Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

Am Morgen des 19. Juli setzte gegenüber dem neuen 
Divisionsabschnitt und dem der südlichen Anschlußdivisionen 
lebhaftes Artilleriefeuer ein. 
5,40 Uhr vormittags stieß der Gegner in tiefer Gliederung 
gegen die Infanterieregimenter 24 und 64 vor. Die Divi- 
sion blieb in vollem Besitz ihrer Stellungen. Auch bei der 
. bayerischen Infanteriedivision, die sich Tags zuvor hatte 
überrennen lassen, konnte der Feind keinen Boden gewinnen. 
In den Nachmittagsstunden stieß der Gegner erneut zum 
Angriff vor. Er wurde auch dieses Mal schon durch das 
besonders wirksam vom Nordufer flankierende Artilleriefeuer 
zum Scheitern gebracht. 
Am folgenden Tag griff 3,30 Uhr nachmittags der Feind, 
nachdem er sein Artilleriefeuer zu größter Heftigkeit ge- 
steigert hatte, nochmals an. Es gelang ihm, in die Stellung 
der Division beim II. Bataillon des Infanterieregiments 24 
einzudringen. Eine hier entstehende Panik führte zum Jurück- 
fluten der Truppen in Richtung Soissons. 
Als die nördlich der Straße Compiègne —Soissons stehen- 
den Alarmkompagnien der Division die rückläufigen Bewe- 
gungen südöstlich Mercin et Vaux beobachteten, glaubten sie, 
daß der Gegner bereits in breiter Front eingedrungen sei und 
gingen deshalb über die Brücke Bois Roger auf das Nord- 
ufer der Aisne zurück. 
Als gegen " Uhr nachmittags bei der Olvision die Mel- 
dung einging, daß Mercin et Vaux noch von den eigenen 
Truppen gehalten würde, erhielt die 246. und die 12. In- 
fanteriebrigade Befehl, alle zurückgegangenen Teile zu 
sammeln und die alte Stellung wieder zu besetzen. 
Da Infanterieregiment 473 meldete am Abend, daß es 
seine Stellung gehalten habe und daß auch die am Nach- 
mittag geräumten Stellungen wieder besetzt seien. 
Gegen 11 Uhr abends setzte der Gegner abermals nach 
einstündigem Trommelfeuer zum Angriff gegen das In- 
fanterieregiment 473 an. Auch dieser Angriff wurde von 
den Sachsen abgewiesen. - 
Der 21. Juli brachte einen feindlichen Vorstoß gegen den 
Pariser Berg. Der Gegner wurde glatt abgewiesen. 
An den folgenden Tagen flaute die feindliche Kampf= 
tätigkeit ab. 
In der Nacht vom 26. zum 27. Juli wurde mit der Ab- 
lösung der 241. Infanteriedivision durch die 211. Infan- 
teriedivision begonnen. Sie vollzog sich ohne Störung durch 
den Feind. Am 29. Juli wurde der Befehl im Abschnitt 
übergeben. Von den abgelösten Truppen blieben das In- 
fanterieregiment 473 als Sicherheitsbesatzung von Soissons 
unter dem Befehl der 211. Infanteriedivision, das Infan= 
terieregiment 472 als Korpsreserve an den Osthängen des 
Pariser Berges in der Gegend von Presle und La Buerie, 
die Pionierkompagnien 373 und 374 zur Verfügung der 
211. Infanteriedivision zurück. Die abgelösten Teile des 
Infanterieregiments 474 wurden in der Gegend von Braye 
(s Kilometer nordöstlich Soissons) gesammelt, wo sie in 
der Nacht vom 29. zum 30. Juli verblieben. 
Um Kräfte für die höhere Führung zu sparen, entschloß 
sich die Oberste Heereoleitung, die jetzige Front in den 
nächsten Tagen auf die Höhen nördlich der Aisne zurück- 
zunehmen. Mit dem Ausbau dieser neuen Stellung wurde 
im Raume Cuffies—Buchy le long der Stab der 241. In- 
fanteriedivision beauftragt. Die nicht eingesetzten Teile der 
Diovision Geldartillerieregiment 48, Fußartilleriebataillon 
102, die Lehr= und Sturmabteilung, das Infanterieregi- 
ment 474 und die Lazarette) traten den Marsch ins Etappen- 
gebiet der siebenten Armee an. 
Die Aufsicht über den Ausbau der Stellung wurde der 
246. Infanteriebrigade übertragen. Für den Bau standen 
nur zwei Tage zur Verfügung. Nur die wichtigsten Ar- 
beiten konnten in Angriff genommen werden. 
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Schon am 31. Juli trat die Division den Marsch ins 
Etappengebiet in die Gegend von Vervins an. 
Während der ersten Hälfte des August wurde dort von 
allen Truppen die Ausbildung betrieben. 
Am 20. August traf vom Oberkommando der neunten 
Armee der Befehl ein, daß die Fußtruppen der Division 
nach Crépy und Versigny (s. Skizze 101) mit der Bahn ge- 
fahren werden sollten. 
ODie berittenen Waffen brachen bei großer Hitze am 21. Au- 
gust auf und erreichten am folgenden Tage ihr Ziel. Die 
Fußtruppen wurden am 22. August mit der Bahn nach dem 
neuen Unterkunftsraum Brie—Crépy—Foudrain vorge- 
fahren. Am Nachmittage desselben Tages traf der ab- 
ändernde Befehl ein, daß die Division zur 18. Armee ver- 
schoben wurde. Die Eisenbahntransporte wurden infolge- 
dessen nach Fargniers und Tergnier umgeleitet. Die be- 
rittenen Truppen traten nach Eintritt der Dunkelheit den 
Marsch nach dem neuen Unterkunftsraum an. Zuerst wurde 
die 241. Infanteriedivision dem Armee-Oberkommando 18 
(III. Armeekorps) als Eingreifdivision unterstellt, dann über- 
nahm sie am 26. August den Abschnitt am Oise-Kanal west- 
lich von Chauny. 
5. An der Oise westlich von Chauny 
Am 28. August übernahm die 241. Infanteriedivision den 
Befehl im Abschnitt. Rechts war die Division an die 
22. Reservedivision, links an die 34. Infanteriedivision an- 
gelehnt. 
Die feindliche Artillerietätigkeit hielt sich in mäsigen 
Grenzen. Sie richtete sich mit Störungsfeuer gegen die 
Anmarschstraßen, Mulden und Ortschaften des Hinter-= 
geländes. 
Da für den Morgen des 30. August ein Großangriff 
gegen die neunte Armee, deren rechter Flügel die links- 
benachbarte 34. Infanteriedivision bildete, erwartet wurde, 
erhielt die Artillerie der 241. Infanteriedivision Befehl, den 
Nachbar durch Störungsfeuer zu entlasten. 
In den frühen Morgenstunden des 31. August gelang 
es einer stärkeren feindlichen Patrouille, auf der Grenze 
zwischen den Infanterieregimentern 472 und 473 über die 
Oise zu gehen und die dortige linke Flügelsicherung ge- 
fangen zu nehmen. Stärkere feindliche Kräfte gingen im 
Laufe des Vormittags über die Oise und drückten die Vor- 
feldbesatzung, von der ein Teil in Feindeshand fiel, auf 
die Hauptwiderstandslinie zurück. Am Nachmittag wurde 
das Vorfeld vom Infanterieregiment 472 wieder genommen. 
Am 3. September ging die 18. Armee in eine neue Stel- 
lung zwischen Béthancourt und Abbécourt (Ham—MAlllette- 
stellung) zurück. 
Die Herauslösung aus dem bisherigen Abschnitt erfolgte 
unter dem Schutze einer Nachhut in den alten Stellungen 
und der Korpoartillerie, die nördlich Chauny in Stellung 
gegangen war. 
Erst unter dem Drucke des Gegners wich die Nachhut, 
geführt vom Hauptmann Biehl, auf die Ham—ilette- 
stellung aus. 
Der Abmarsch der Dioision ging ohne Störung vor sich. 
Der Feind folgte zögernd. Beim rechten Nachbar, dem 
XVIII. Reservekorps, faßte der Gegner stärker an. Die 
Truppen dieses Korps wurden in die allgemeine Linie südlich 
Guiscard —Südwestrand Quesnyhöhen nordöstlich Grandru 
zurückgedrängt. Da der Gegner aber von weiteren Angriffen 
abstand, erhielt die 241. Infanteriedivision den Befehl, mit 
der Nachhut im Anschluß an die rechte Nachbardiovision, die 
22. Neservedivision, wieder vorzugehen, den Gegner zurück- 
zudrängen und in die Anie Baboeuf—Appilly die Wider- 
standslinie vorzuverlegen. Dieser Befehl wurde dem Führer
	        
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