Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

zu decken und den Surmelinabschnitt zu erreichen. Das 
Schützenregiment 108 trat unter den Befehl der 6. baye- 
rischen Reservedivision, hatte bis zum Morgen des 16. Juli 
schwere Kämpfe zu bestehen und wurde dann von dieser 
Division abgelöst. 
Mit geringen eigenen Verlusten hatte die Division am 
15. Juli gegen den für den bevorstehenden Angriff wohl- 
gerüsteten Feind in § Kilometer Tiefe Gelände gewonnen 
und etwa 900 Gefangene gemacht. Der weitere Angriff 
mußte zunächst eingestellt werden. Erst sollte der Wald von 
Nougis von Osten her von der 200. Infanteriedibision um- 
fassend genommen werden. 
Am 15. Juli setzten bereits am frühen Morgen gegen den 
inneren Flügel der Schützen und des Grenadierregiments 
101 mehrmalige Gegenangriffe mit Tanks ein, die nach 
Kampf restlos abgewiesen wurden. 
vernichtet, einer erbeutet. 
Von Mittag ab lag schwerstes Feuer auf der gesamten 
Stellung der Division und dem Hintergelände. Der gegen 
das Leibgrenadierregiment 100 und Grenadierregiment 101 
mehrmals aus dem Walde von Rougis zum Angriff vor- 
brechende Feind wurde jedesmal von dem gutliegenden Ver- 
nichtungsfeuer der Artillerie, Minenwerfer und Maschinen- 
gewehre gefaßt und unter schweren Feindverlusten abge- 
wiesen. 
Das bayerische Reserve-Infanterieregiment 16, das bei 
Höhe 241 die Reserbe der 23. Infanteriedivision bildete, 
brauchte nicht einzugreifen. 
Der für den Nachmittag angesetzte umfassende Angriff 
der linken Nachbardivision kam infolge der feindlichen 
Gegenangriffe nicht zur Durchführung. 
Die feindliche Artilleriewirkung verstärkte sich andauernd. 
Durch den ständigen Beschuß des Marnetals und die wieder- 
holte Zerstörung der Brücken wurde der Munitions= und 
Verpflegsnachschub immer schwieriger. Die drei Pionier= 
kompagnien der Division und das Pionierbataillon 44 des 
Korps arbeiteten Tag und Nacht am Neubau von Fähren 
und Stegen. Das schlechte Wetter hielt an, ebenso das 
feindliche Feuer in der ganzen folgenden Nacht. 
Deêöhalb konnten auch die beabsichtigten Ablösungen und 
Umgruppierungen nicht durchgeführt werden. 
Am 17. Juli brach der Gegner auf der ganzen Front 
nach zweistündigem Trommelfeuer zum Angriff vor. Bei 
der 200. Infanteriedivision drückte er den rechten Flügel 
Sechs Tanks wurden 
33 
konnte nicht in ausreichender Menge über die Marne vor- 
gebracht werden. So mußte sich die Kampfleitung ent- 
schließen, das aussichtslose Unternehmen aufzugeben. 
Die Dioision erhielt am 19. Juli Befehl, in Ubereinstim- 
mung mit den Nachbardivisionen in den nächsten beiden 
Nächten das Südufer der Marne zu räumen und die Stel- 
lung auf das Nordufer zurückzuverlegen. 
Den ganzen Tag über wagte sich die feindliche Infanterie 
noch nicht vor. Ohne Schwierigkeiten wurde die Haupt- 
widerstandslinie 8 Uhr abends nach der Höhe 241, woselbst 
    
    
we νν —- 
— Se- :- 
ÆOUXCA J- 
  
   
      
m 
6 II HEXde « lØMJXJzJØ 
scfychoelle 
«o-7-oo«q» 
Mit-»- 
zurück. Bei der 23. Infanteriedivision wurde er überall 
mit schwersten Verlusten abgewiesen. Nur auf dem linken 
Flügel des Leibgrenadierregiments drang er in den Südost- 
zipfel des Condéwaldes ein, wurde aber durch die Regi- 
mentsreserve sofort wieder herausgeworfen. 
   
  
       
   
2/ —— 
7%7v½%% 
z 
2c 
  
Inzwischen langte das von der 6. bayerischen Neserve- 
division abgelöste Schützenregiment vom rechten Flügel her 
binter der gefährdeten 200. Infanteriedivision an. Vorher 
war hier schon die Korpsreserve, das bayerische Reserve- 
Infanterieregiment 16, als Nahtkommando in die Lücke 
zwischen der 23. Infanteriedibision und 200. Infanterie- 
division geworfen worden. Das Schützenregiment wurde 
deshalb zunächst als Reserve bestlimmt und löste dann in 
der nächsten Nacht den rechten Flügel des Grenadierregi- 
ments 101 in vorderer Linie ab. 
In den Morgenstunden des 18. Juli verstärkte sich das 
feindliche Artilleriefeuer noch. Die Verluste der Dioision, 
die beim Angriff selbst gering gewesen waren, wuchsen bei 
der Abwehr rasch. Der tapfere Kommandeur des Greng- 
dierregiments 101, Oberst v. Schmalz, starb den Helden- 
tod. Auch das beständige Feuer auf den Anmarschwegen, 
besonders den Marneübergängen, forderte zahlreiche Opfer. 
Die Spannkraft der Truppen, die auch an Verpflegs- 
mitteln Not litten, drohte nachzulassen. Flieger warfen zwar 
Nahrung und Schießbedarf ab, aber Artilleriemunition 
Sachsen in großer Zelt. Band III 
uW 
   
- 
    
7* 
Sbkizze 11. 23. Infanteriedivision Marnevorstoß 1918 
schon die Maschinengewehrabteilungen eine Niegelstellung 
besetzt hielten, zurückgenommen. Das Wetter war besser 
geworden. Das feindliche Feuer ließ sichtlich nach; auch 
beim Feind wurde die verschwenderisch verschossene Muni- 
tion scheinbar knapp. So konnte die eigene Artillerie in der 
Nacht zum 19. Juli verlustlos auf das Nordufer zurück- 
gebracht werden. Der folgende Tag verlief verhältnismäßig 
ruhig. 
In der Nacht zum 20. Juli begann dann der Abzug der 
Infanterie. Die Loslösung vom Feind gelang planmäßig 
trotz zeitweise lebhafteren feindlichen Streufeuers. Zwischen 
10 Uhr abends und s Uhr morgens wurde die Näumung deo 
Südufers durchgeführt. Zuerst wurden alle Verwundeten 
und das gesamte Material geborgen. Die beim Angriff 
erbeuteten Geschütze und Maschinengewehre wurden ge- 
sprengt, ebenso die Brücken und Stege nach beendetem 
Übergang. Die Gefangenen wurden, 1011 Franzosen, dar- 
3
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.