so vieler kleiner Opfer, die gebracht wurden von solchen,
die es nicht vom Überfluß gaben, denken all der kraft- und
zeitraubenden Bemühungen, die im Dienste der Sache nicht
gescheut wurden — freilich der Dankesschuld ist damit
gewiß noch immer nur unvollkommen Genüge ge-
tan angesichts der Größe der Opfer an Leben, Gesundbeit,
Gut und Blut derer, die fürs Vaterland die vielen Jahre
hindurch die Gefahren, Mühen und Entbehrungen auf sich
nahmen, bis die Übermacht der Verhältnisse und Umstände
und die Arglist unserer Gegner die Widerstandskraft von
innen heraus gebrochen hatten, vor allem aber eins: blingt
nicht doch auch ein Ton des Vorwurfs dabei mit, des
Vorwurfs, daß die große Sache solcher Mühe bedurfte,
ehe sie in die Bahn der Verwirklichung geleitet werden
konnte? Dieser Vorwurf zilt einmal der Verständnislosig=
keit weiter Kreise
gegenüber dem, wo:
rum es sich handelt —
unserem Volke fehlte
der Blickfür die staats-
bürgerlichen Notwen-
digkeiten — der Vor-
wurf gilt denen, die
dieser großen Sache
bedauerlicherweise
entgegenwirkt, wir
denken der Wendung:
die Kriegerheimstät-
tensachesei „minderen
Rechtes“, gedenken
der Beschränkung der
freihändigen Ver-
äußerbarkeit der
Heimstätten auf nur
zwei Jahre beim Kapitalabfindungsgesetz, eines Umstandes,
der gerade die Hauptsache betrifft, dle in der Art der
dauernden Bindung gesicherte Ausschaltung der gemein-
schädlichen Spekulation — wer damit rechnet, sein Anwesen
nach zwei Jahren günstig zu verkaufen, denkt gar nicht
daran, hingebende Arbeit in solch ein Anwesen zu stecken,
und die Nachbesitzer wohnen dann wieder auf teurem
Grunde und das Übel in größer als zuvor — wir denken
endlich des Mangels an Entschlußkraft der maßgebenden
Stellen im Reiche, die die Verabschiedung des ersirebten
Reichsgesetzes immer und immer nicht herbeizuführen ver-
mochten, eine verhängnisvolle Verzögerung, weil sie Un-
zufriedenheit, Mißmut, Mißtrauen gerade bei denen er-
weckte, denen ein solches Gesetz die Widerstandskraft zu
stärken berufen gewesen wäre.
So kam es und ist es Tatsache, daß im Blick aufs Ganze
wir doch immer erst von Vorarbeit sprechen können,
von Vorarbeit, die erkennen lehrt, wie wichtig die ab-
schließende Regelung der Angelegenheit durch ein groß-
zügiges Reichsgesetz doch nach wie vor ist, ein Gesetz,
welches das Wesen der Heimstätten erst voll verwirklicht
und auch in geldlicher Hinsicht das Maß der Mittel ge-
währleistet, ohne welches der große Gedanke nur unvoll=
kommen zum Schaden seiner selbst sich auswirken würde.
Gleichwohl wäre es nicht recht, sollten Vorwurf und Be-
mängelung das letzte Wort sein. Neben diesem Unerfreu-
lichen ist doch auch anzuerkennen als erfreulich die er-
ziehliche Wirkung, die die Verbreitung des Gedankens
der Kriegerheimstätten in weiten Kreisen unseres Volkes
ausgeübt. Unser Volk hat zugenommen an Verständnis für
die Lebensnotwendigbeiten. Der Krieg selbst hat nicht wenig
dazu mit beigetragen, die Einsicht zu wecken in den Wert
der eigenen Scholle mit ihrer Möglichkeit der Selbstoersor-
gung. die Lust zu landbebauender Tätigkeit, die Freude am
Schaffen in unmittelbarer Verbundenheit mit der Natur,
Kriegersiedlung Oelsnitz i. V.
Entwurf von Architelt Zerrgibl, Kamenz
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der Urquelle aller Kraft, hat unverbennbar zugenommen.
Und in den Kreisen der Gesetzgeber haben die von der Bo-
denreform gepredigten Wahrheiten, ihre Vorschläge von
Mitteln zum Ausschluß der volksverderbenden Spekulation:
Erbbaurecht, Wiederkaufsrecht, Vorkaufs-
recht, Enteignungsrecht doch entschieden auch an An-
erkennung und Beachtung gewonnen, vor allem ist über-
haupt der Gedanke des Siedelns Gemeingut des
Volkes geworden.
So ist es zwar nur erst Vorarbeit, um die es sich handelt,
aber zielbewußte, auf bewährte Erfahrung gegründet, daher
segen- und erfolgverheißende für die Jeit, wenn unser schwer
heimgesuchtes Volk nach der aufregenden geit des Krieges
und der Umwälzung sich erst wieder selbst gefunden haben
wird. Gerade die Auswirkung des Gedankens der Heim-
stätte an Hand der
erlassenen Gesetze und
die geschaffenen Ein-
richtungen werden be-
rufen sein, dem Wie-
deraufbau unseres ge-
samten Volks= und
Staatslebens in wei-
testgehendem Maße
geradezu als Vor-
aussetzung und
Vorbedingung zu
dienen. Wie die
Schaffung des er—
strebten Gesetzes ge-
eignet ist, das Für-
einander aller Glieder
unseres Volkes zu
lebendiger Betätigung
zu bringen, so wird seine Verwirklichung wesentlich dazu
beitragen, einen vielseitigen Ausgleich der Interessen
und die so dringend nötige soziale Versöhnung auf
dem Grunde einer bodenständig gegründeten Kul-
tur herbeizuführen.
Sachsen voran auf dem Wege der
Kriegerheimstätten,
wir haben diesen Beitrag so überschrieben in dem Sinne,
daß wir meinen, daß tatsächlich es gleichwohl so ist:
unser Sachsen steht in wichtigen Punkten bei dieser Frage
voran.
Zunächst ist Sachsen schon rein zeitlich mit am ehesten
hervorgetreten in ganz Deutschland. Im Dezember 1915
war bereits die Denkschrift der Zentralstelle für Wohnungs-
fürsorge über Ansiedlung erschienen, nachdem schon bei
Gründung des Heimatdank am 11. Juni 1915 der Sied-
lungsaufgabe gedacht worden war, und bereits am s. Mai
lol#é war das Sähchsische Ansiedlungsgesetz Tatsache ge-
worden.
Sodann zeichnet sich unser Sachsen aus durch die
Gründlichkeit und Vielseitigkeit der Bearbeitung des zu ver-
wirklichenden Gedankens. Wir haben gezeigt, wie eine Zu-
sammenarbeit aller Instanzen stattgefunden in gegenseitiger
Fühlungnahme und Ergänzung in edlem Wetteifer.
Endlich dürfte auch das, was geschaffen worden —
wir meinen die Art der gesetzlich begründeten Organisation —
als musterhaft und vorbildlich zu bezeichnen sein, zumal da
es dem wichtigen Gesichtspunkte der Gemeinnützigkeit des
Unternehmens unter grundsätzlicher und dauernder Fern-
haltung spekulativer Sonderinteressen wirksam begegnet.
So meinen wir, besteht der Ausdruck:
Sachsen voran auf dem Wege der
Kriegerheimstätten,