Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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recht verstanden, wohl zurecht. Schade nur, daß Bau- 
teuerung und Streiks, namentlich in der Kohlen— 
förderung, die volle Verwirklichung der Siedlungs- 
absichten so außerordentlich nachteilig beeinflußt haben. 
Aber auch ohne Hemmungen und Erschwerungen solcher 
Art wird eine volle Wirkung doch erst dann erzielt werden, 
wenn unsere sächsischen Gesetze und Einrichtungen ein- 
geordnet sein werden in das erstrebte 
Reichsheimstättengesetz. 
Am 21. Juli lolo gab Reichskommissar Dr. Preuß in 
der Nationalversammlung die Erklärung ab (siehe „Boden- 
reform“ Nr. 15 vom 5. August 1910 S. 225);: 
„Der Entwurf eines Kriegerheimstättengesetzes ist im 
Reichsjustizministerium fertig und den Staatoministern 
mit der Bitte um möglichste Beschleunigung der Rück- 
äußerung übergeben worden. Sobald diese erfolgt, wer- 
den die weiteren Vorarbeiten sofort aufsgenommen werden.“ 
In Ubereinstimmung damit hat Reichskanzler Bauer 
am 7. Oktober bei der ersten Tagung der Nationalversamm- 
lung in Berlin in seiner Programmrede es ausgesprochen: 
„.Acoer auch hier hoffen wir mit Hilfe der einzel- 
nen Länder vorwärtszukommen und ein Schritt voran 
soll das 
Reichsheimstättengesetz 
sein, das Ihnen voraussichtlich in Bälde zugehen wird.“ 
Nach diesen Erklärungen scheint das Erscheinen des Ge- 
setzes gesichert. Angesichts der Entlassung der Freiwilligen 
der Reichswehr — 3—400 000 Menschen — und angesichts 
der Nückkehr von etwa 800 O00 Gefangenen läßt sich er- 
messen, wie wichtig, vor allem wie dringend notwen- 
dig die endliche baldigste Verabschiedung dieses Gesetzes 
sich erweist. („Bodenreform“ Nr. 20 vom 20. Oktober 
lolo S. 306.) 
Mit der Abwehr des Wortes Kriegerheimstätte im 
Sinne eines nichtssagenden Schlagwortes hatten wir 
begonnen — daß es ein Losungswort sei und bleibe, 
ein Losungswort, groß an Bedeutung, überreich an Inhalt, 
Sinn und Auswertungsmöglichkeiten, ein Losungswort für 
eine große, schöne, ernste, notwendige, zeitgemäße, wenn 
freilich auch sehwierige Sache, mit diesem Wunsche wollen 
wir schließen, 
auf daß es Wahrheit werde: 
Heimstatt auf Heimaterde! 
Gott will's, das friedevolle 
Heimglück auf eigner Scholle! 
Wir und die Kinder froh, gesund 
in Luft und Licht auf eignem Grund, 
drauf fest das liebe Leben steht! 
Still, mich bewegt's wie ein Gebet. 
Oh, daß es Wahrheit werde: 
Heimstatt auf Heimaterde! 
(Reinhold Braun-Berlin.) 
Anhang 
Die wichtigsten Daten zur Kriegerheimstätten- 
frage 
1913: 
10. November: Verordnung zum Baugeseß 
1914: 
30. Juni: Gesetz über die Landeskulturrenten- 
bank. 
20. Oktober: Verordnung zur Ausführung die- 
ses Gesetzes. 
22. Oktober: Gründung des Frauendank. 
1915: 
20. März: Gründung des Hauptausschusses für Krieger- 
heimstätten in Berlin. 
27. Mai: Verordnung, die bei Begutachtung von 
Anträgen zur Gewährung von Darlehen aus 
der Landeskulturrentenbank festzusetzenden 
Kosten betreffend. 
Il. Juni: Gründung des Heimatdank in Dres- 
den. 
1.—4. Oktober: Kriegerheimstättentagung des Bundes 
scher Bodenreformer in Bielefeld. 
20.—21. November: Tagung des Hauptausschusses für 
Kriegerheimstätten in Berlin. 1. Entwurf. 
20. August: Verordnung zur Durchführung der 
Verordnung vom 1o. November 1913 betref- 
fend. 
lold: 
5. Mai: Sächsisches Ansiedlungsgesehz. 
24. Mai: Wichtige Reichstagsentschließung: Vorlegung eines 
Reichsgesetzes für Kriegerheimstätten von der Regierung 
erbeten. « 
3. Juli: Kapitalabfindungsgesetz. 
8. Juli: Ausführungsbestimmungen dazu. 
7. September: Anderweite Verordnung, die 
Ausführung des Baugesetzes betreffend. 
8. November: Ausführungsbestimmungen zum 
Kapitalabfindungsgesetz für Sachsen. 
9. November: Ausführungsbestimmungen zum 
Ansiedlungsgesetzin Sachsen. 
1917: 
9. Juni: Gründung der Landessiedlungs- 
gesellschaft „Sächsisches Heim“. 
11. Oktober: Gesetz über eine Abänderung des 
Gesetzes über die Landeskulturrentenbank. 
20. November: Verordnung über einige Abände- 
rungen der Ausführungsverordnung (vom 
20. Oktober 1914) zum Gesehtüber die Lan- 
deskulturrentenbank. 
1918: 
3. Januar: Ministerial-Verordnung, das Woh- 
mungswesen betreffend. 
8.— 9. Juni: Tagung des Hauptausschusses für Krieger- 
heimstätten in Berlin. 3. Entwurf. 
17. Juni: Kurlanderlaß Hindenburgs. 
26. Juli: Ergänzung zum Kapitalabfindungsgesetz. 
Desgleichen: Kapitalabfindungsgesetz für Offiziere. 
31. Oktober: Gewährung der Baukostenzuschüsse. 
7. November: Ausführungsbestimmungen zum Kapital- 
abfindungsgesetz für Offiziere. 
10. November: Heraus mit dem Kriegerheimstättengesetz. 
22. November: Verordnung des Ministeriums des 
Innern, Richtlinien für die Durchführung. 
des Beihilfeverfahrens zur Feststellung der- 
Baukostenzuschüsse betr. 
1919: 
11. Januar: Abänderungen der Ausführungsbestimmungen 
zum Kapitalabfindungsgesetz. 
15. Januar: Verordnung über das Erbbaurecht. 
Desgleichen: Verordnung zur Behebung der dringendsten 
Wohnungsnot. 
24. Januar: Vorläufige Landarbeitsordnung. 
29. Januar: Landbeschaffungsverordnung. 
19. April: Ausführungsbestimmungen dazu. 
2. August: Landlieferungsverband für Sach- 
sen. 
1I. August: Reichssiedlungsgesetz. 
" Reichsheimstättengesetz, insbesondere für- 
Krieger.
	        
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