Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

mit e. Vermögen: im Geschäftsjahr 1018: im 1. Vierteljahr 1919: 
  
bis 1000 M. 38 Siedl.-Bewerber 37 Siedl.-Bewerb. 
von 1— 3000, 32 „ 52 „ 
„ 2— 4000 „ 18 » 33 „ 
„ 3— 5000 „16 » 21 » 
»4—6000»18 » 17 » 
5—7000»16 » 14 » 
-» 6—8000 « 6 77 8 » 
7— 9000 7. 3 « 17 » 
s» 8—10000 7“ 1 7 1 » 
,»9—12000»5 » 15 „ 
71 15000 77 2 77 6 11 
71 20000 tt 1 —11 2 1 
» 25000 7. . » 1 » 
77 30000 « 2 11 1 « 
50000 ''oo 77 1 77 
Davon entfallen auf insgesamt 
Landwirte 23 » 18 „ 41 
Gärtner 6 „ 12 „ 18 
Handwerker 60 » 94 „ 154 
landw. Arbeiter 14 » 14 „ 28 
sonstige Arbeiter 30 „ 31 „70 
Mittelstand 39 » 34 „ 173 
384 
Ungefähr 250 Bewerber waren mittellos. 
Wenden wir uns zur Tätigkeit der 
Landessiedlungsgesellschaft, 
so ist vorerst zu bemerken, daß seit 1. März lolg die 
L.-S.-G. in enge Verbindung mit dem Landeswohnungsamt 
getreten ist, indem seitdem der Vorsitz im Aufsichtsrat an 
den Leiter dieses Amtes, Herrn Geh. Regierungsrat 
Dr. Vollmer, übergegangen ist, die Fühlungnahme mit 
der Landessiedlungsstelle, deren Leiter bisher den Vorsitz 
führte, ist durch Teilnahme ihres Leiters an den Sitzungen 
des Arbeitsausschusses und des Aufsichtsrates der L.-S.-G. 
gewahrt. 
Die L.-S.-G. führt nämlich ihre Geschäfte durch einen 
Aufsichtsrat, 
1. Vorsitzender desselben ist Geh. Regierungsrat Dr. Voll- 
mer, Dreeden, 
I. stellvertretender Vorsitzender desselben ist Oberbürger- 
meister Dr. Blüher, Dreoden, 
2. stellvertretender Vorsitzender desselben ist Geh. Kommer- 
zienrat Marwitz, Weißer Hirsch, 
Mitglieder sind im übrigen Vertreter des Ministeriums des 
Innern, des Finanz= und Wirtschaftsministeriums, der Lan- 
desversicherungsanstalt, der Bezirksverbände, der bezirks- 
freien Städte, sonstiger Städte mit revidierter Städteord- 
nung, des Landeskulturrates, der Stiftung Heimatdank, 
des Frauendank, des Landerverbandes der Bodenreform, 
des Verbandes der sächsischen gemeinnützigen Bauvereini- 
gungen, der Gemeinnützigen Aktiengesellschaft für Angestell- 
tenheimstätten, des Landwirtschaftlichen Kreditvereins u. a. m., 
darunter die Vertrauensleute der Siedler und neun Ver- 
treter der sonstigen Gesellschaften. — Diesem, dem Auf- 
sichtorat, stehen zur Erledigung der Geschäfte zur Ver- 
fügung ein zehngliedriger Arbeitsausschuß, ein siebengliedri- 
ger Siedlungsausschuß und ein dreigliedriger Prüfungs- 
ausschuß sowie zwei Geschäftsführer. 
Das Geschäftsvermögen ist auf die Höchstsumme von 
6261230,64 Mark vorgesehen, welches in vier Raten ein- 
zuzahlen ist, drei Raten wurden bis Mitte Oktober 1919 
eingehoben. 
Das hauptsächlichste Betätigungsgebiet war zunächst die 
Finanzierung von Siedlungen, während des militärischen 
Bauverbotes galt es vorzugsweise nur Siedlungswerbern den 
Erwerb vorhandener Siedlungen zu erleichtern, zum Teil 
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wurden Kriegsteilnehmern feste Darlehen zur Ansiedlung 
gewährt, zum Teil ihnen Zwischenkredit bewilligt. 
Weitere Gegenstände der Betätigung waren der Ausbau 
der inneren Organisation: Dienstanweisung für die Ge- 
schäftsführer, Geschäftsordnung für den Aufsichtsrat, Fest- 
setzung der Beleihungsbedingungen. 
Der Geschäftsführung wurde die Befugnis eingeräumt, 
neben der Finanzierung auch Bodenpolitik zu treiben, 
man beschloß, eventuell auch selbständig Land anzukaufen 
bzw. Landankäufe Kriegsbeschädigten in besonderen Fällen 
zu ermöglichen, auch Geld zu den Aufschließungsbosten für 
Land zur Verfügung zu stellen. 
Die L.-S.-G. trat in Beziehung zur Gemeinnützigen 
Aktiengesellschaft für Angestelltenheimstätten, man beschloß 
ferner, sich mit der Förderung von Kleingartenanlagen zu 
befassen, es wurde ein „Merkblatt für die Organisation der 
Ansiedlung in Sachsen“ ausgegeben. Durch Vorträge und 
Mitteilungen an die Presse wurde über die Ansiedlung, ins- 
besondere über deren Bedeutung für die Landwirtschaft Auf- 
klärung verbreitet. 
Die L. S. G. hat den Gemeindebesitz der Gemeinde Auers- 
walde, einem Dorfe nördlich von Chemnitz, soweit er für 
die Errichtung einer Siedlung in Frage kommt, übernommen, 
um davon nach Bedarf der Heimstättengesellschaft in 
Sachsen (ogl. Seite 320) oder der Bezirks-Siedlungsgesell- 
schaft Flöha (vgl. Seite 324) Land für die Ansetzung ihrer 
Siedler zur Verfügung zu stellen. Durch Zukauf eines 
weiteren Bauerngutes umfaßt dieser Besitz annähernd 
500 000 Quadratmeter. 
Auf der Gesellschafterversammlung am 15. Mai 1910 
wurde laut Mitteilung der geitschrift für Wohnungswesen 
lolg S. 287 beschlossen, das Anerbieten des Wirtschafts- 
ministeriums anzunehmen, wonach das „Sächsische Heim“ 
zum gemeinnützigen Unternehmen im Sinne des Reichs- 
siedlungsgesetzes erklärt werden soll. Da der Landlieferungs- 
verband ebenfalls inzwischen gegründet worden ist, dürfte 
die sächsische Ausführungsverordnung zum Reichssiedlungs- 
gesetz demnächst zu erwarten stehen. 
Noch ist einer wichtigen Entschließung der Landessied- 
lungsgesellschaft „Sächsisches Heim“ und der Bezirkssied- 
lungsgesellschaften — nach „Bodenreform“ lglo Heft 12 
S. 187 vom 31. Mai lolg — zu gedenken. Sie wurde 
der Sächsischen Regierung mit der Bitte um Weitergabe an die 
Reichsregierung übermittelt und lautet: 
„Die Vertreter der L.-S.-G. und der Bezirkssiedlungs- 
gesellschaften sehen in der in § 6 des Kapitalabfin- 
dungögesetzes festgelegten Frist von zwei Jahren, inner- 
halb welcher die Weiterveräußerung und Belastung der 
Grundstücke nur mit Genehmigung zulässig ist, einen un- 
genügenden Schutz gegen spekulative Ausbeutung des 
mit Hilfe öffentlicher Körperschaften erworbenen Grund- 
besitzes. Sie fordern deshalb bei Begründung einer Krieger- 
heimstätte mittels Kapitalabfindung die grundbücherliche 
Eintragung eines unbefristeten Rückkaufsrechtes 
zugunsten einer öffentlichen gemeinnützigen Siedlungsgesell- 
schaft, im Ausschlagsfall zugunsten der Gemeinde 
Besondere Erwähnung verdient es, daß neuerdings zur 
Erprobung der Lehmbauweise durch die Gesellschaft in 
Rähnitz und in Omsewitz Häuser in dieser Bauweise er- 
richtet werden. Siehe S. 325. 
Im Blick aufs Ganze steht vor uns ein wohldurchdachtes 
Gefüge, hinter dem sich eine gewaltige und stetig wachsende 
Einzelarbeit verbirgt. Sein Schöpfer, der Leiter der Landes- 
siedlungsstelle, hat nicht verfehlt, durch Vorträge — so am 
26. November 1017 in der Versammlung der Sachsischen 
Allgemeinen Bürgermeistervereinigung, am 15. Dezember 
1917 in einer Versammlung von Vertretern der Amts- 
hauptmannschaften — mit seinem Werke bekanntzumachen.
	        
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