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Die 47. Landwehrdivision
1. Im Westen bis Ende Mai 1917
Für die 47. Landwehrdivision verlief das ganze Jahr 1916
in eintöniger Ruhe in dem Abschnitt, den sie seit ihrer Un-
terstellung unter das XII. Reservekorps, Herbst 1014, be-
setzt hielt. An der Front Loivre-Brimont hat der Feind bis
zu seiner großen Reimsoffensive im April 1917 nur Ab-
wehrabsichten bekundet. Anfang 1916 schlief sogar die Pa-
trouillentätigkeit vor der Front der 47. Landwehrdivision
fast ein. Während des Großkampfes bei Verdun, von Ende
Februar bis in den Juni hinein, brachte der Franzose hier
die abgekämpften Truppen von Verdun zur Erholung untec.
Sogar von der Artillerie des Abschnitts führte er die besten
Batterien weg. Einzelne feuerten nur mit einem oder zwei
Geschützen.
Im Sommer 1915 brachte die Sommeschlacht mehrfache
Veränderungen in der Kriegsgliederung der Division und
in ihrer Zugehörigkeit. Ende August trat an Stelle des über-
geordneten Generalkommandos XII das Generalkbommando
Kühne, dann Siegert.
Vorübergehend erhielt von September zu Öktober auch
der Generalleutnant Müller, der Kommandeur der 47.
Landwehrdivision, den Befehl über die Gruppe A nordwest-
lich von Neims unter Beibehaltung seiner Diovision.
Am 1. Juli war die Kriegsgliederung der Dioision die
nachstehende. Sie umfaßte die 47. Landwehrbrigade mit
den Landwehr--Infanterieregimentern 104 und 106, jedes
zu drei Bataillonen und mit 12 Maschinengewehren aus-
gerüstet. Die andere Infanteriebrigade (29. Reservebrigade,
bestand aus dem preußischen Reserve-Infanterieregiment 20
und dem Regiment Kirsten (III. 102 und III. 103). An
sächsischen Truppen gehörten ferner dazu 1. und 2. Land-
wehreskadron XIX, das Landwehr-Feldartillerieregiment 10
mit drei Abteilungen zu drei Batterien (je vier Geschütze).
Die III. Abteilung hatte Haubitzen und wurde späeer weg-
versetzt. Von den vier schweren Batterien war die Batierie
494 sächsisch, ebenso die Minenwerferkompagnie 408 und
die 6. Kompagnie Pionierbataillons 22 und 1. Kompagnie
Reserve-Pionierbataillons 22. Dem Staffelstab 190 un-
terstanden sechs Kolonnen und drei Feldlazarette.
Aus der Sommeschlacht traf zuerst das sächtische Jägel-
bataillon 12 bei der Division ein und löste das nunmehr
völlig ausscheidende preußische Reserve-Infanterieregiment 20
ab. Mitte August wurde dann ein neues sächsisches Land-
wehr-Infanterieregiment im Bereiche des XII. Armeekorps
zusammengestellt. Die 47. Landwehrdioision gab dazu ein
Bataillon (je zwei Kompagnien der Landwehr-Infanteri:-
regimenter 104 und 106) unter Major von Pape ab. Das
Regiment erhielt Ende Monats die Bezeichnung Infanterie-
Regiment 391 und trat kriegsgliederungsgemäß in den Ver-
band der 47. Landwehrdivision. Für dasselbe wurde dem
Rekrutendepot der Division eine 5. Kompagnie angefügt.
In dem Unterkunftsbereich der Division herrschte garnison=
mäßige Ordnung. Die Quartiere waren mit sächsischer
Gründlichkeit eingerichtet und wurden mit Lust und Liebe
gepflegt. Die Landwehrmänner von 104 denken an
Bourgogne und Fresnes, die von 106 an Bourgogne
und Dorf Brimont, Regiment Kirsten an Pont Gi-
vart, Infanterieregiment 391 an Aumeénancourt gewiß
mit Freuden zurück. Es herrschte ein musterhafter Betrieb
allerorts, die furchtbaren Kehrseiten des Krieges fehlten
fast völlig, gute Bahnverbindungen hinter der Front er-
möglichten regelmäßige Ausnutzung des halbjährlichen Hei-
matsurlaubs, der Aufenthalt in der vorzüglich ausgebauten
Stellung war kaum mit größerer Gefahr verbunden als
im Ruhequartier, über welche die feindlichen Flieger von
Zeit zu Jeit ihre Bombengrüße abwarfen, übrigen z im Di-
visionsbereich 1916 auch fast ohne Verluste.
Anfang 1917 wurde es hinter der französischen Front
lebhafter. Große Vorbereitungen ließen schon im Februar
erkennen, daß hier ein Großangriff beabsichtigt war. Die
Division war darauf bestens vorbereitet. Sie sollte aber
eine Probe sächsischer Standhaftigkeit hier nicht ablegen
können. Am 19. Februar entführte sie der Befehl nach
St. Quentin. Ihre Stelle nahm die 43. Reservedivision ein.
Diese löste die beiden Landwehrregimenter in den nächsten
Tagen ab. Infanterieregiment 391 wurde erst später von
der 21. Infanteriedivision abgelöst. Dann folgten auch die
2. Eskadron Husarenregiments 20 und die beiden Pionier=
kompagnien der Division nach St. Quentin.
Die Division wurde dem Armeeoberkommando 2 unter-
stellt und zu Schanzarbeiten an der Siegfriedstellung heran-
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Skizze 108. Die 47. Landwehrdivision in Frankreich bis Frühjahr 1917
gezogen. Ende Februar war die Division in und um St.
Quentin vereint. Sie mußte auch bei der Jurückführung
der unglücklichen Bewohner von St. Quentin helfen. Die
Stadt kam in die vorderste Linie zu liegen und mußte na-
türlich geräumt werden, eine bittere Kriegonotwendigkeit.
Die Engländer haben sich dann im Sommer und Herbst
ein grausames Vergnügen daraus gemacht, die herrliche
Stadt über den Hauptern der deutschen Verteidiger syste-
matisch in Grund und Boden zu schießen, wofür wir jetzt
bezahlen dürfen.
Anfang März wurde die Division mehr südlich nach la
Fere gezogen. Vom 12. März ab besetzte die Didision den
Abschnitt Brissay—Andelin mit Teilen aller drei Regimen-
ter und ging am 14. März mit dem Divisionsstab nach
Nichecourt. Nebenbei wurde an der Siegfriedstellung mit
Aufbietung aller Kraft gearbeitet. Denn der allgemeine
Nückmarsch in diese Stellung sollte am 17. März bezinnen.
Noch waren im Vorgelände viele wichtige Sprengungen
zu erledigen und das arg im Rückstand befindliche Fern-
sprechnetz auszubauen. Alles klappte schließlich vorzünlich.
Die Vorposten der Division ließen die zurückmarschierenden