Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

fanteriedivision in deren Abschnitt bis zum 5. Juli ab- 
zulösen habe. Zu diesem Zwecke wurde auch das Infanterie- 
regiment 472 auf das südliche Aisneufer verschoben. Nur 
dessen II. Bataillon blieb auf dem Biwaksplatze bei Villers 
la Fosse als Korpsreserve. 
Am 5. Juli übernahm die Division den Abschnittsbefehl. 
Der Divisionsstab bezog in Soissons Quartier. 
In der Nacht vom 5. zum 6. Juli wurde das II. Bataillon 
des Infanterieregimentes 472 aus der Gegend Villers la 
Fosse weggezogen und in der Mulde zwischen Vaux und 
Saconin und Breuil etwa 600 Meter südöstlich Vaur als 
Korpereserve bereitgestellt, um dem Gegner bei Durch- 
bruchsversuchen in Richtung Pernant entgegentreten zu 
können. 
In den folgenden Tagen blieb die Infanterietätigkeit 
auf beiden Seiten gering. Feindliche Streifen fühlten vor- 
sichtig vor. Die französischen Batterien legten Störungs- 
feuer gegen die Infanteriestellungen, das Aisnetal, in die 
Mulde von Pernant, sowie im besonderen nachts auf die 
Anmarschstraßen. 
Zwei in der Nacht vom 10. zum 11. Juli übergelaufene 
Franzosen sagten aus, daß der Feind sich zu starken An- 
griffen vorbereitete. Die Artillerie der Dioision erhielt des- 
halb am Nachmittag Befehl, am Abend und in der Nacht 
die voraussichtlichen Bereitstellungs= und Aufmarschräume 
in dem Grunde von Laversine einschließlich bis Ambleny 
sowie die Osthänge des Grundes bei Fosse en haut in zu- 
sammengefaßtem Feuer mit kräftigen Feuerwellen zu be- 
legen. Die Artillerieschutzstellung wurde mit Sicherheits- 
besatzungen besetzt, die 2. Eskadron des Husarenregiments 18 
nach Soissons zur Verfügung der Division herangezogen; 
die noch auf dem südlichen Aisneufer stehenden Bagagen 
wurden auf das Nordufer verschoben. Für alle Truppen 
wurde erhöhte Bereitschaft befohlen. Als Korpsreserve wurden 
im Bereiche der 241. Infanteriedivision zwei Infanterie- 
regimenter in der Gegend südlich Vaurx und bei Mercin 
bereitgestellt. Ole bisherige Korpsreserve, das II. Bataillon 
des Infanterieregiments 472, wurde Oiovisionsreserve. Auch 
an Artillerie traf Verstärkung ein. 
4. Die Abwehrkämpfe vor Soissons 
im Juli 1918 
Vorbereitungen für einen Angriff großen Stils konnten 
vor der Front der 241. Infanteriedivision beim Feinde zu- 
nächst nicht erkannt werden. Der Stellungsbau beim Gegner, 
vor allem der Bau von Hindernissen, ließ eber auf defen- 
sive als auf offensive Absichten schließen. Flieger= und 
Ballontätigkeit waren eher gemindert als gesteigert. Die 
Jahl der als feuernd erkannten Batterien vor der Dioisions= 
front war zurückgegangen. Das Auftreten einzelner feind- 
licher Offiziere und Mannschaften, zum Teil anders uni- 
formiert als die Stellungstruppe, die sich vielfach dreist 
und ungedeckt im Gelände bewegten, wurden als Vorberei- 
tung für eine Ablösung gedeutet. 
Dem Angriff ging weder ein Bekämpfen der deutschen 
Batterien, noch ein Sturmreifschießen der Stellungen vor- 
aus. Er wurde am 18. Juli "*,30 Uhr vormittags mit 
einem schlagartig einsetzenden Trommelfeuer der Masse der 
feindlichen Batterien gegen die Infanteriestellungen, das 
sofort in die Feuerwalze überging, begonnen. Die feindliche 
Infanterie, die schon vor oder gleichzeitig mit dem Einsetzen 
des Trommelfeuers angetreten sein mußte, war der Feuer- 
walze dichtauf gefolgt. 
Einige feindliche Batterien feuerten auf die Artillerie der 
Division. Andere gaben Streufeuer, mit Gas durchmischt, 
in die Pernant= und Saconinmulde ab. Die Feuerwirkung 
auf das weitere Hintergelände war anfangs gering, steigerte 
217 
sich aber im weiteren Verlauf des Angriffs. "*,45 Uhr 
ordnete die Diovision für die südwestlich Vaux stehende 
Dioisionsreserve (II. Bataillon Infanterieregiments 472) die 
erhöhte Gefechtsbereitschaft an. 
Das II. Bataillon Infanterieregiments 24, das an den 
Hängen 150 Meter westlich Vaux stand, wurde der Dioision 
auf Befehl der Gruppe unterstellt, das III. Bataillon In- 
fanterieregiments 396 in der Vaupbainstellung als Sicher- 
heitsbesatzung bereitgestellt. 
Um einer Umfassung des linken Flügels der Division vor- 
zubeugen, wurde das II. Bataillon Infanterieregiments 24 
unter Vorschiebung einer Sicherung nach der Saconin- 
stellung am Südausgang von Vaux bereitgestellt. 
Die Feuerwalze ließ sich bis an die Mulde von Saconin— 
Vaux verfolgen. Eine eigentliche dichte Feuerwalze ging nur 
über den Abschnitt des Infanterieregiments 474 und die 
linke Hälfte des Infanterieregiments 472 hinweg. 
Die feindliche Angriffsinfanterte (Franzosen, untermischt 
mit Schwarzen in brauner Uniform) fand im Grunde von 
Ambleny—Laversine—Cuxrry und in dem bochbewachsenen 
Gelände eine so gut gedeckte Bereitstellung, daß sie von den 
vorderen Posten nicht bemerkt wurde. Der Feind ging in 
dichten Schützenlinien, mehrere Wellen hintereinander ge- 
folgt von geschlossenen Abteilungen, größtenteils im Lauf- 
schritt vor. Nachdem die Stellung der 11. bayerischen In- 
fanteriedivision gegen 7,15 Uhr vormittags durchbrochen 
war, schwenkten rückwärtige Staffeln nach links ein und 
drangen westlich der Pernantmulde, in dieser und auf dem 
Höhenzuge zwischen Pernant= und Saconinmulde in Rich- 
tung auf das Aisnetal vor. Die Überzahl des von allen 
Seiten in den Abschnitt der 241. Infanteriedivision ein- 
dringenden Feindes und die Schnelligkeit, mit der er erschien, 
waren so groß, daß auch die zur Wirkung gekommenen 
Schützen und Maschinengewehre sich seiner nicht erwehren 
konnten. Anscheinend waren auch Maschinengewehrnester 
überrascht worden, ehe sie zur Feuereröffnung gelangten. 
Andere waren vermutlich von einzelnen, in der Bewachsung. 
sich anschleichenden Gegnern mit Nahkampfmitteln über- 
wältigt worden. Das I. Bataillon Infanterieregiments 474 
war als Reservebataillon des Regiments im südwestlichen 
Ende der Pernantschlucht mit Stab, 1. und 3. Kompagnie 
in einer Höhle, mit der 2. und 4. Kompagnie in dem west- 
lichen Zipfel der Schlucht untergebracht. Als der Feind 
dort erschien, hatten die Kompagnien schon ihre Alarmplätze 
westlich der Schlucht erreicht bzw. waren dort in der Ent- 
faltung begriffen. Uberraschend in der Flanke und von der 
Höhe südlich der namenlosen Ferme mit Maschinengewehr- 
feuer angegriffen, waren die Kompagnien anscheinend nicht 
zur Entwicklung gekommen. Der Bataillonsführer, Ritt- 
meister der Reserve Nupé, der mit wenigen Leuten zurück- 
kam, meldete, daß er der 1. und 3. Kompagnie den Befehl 
zum Gegenstoß gegeben hätte. Wie sich der Kampf abspielte, 
konnte nicht ermittelt werden. 
Im Abschnitt des Infanterieregiments 472 wurde der- 
Stoß aufgefangen. Es gelang hier, den Feind auf dem 
Höhemande südlich und südöstlich Le Soulier zum Stehen 
zu bringen. 
Inzwischen drang andere französische Infanterie im Rücken 
des Infanterieregiments 472 und in der Pernantmulde 
nach Nordosten vor. Der Feind stieß auf das Schloß 
Pernant, wo sich die Kommandeure der Infanterierregi- 
menter 474 und 472, die Majore Krantz und Oppermann 
befanden. Es konnte nur festgestellt werden, daß Major 
Krantz mit Maschinengewehren in den Kampf eingriff und 
der Artillerie noch Befehle erteilte. Weitere Nachrichten 
über das Schicksal der beiden Regimentskommandeure und 
ibrer Stäbe wurden damals nicht bekannt. Die in der 
Schlucht stehenden Batterien wurden nacheinander vom 
Feinde genommen. Von der 9. Batterie Feldartillerieregi-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.