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Schlachtbericht selbst lautet nun in seiner interessanten un-
veränderten Fassung, die manchmal etwas ungelenk ist,
aber um so ungeschminkter den ehrlichen Unwillen des
ritterlichen Fürsten wiederspiegelt, folgendermaßen:
„Wie wir die ganze Nacht gezogen durch bose und enge
Wege, daß auch einer nach dem andern hat ziehen muessen,
dardurch sich verursacht, daß meine beide Spießerfahnen und
das eine Schutzenfehnlin sich dahinten verseumen muessen.
(Der Marsch ging durch die südlichen Ausläufer des un-
wegsamen, sehluchtenreichen Argonnenwaldes.) Und da der
Tag gleich hat anbrechen wollen, haben des Herrn Dhon
Francisco de Asto Reuter einen Baurn gefangen, der da
angezeigt und gesagt, daß im nechsten Dorf drei oder vier
franzosische Pferd liegen sollten, welchs Ohon Franeisco
de Asto mir durch ein Dolmetschen anzeigen lassen und
meinen Rath, was darinnen zu thuen sei, begehrt, dem ich
geantwort, daß ich nit mehr dann ein Schutzenfehnlin,
welchs ungefehrlich in die 200 stark wer, darauf er sich
verlassen mocht, bei mir hette; mit denselben wollt ich mit
ihme fortziehen und bei ihme, als ehrlichen Leuten zustehet,
handeln. Indeme seind wir fortgezogen und von Stund an
auf der Feind Wach gestoßen, denen wir alle mit einandern
nachgejagt. Und seind also die welschen Pferde an eine
Brucken kommen, daruber langsam zu reiten gewesen.
Letzlich hab ich einen Furt gefunden (welleicht am Ornain
oder Saulrfluß, die Moritz beim Anmarsch auf Vitry pas-
sieren mußte), dardurch ich mich mit meinen Reutern mit
Noth gearbeit, welchs sich als lang verzogen, daß die Feind
aufkommen sein, doch die Flucht nach Vieri geben. Als-
bald aber die Welschen im Dorf (ovielleicht das Dorf
Vitry-le-brulé bei der Stadt Vitry-le-Frangois) erschienen,
seind sie zum Theil in die Heuser gerennt, uber
die Wegen und Karren gefallen, anfahend zu
plundern. So hab ich mit dem einen Schutzen-
fehnlinden Feindenbisandie Stadtangehangen,
daselbst auch der Welschen wenig gewesen, und welche unter
denen ein Roß oder sust ichts bekommen, sind zuruck zu den
andern ins Dorf zogen. Die Feind haben sich aber aus der Stadt
zu Roß und Fuß so stark gethan, daß ich um Besorg
willen, daß mir die Schutzen zu Fuß in hohlen Greben
und Weingerten merklichen Schaden thun mochten, mich
wiederum zuruck auf eine Hohe und Bloße in ein Vorteil
bab weichen muessen. Nichts dester weniger hab ich mit
den Meinen und Welschen, der doch ungefehrlich uber 30
nit gewesen sein mogen, fur und fur mit den Feinden ge-
scharmutzelt. Uber etlich Zeit, da sein die andern meine
3 Fehnlin ankommen; do bin ich durch die Meinen bericht
worden, daß die Feinde die Stadt verlassen und abziehen.
Indem ist der Dhon Francisco de Asto herbeikommen, der
doch uber 150 Pferd bei sich nit gehabt, mit deme ich
sammt allen meinen Reutern auf einer Hohe den Feinden
furzuziehn gezogen. Da wir zu End des Bergs bommen,
ist schwerlich herabzureiten gewesen, indeme die Feind hef-
tig vorgezogen und wir uns aufs eilenst, als wir vermocht,
herabgefurdert. Und da hab ich mit den beiden Schutzen-
fehnlin, als die zwen Spießerfahnen aus den Weingerten
gewesen, darein gehauen; und do ich in die Feind gesetzt,
haben die Welschen auch fortgesetzt, die Feinde durchs Dorf
gestochen, viel erwurgt, ein Froße Anzahl ins Wasser ge-
notigt, die ertrunken sein. Da wir zuruck gezogen, haben
etlich von den Feinden, die in der Eil nit erstochen sein
worden, die Kirchen eingenommen, sich allda gewehrt, daß
man funf Fehnlin Knecht und zwei Stuck Buchsen hat
holen muessen; wiewohl ich sie mitelerweil durch Rath der
andern Herrn etlich mal hab auffordern lassen, daß sie
sich in E. Kais. Maj. Gnad und Ungnad geben sollten, welchs
sie geweigert, dardurch sie Ursach geben, E. Kais. Maj. Re-
putation zu erhalten, daß sie alle erstochen sein worden.
Uber diesem allen bin ich mitsammt meinen
sein, ungezweifelt,
Reutern bis in die 24 Stunden auf den Rossern
geritten und gehalten, mich keins Plundern
angemaßt. Nachfolgends, da alls geschehen, bin ich
der letzt in die Stadt geruckt, hab auch weder
Weib oder Kind, wie mir will auferlegt werden, be-
leidigt, han auch sust kein tots Weib noch Kind gesehen.
Wohl hab ich den Tag, da die Welschen ihre Ge—
fangnen zu der Stadt hinaus beleit, zwei
Weiber auf Pferden sehen fuhren; was aber die
Welschen damit begunst, ist mir verborgen. Und daß ge-
sagt will werden, daß die Welschen diese That gethan,
haben E. Kais. Maj. sich leichtlich aus diesem zu erkunden,
denn alle die Welschen, die bei uns gewesen, seind in der
Stadt bei uns geblieben, die darnach mit dem Viceroi nach
dem Leger gezogen; waser Anzahl derselbigen gewesen, wird
derselb Viceroi E. Kaif. Maj. wohl berichten konnen. Darzu
ist der Dhon Franciogo de Asto zu mir geritten, von mir
Urlaub zu nehmen, als er hat wollen aufsein. Waser An-
zahl Herr Dhon Francisco de Asto gegen mir genennt hat,
so er noch bei sich hab, wird er E. Kais. Maj. auch wohl
sagen konnen. So mag E. Kais. Maj. Markgraf Albrechten
von Brandenburg und Graf Wilhelmen von Furstenberg,
welche mit den Knechten hernach gezogen sein, befragen,
was sie fur Neuter, die in der Stadt geplundert, befunden
haben. ODehgleichen ist sich an den teutschen Obersten, die
allhie blieben und wohl gesehen, wer die Plunderung, auch
Weib und Kind ins Leger gebracht, desselben auch nach
Nothdurft leichtlich zu erkunden. Aus welchem allen
E. Kais. Maj. wohl befinden werden, welche dem
Plundern oder die Feinde zu erlegen obgelegen
E. Kais. Maj. werden in Erfahrung
kommen, daß wir uns dem alten der ehrlichen
Teutschen Gebrauch nach gehalten haben, den
Feinden obgelegen und uns keins Plunderns
angenommen. Daß die Stadt verbrannt, die Schuld
mir noch den Meinen kann nit zugemessen werden, denn
dieweil ich mit den Feinden gehandelt, ist die Stadt an-
gangen, die ich durch die Meinen neben den teut-
schen Knechten, sovielmoglich, hab helfenretten
lassen. Do es auch nit beschehn, hetten wir uns des
Feuers hakber so lang darinnen nit erhalten mogen. Fol-
gends seind etlich in meiner Reuter Losamenter eingelegt
Feuer gefunden worden, daß die Stadt also von
sich selbs angangen, das mir treulich leid ge-
wesen, dann ich fur mein Person, do ich die
Reuter hinein gefuhrt, die darinnen haben bleiben
sollen, mit Noth dem Feuer entrunnen bin. Und
beschwert mich nit wenig, da es wohl zugeht,
daß es ander Leut sollen gethan haben, so es
aber ubel zugeht, daß es auf uns Teutschen
muß gelegt werden.“
Es war die gerechte Entrüstung eines wackeren deutschen
Reiterherzens, die unsern Moritz so warm und nachdrück-
lich gegen fremde Verleumdung für die Ehre seiner Soldaten
eintreten ließ; und wir Zeitgenossen des letzten Weltkrieges
können feststellen, daß die gemeinen, tückischen Verleum-
dungen, die uns Deutschen das zuschieben, was die Wel-
schen und ihre Genossen wirklich taten, auch schon vor
370 Jahren ihre Vorläufer hatten.
Eine Folge des glücklichen Vorstoßes Moritzens war das
Schwinden der Entsatzmöglichkeit für St. Dizler, das einen
Monat später kapitulierte; dadurch wurde Kaiser Karls
weiteres Vorrücken ermöglicht. Karl zog über Vitry, Moritz
über Bar-le-Duc. Die üblichen Nöte der Soldzahlung
blieben letzterem nicht erspart; kräftig nahm er sich auch
seiner Reiter bei ihren gerechten Beschwerden wegen schlech-
ter Quartiere in Bar-le-Duc an. Nördlich der Marne rückte
man dann westwärts bis Chateau-Thierry, schwenkte aber,
da das französische Heer herankam und der Handstreich