auf Paric nun aussichtslos mar, nordwärts ab, und er-
oberte am 12. September Solsions, wobei Moritz mit den
Seinen auch beteiligt war und den Oberbefehl in der er-
oberten Festung übernahm. Aber bereits eine Woche
darauf schlossen Karl V. und Franz I. von Frankreich den
Frieden von Crépy (nordwestlich von Laon) und das Heer
zog heim.
Die folgenden Zeitläufte stellten Sachsen und seinen
jungen Fürsten vor eine schwere Entscheidung: die Wahl
zwischen seinen protestantischen Glaubensgenossen und Ver-
wandten und deren Gegner, dem Kaiser Karl. Moritz war
entschlossen, sich und seinem Volke die Grundwahrheiten
des evangelischen Bekenntnisses zu bewahren, hielt sich aber
frei von dem Hasse der meisten damaligen Protestanten
gegen die katholische Kirche, frei besonders von der be-
schränkten Strenggläubigkeit seines ernestinischen Vetters,
des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen. Nachbar=
liche Reibereien, wie die Wurzener Fehde 1542, hatten
schon früher beige ra-
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Philipp von Hessen, der sich auf Moritzens Vermittlung
hin dem Kaiser unterwarf, den aber Karl in Gefangenschaft
behielt trotz der sächsischen Fürsprache. Zunächst übernahm
Moritz aber noch die Vollstreckung der Reichsacht gegen
die im Widerstand gegen Karl beharrende Stadt Magde-
burg und andre norddeutsche Reichsstände, wodurch er
Gelegenheit bekam, stärkere Truppenverbände zusammen-
zuhalten, ohne zunächst Argwohn zu erregen. Aks die Unter-
werfung Magdeburgo, das er schonend behandelte und in
seinem Glauben unbehelligt ließ, ihm die freie Verfügung
über seine Truppen gestattete, ein Bund mit andern deut-
schen Fürsten ihm Rückhalt bot und ein Vertrag mit König
Heinrich II. von Frankreich den Kaiser Karl auch ander=
weit bedrohte, machte sich Moritz, der die Unzuverlässigkeit
welscher Versprechungen erfahren hatte, zum Vertreter des
allenthalben im Reiche sich regenden Unwillens gegen das
Schalten und Walten der fremden Ra:geber Karls, vor
allem des Herzogs von Alba und Granvellas. Siegte jeßzt
gen, die Stimmung zwi-
schen beiden Linien des
Hauses Wettin zu ver-
schärfen, und als es 1546
zum Bruche zwischen
dem Kaiser Karl V. und
den im schmalkaldischen
Bunde vereinigten Pro-
testanten kam, trat Mo-
ritz, um sein Herzogtum
Sachsen nicht in den
drohenden Strudel hin-
einreißen zu lassen, auf
die Seite seines katho-
lischen Reichsoberhaup-
tes und dessen Bruders,
des Königs Ferdinand
von Böhmen, also nicht
als Kämpfer gegen den
Protestantismus, son-
dern als gehorsamer
Reichsfürst, der zugleich
seines Hauses und seines
Volles wahre Incteres=
sen nich: kirchlichem Fa-
na. ismus opfern wollte.
Moritz und Johann Friedrich rückten gegenseitig jeder in des
andern Gebiet; Moritz besetzte 1546 das Vogtland und Teile
des Erzgebirges, der Kurfürst zog im Januar 1547 gegen
Leipzig, das seiner dreiwöchigen Belagerung standhielt. Als
aber fast das ganze Herzogtum besetzt war, Johann Fried-
rich am 13. April selbst vor Dresden erschien, kam endlich
Ferdinands und Karls Hilfe und rückte zusammen mit
Moritz von Eger nordwärts über Nochlitz und Lommatzsch
gegen die Elbe vor, während der Kurfürst auf dem rechten
lfer elbabwärts bio Mühlberg zog. Hier ereilte ihn sein
Verhängnis. Sorglos und die Meldungen der Feindesnähe
nicht beachtend, entschloß er sich am 24. April 1847 erst
nach dem Gotteodienst und Frühstück zum Weitermarsch.
Die Benutzung einer Furt bei Schirmenitz und die Weg-
nahme der kurfürstlichen Schiffe ermöglichte aber den un-
erwarteten Übergang der Kaiserlichen; Johann Friedrichs
Rückzug geschah planlos, sein Heer löste sich auf, im Ge-
tümmel fiel er selbst, dem ein Sibelhieb die linke Backe
zerfetzte, in des Kaisers Hand. Die Festung Wittenberg
mußte am 10. Mai 1847 kapitulieren: die Kurwürde
und beträchtliche Gebietsteile der Ernestiner fielen an Moritz,
der aus einem Herzog nun zum Kurfürsten von Sach-
sen wurde. Seine Siegeosfreude wurde aber gestört durch
die Behandlung seines Schwiegervaters, des Landgrafen
Die Ehrenberger Klause bei Reutte in Tirol
Karl auch über diese neue Fürstenopposition, so war die
spanische Gewaltherrschaft in Deutschland befestigt, die auch
durch des Infanten Philipp Nachfolge auf dem Kaiserthron
dauernd gemacht werden sollte, und für den deutschen Pro-
testantismus, für deutsche Glaubensfreiheit hatte die letzte
Stunde geschlagen. Sachsen und sein Kurfürst wurden
ihre Retter. Daß nicht gegen das Reich sich des Kurfürsten
Schritt richtete, zeigt sein Verhalten gegen den römischen
König Ferdinand; denn mit ihm betrachtete er sich nicht
im Kriegozustand befindlich.
Im März 1552 zog das sächsische Heer durch Thüringen
nach den Maingegenden, hessische und brandenburgisch-kulm=
bachische Truppen stießen zu ihm. Zaudern und unschlüssiges
Abwarten war nicht Moritzens Sache. Bereits am §. April
rückte er in Augsburg ein. Verhandlungen wurden an-
gebahnt; um bei ihnen aber größere Erfolge in die Wag-
schale werfen zu können, drangen am 10. Mai Moritz und
seine Verbündeten im Lechtale südwärts über Kauf-
beuren nach Füßen, oberhalb dessen man feindliche Ver-
schanzungen erstürmte und den Marsch nach Tirol hinein
erzwang. Bei Reutte, wo sich das Lechtal etwas weitet,
wurde der Feind abermals geworfen, doch oberhalb Reutte
sperrte die berühmte feste Pforte Tirols, die Ehren-
berger Klause, die hinter Reutte vom Lechtal abzweigende