Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

erlitten hierbei nochmals schwere Verluste. 1 Offizier und 
40 Mann fielen in die Hand der Sachsen. 
Ein größerer Vorstoß fand am 22. November unter 
Führung des Majors Meinhold gegen die russischen Vor- 
posten nördlich Grawa statt. Die feindlichen Stellungen 
wurden hier in einer Breite von etwa 300 Metern überrannt 
und vernichtet. 
Vom 23. November ab wurde der Abschnitt der 219. In- 
fanteriedivision nach Süden bis zum Großen Jägel aus- 
gedehnt. 
Am 6. Dezember traf die Eröffnung ein, daß mit Rußland 
Waffenruhe vereinbart worden sei. Die 219. Infanterie- 
division übernahm auch den nördlich angrenzenden Abschnitt 
für die in Riga zusammengezogene 20 3. Infanteriedivision. 
In den letzten Tagen des Jahres 1917 fanden an den von 
der Division bestimmten Verhandlungsstellen Unterhand- 
lungen mit den Russen statt. Durch einen Drahtzaun wurde 
die Demarkationslinie festgelegt. 
1918 
Der Beginn des Jahres 1918 sah die 219. Infanterie- 
division zunächst im Genusse des errungenen Sieges über 
den zahlenmäßig stärksten Gegner der Mittemächte. Die 
Nevolution in Rußland, welche dem Riesenreiche den letzten 
Stoß versetzte, stellte die deutsche Oberste Heeresleitung 
vor neue Aufgaben im Osten. 
Als sich die Friedensverhandlungen in Brest-Litowst zer- 
schlugen, baten die schwerleidenden Deutschen in Livland 
und Cstland das Deutsche Neich um Schutz und Hilfe 
gegen die Schreckensherrschaft im Lande. 
Um das alte deutsche Kulturland von einem unerträglichen 
Joch zu befreien und den Hilferufen seiner Bewohner nach- 
zukommen, befahl die deutsche Oberste Heeresleitung der 
achten Armee, zu beiden Seiten der Eisenbahn Riga—Pfkow 
vorzurücken und das Land zu besetzen. Durch raschen Vor- 
marsch sollten die feindlichen Stellungen überrannt werden. 
Die für die Operationen zusammengestellten beweglichen Ab- 
teilungen sollten auf den Eisenbahnen und Straßen vor- 
geschickt werden, um die Zerstörung der Bahnen und Kunst- 
bauten durch russische Räuberbanden zu verhindern. 
Die achte Armee verfügte über das Generalkommando des 
VI. Armeekorps und das Generalkommando LX und über 
die diesen unterstellten Truppen. 
Die 219. Infanteriedivision nahm unter dem Befehl des 
Ennerolkommandos des VI. Armeekorps an den Operationen 
teil. 
Am 18. Februar trat zunächst die der 210. Infanterie- 
division zur Verfügung gestellte verstärkte Sturmkompag- 
nie 18 als Abteilung von Winterfeld den Vormarsch an. 
Sie umfaßte lo Offiziere, 600 Mann, 15 Maschinen- 
gewehre, 1 Flammenwerferzug, 4 leichte Minenwerfer und 
hatte den Auftrag, in der Richtung Ramotzky—Wenden vor- 
zustoßen. Die bewegliche Abteilung von Arnim (Regiments- 
stab Reserve-Infanterieregiment 101, I. Bataillon Reserve- 
Infanterieregiment 101, 4. Eskadron Husarenregiment 18, 
Maschinengewehrkompagnie, Eskadron Garde-Reiterregi- 
ment, 1 Zug 1. Abteilung Ersatz-Fußartillerieregiment 48, 
1. Kompagnie Reserve-Pionierbataillon 17, 1. Kompagnie 
Landwehr-Pionierbataillon VII. Armeekorps, ½ Zug Fern- 
sprecherabteilung 219, leichte Funkerstation 304, Divisions= 
brückentrain 105, 1 Zug Sanitätskompagnie 404 und die 
Fuhrparkkolonne 8) wurde um das Gut Hinzenberg, die be- 
wegliche Abteilung Meinhold (III. Bataillon Infanterieregi- 
ment 391, 15 Meldereiter, 4. Eskadron Husarenregiment 19, 
1 Maschinengewehrtrupp der 1. Kavalleriedivision, 1 Zug 
3. Ersatz-Fußartillerieregiment 45, ½ Zug Fernsprechec- 
Abteilung 219, Nest Divisionsbrückentrain 35) um Bahn- 
bof Hinzenberg zusammengezogen. 
203 
Der Vormarsch der Division, welcher an Truppen, Pferde 
und Material infolge starker Marschleistungen, der Strenge 
des russischen Winters und der durch Schnee und Eis fast un- 
passierbaren Wege die höchsten Anforderungen stellte, gehört 
zu ihren denkwürdigsten Taten. 
Die einzelnen Tagesleistungen waren folgende: 
190. Februar: Um §,45 Uhr vormittags besetzte die Ab- 
teilung von Winterfeld den Bahnhof Segewald kampflos. 
Nach Aussagen von Landeseinwohnern war der Feind hier 
bereits am Tag zuvor abgezogen. Um 8 Uhr setzte die 
Abteilung den Vormarsch auf der Eisenbahn fort. Bei 
ihrem Eintreffen auf dem Bahnhof Lgat fuhr der letzte 
russische Zug dort ab. Am Abend wurde von den deutschen 
Truppen der Ammat-Abschnitt erreicht und der Bahnhof 
Namotzky besetzt. 
Die beweglichen Abteilungen von Arnim und Meinhold 
traten unter dem Befehl des Majors von Arnim 3,30 Uhr 
vormittags den Vormarsch auf der großen Straße Riga— 
Wenden an. 6,55 Uhr erreichten die Abteilungen Segewald, 
gegen Mittag Bahnhof Ligat und gingen westlich des Ortes 
zur Ruhe über. 
Die Vorhut unter Führung des Oberstleutnants Steinhoff 
(Zusammensetzung: Regimentsstab, I. und II. Bataillon 391, 
15 Meldereiter, Stab l, ½ 1. und ½ 2. Abteilung baye- 
risches Reserve-Fußartillerieregiment 2, Lichtmeßtrupp 81, 
Schallmeßtrupp 2 5) trat 8 Uhr vormittags bei Gut Hinzen- 
berg an. Sie erreichte mit der Infanterie und Kavallerie 
1 Uhr nachmittags Segeiald und die Gegend östlich davon 
und ging dort zur Ruhe über. 
Das Gros (der Rest der Division) wurde unter Führung 
des Oberst Conrad, des Kommandeurs der 47. Ersatzbrigade, 
im vorderen Teile des bisherigen Divisionsabschnitts südlich 
der großen Straße zusammengezogen. 
20. Febrnar: Die Abteilung von Winterfeld setzte den 
Vormarsch auf der Eisenbahn fort, durchschritt nachmittags 
Wenden und ging auf Schlitten in Richtung Wolmar vor. 
Sie nächtigte bei Lode. 
Die Abteilung von Arnim setzte sich in den Besitz von 
Wenden. Die Beute hier war erheblich. 
Die Abteilung Meinhold schied südlich Wenden aus der 
Abteilung von Arnim aus und bog auf Daugeet ab, wo 
sie zur Ruhe überging. Die Vorhut erreichte Ligat, das 
Gros die Gegend Segewald. 
21. Februar: Die Abteilung von Winterfeld erreichte 
Wolmar und trat hier unter den Befehl der 77. Reserve- 
division. 
Die Abteilung von Arnim gelangte bis Stürzenhof, die 
Abteilung Meinhold bis Krastin. 
Die Vorhut ging bei Daugeet, das Gros bei Ligat zur 
Rubhe über. 
22. Februar: Die Dioision erhielt den Auftrag, weiter 
nach Osten vorzudringen und möglichst so rasch vorzugehen, 
daß bis zum 28. Februar Werro erreicht wurde. 
Die Abteilung von Arnim war mit Teilen noch am 
21. Februar nach Smilten gelangt. Sie blieb hier halten. 
Der Feind hatte den Ort 1 ½ Stunden vorher mit schwachen 
Kräften, darunter schwerer Artillerie, verlassen. Es wurden 
etwa 100 Gefangene eingebracht, sowie Munition und Mate- 
rial erbeutet. 
Die Abteilung Meinhold verblieb mit den Hauptteilen 
in der Gegend von Krastin und schob schwächere Teile nach 
Simset vor. 
Von der Vorhut wurde unter Führung des Hauptmanns 
Werner eine Abteilung auf Wenden zur Abteilung von 
Arnim in Marsch gesetzt, während sie selbst den Marsch 
nach Osten fortsetzte und hinter der Abteilung Meinhold 
aufschloß. Das Gros rückte bis östlich des Ammat-Ab- 
schnitts vor.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.