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Durch Uberfall erstrebte man auf beiden Seiten den Erfolg.
Viel ernstere Gegner waren die Tschechen, die unter ihren alten
Offizieren mit dem Mut der Verzweiflung kämpften. Gut
geführt, mit fester Disziplin, arbeiteten sie „nach den neue-
sten preußischen Reglements“, wie sie selbst rühmten. Sie
brachten den deutschen Vormarsch mehrfach erheblich zum
Stocken. Bei den riesenhaften Entfernungen und der Schnel-
ligkeit des Vormarschs riß die Verbindung zwischen Leitung
und Truppe meist schnell ab. Aber das umsichtige und tat-
kräftige Handeln der deutschen Unterführer, die in über-
raschenden Lagen schnell zufaßten, ihre Selbständigkeit und
Verantwortungsfreude sicherten überall den schnellen Er-
folg. Deutsche Wachsamkeit und Zuverlässigkeit gewährten
auch später die Sicherung der Bahnlinien und der Nach-
richtenübermittlung. Glücklicherweise stellte sich das ukrai-
nische Bahn= und Fernverkehrpersonal fast restlos in den
Dienst der Mittemächte. Das pferdereiche Land ermöglichte
die Aufstellung berittener Infanterie und fahrender Abtei-
lungen, denen Panzerkraftwagen erhöhten Wert verliehen.
Die deutschen Kavalleriedivisionen fanden hier vor Schluß
des Krieges noch herrliche Betätigung. Die Deutschen be-
wiesen in der Ukraine, daß die Tatkraft der Führer und das
frische Draufgehen der Truppe noch voll erbalten geblieben
waren. Der heißersehnte Beiwegungskrieg wirkte sichtlich be-
lebend auf Führer und Mann. Leider entsprach der erhoffte
Zweck, Nahrung und Rohstoffe für die notleidende Heimat
in der Ukraine zu finden, nicht der großartigen kriegerischen
Leistung. Die Schuld trug die zerfahrene politische und
wirtschaftliche Organisation. —
In den letzten Monaten 1918 kam es in der neutralen
Zone östlich Charkow verschiedentlich zu Kämpfen mit Bol-
schewistenbanden, in die auch Teile der 45. Landwehrdioision
eingriffen.
Der Abtransport der Division setzte in der zweiten
Dezemberhälfte ein nach Überwindung großer Schwierig-
keiten, wie im allgemeinen Teil näher ausgeführt ist.
Die Nachhut, drei Bataillone, dabei der Diovisionsstab
und das Generalkommando des I. Armeekorps, mußte am
3. Januar Charkow räumen, nachdem bereits vorher starke
Bolschewistenkräfte, mit denen sich der Soldatenrat des
I. Armeekorps unvorsichtigerweise in geheimgehaltene Ver-
handlungen eingelassen hatte, die Großstadt Charkow be-
setzt hatten. In Viehwagen, ohne geregelte Transportver-
hältnisse, erreichten diese letzten Teile der Division über
Großrußland nach fünf schrecklichen Wochen bei Molo-
detschno das von Deutschen noch besetzt gehaltene Gebiet,
ein trauriger Schluß der mit seltenem Schneid aus-
geführten Eroberungsfahrt in die Ukraine.