkeit leitete der Gegner 4 Uhr
nachmittags neue Angriffe gegen die Höhe os im Abschnitt
des Infanterieregiments 102 und die Höhe 102 östlich la
Neuville ein. Noch einmal wurden diese Angriffe unter
Zusammenziehen aller noch kampfkräftigen Teile abgewiesen.
Für Abwehr eines neuen Angriffs war nicht mehr genügend
Munition vorhanden. Der Bataillonsführer entschloß sich
daber, durch einen Gegenstoß Luft zu machen und dann
die Höhe zu räumen, um nicht wehrlos eingeschlossen zu
werden. Der Plan gelang. Der Feind wich vor dem über-
raschenden Angriff in den Genonoillewald zurück. Unter
Ausnutzung dieses Erfolges zog sich die Besatzung der
Höhe 9% an den Ostrand der großen Mulde zurück, die
von Rlessier nach dem Südhange der Höhe gs führt.
7 Uhr abends erhielten diese Teile der Division mit dem
Befehl, daß sie der 24. Infanteriedivision unterstellt seien,
die Weisung, ihre Front in die Linie Hangest—Großer Wald
südwestlich Plessier zurückzuverlegen. Unter dem Druck von
Norden fiel Plessier noch vor Ausführung dieses Befehls
in die Hand des Feindes. Von 8 Uhr abends lösten sich alle
nach dem Falle von Rlessier noch westlich kämpfenden Teile
vom Feinde allmählich los. Ein Vorgehen des Gegners
über Plessier hinaus wurde im Verein mit Teilen der 24.
Infanteriedivision verhindert.
Die Truppen der 102. Infanteriedivision hatten unter
schwersten Kampfverhältnissen den ganzen Tag über stand-
gehalten, alle Angriffe an der Avrefront in und vorwärts
der Hauptwiderstandslinie abgewiesen, den unaufhaltsam
aus der Flanke nach Süden drängenden überlegenen Gegner
am weiteren Aufrollen der Front nach Kräften rerhindert
und sich auch der Bedrohung im Rücken mit Erfolg erwehrt.
Während der Nacht vom 8. zum 9. August wurden von
der 192. Infanteriedioision, die selbst in Warvillers blieb,
alle in der Front abgelösten Teile gesammelt und neu ge-
ordnet. Das Regiment Bellmann und Teile des Reserre-
Infanterieregiments 245 und des Infanterieregiments 192
blieben in der Front eingesetzt.
Am 9. August mit Tagesgrauen ging der Didisionsstab
nach Fouches zurück. Die in der Front noch eingesetzten
Teile nahmen den ganzen Tag über an den weiteren Ab-
wehrkämpfen teil.
Bis zum 11. August wurde die 192. Infanteriedivision
östlich der Somme gesammelt und vorläufig zu neuen G.=
fechtsverbänden gegliedert.
Die Verluste der 102. Infanteriedivision in der Schlacht
an der Avre waren überaus schwer. Sie zählten an Toten
* Offiziere, 87 Mann, an Verwundeten 37 Offiziere, 304
Mann, an Vermißten 33 Offiziere, 1505 Mann.
Auf die schweren Kampftage folgte für die 192. Infan--
teriedivision ein Zeitraum, der dem Ausbau rückwärtiger
Stellungen im Bereiche der achtzehnten Armee gewidmet war.
Vom 23. August ab wurde die Division wieder alarm-
bereit gehalten. Neue Kämpfe waren an der Front ent-
brannt. Zum Einsetzen der Division kam es nicht.
Am 28. August traf der Befehl zum Abtransport ein.
Die Division wurde über Guise —Liart—Sedan —Montmedy
Longuyon nach Chambley geleitet und dort ausgeladen.
Die letzten Kriegsereignisse
Vom 1. September ab wurde die 192. Infanteriedivision
der Gruppe Mihiel (sächsisches XII. Reserveko#rps, General
Leuthold,) unterstellt. Sie übernahm hier den Abschnitt der
31. Infanteriedivision.
Am S§. September übernahm der Divisionsstab in einem
Lager bei Heudicourt den Befehl.
Die Kampftätigkeit des Gegners war anfangs außer-
ordentlich gering. Die Infanterie-, Artillerie= und Luft-
beobachtungen ergaben einen anhaltenden sich täglich stei-
gernden, sehr lebhaften Verbehr beim Gegner. Die Vor-
bereitungen zu einem feindlichen Angriff waren schon seit
längerer Zeit von der Armee erkannt worden. Sie hatte
sich infolgedessen entschlossen, alle Vorbereitungen zu treffen,
die für ein Zurücknehmen der Kräfte aus dem St.-Mihiel-
bogen in Frage kamen.