8. Die Schlußkämpfe in Belgisch-Flandern.
Am 22. September wurde die Infanterie der Division
mit der Bahn zur vierten Armee nach Flandern in den
Naum von sLichtervelde—Noulers überführt. Die beritte-
nen Truppen und Kolonnen marschierten dorthin über
Tourcoing und Courtrai (Skizze 12). Bei Lichtervelde
trafen sie am 24. September wieder zusammen. Sie bil-
deten dort zunächst als Heeresgruppenreserve die Eingreif-
division hinter dem Marinekorps (Gruppe Nord) und dem
Gardekorps (Gruppe Jeperen).
Ende September bildete die deutsche Front dort eine tief-
gegliederte Zone von sechs Verteidigungslinien, vorn die
Franken-, dann die Preußen= und Bayernstellung, dann die
Zarrenriegel= und schließlich die Flandern-I= und II-Stel-
lung. Weiter zurück lag die Brügge-Thieltstellung, dahinter
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ganzen Front Trommelfeuer ein, das besonders schwer auf
den Infanteriestellungen und dem Zwischengelände lag und
auch die vordersten Batterien erfaßte.
5,30 Uhr vormittags brach auf der ganzen Frond die belgische
Infanterie zum Sturm vor. Es gelang ihr im ersten Ansturm,
gedeckt von einer dichten, gut liegenden Feuerwalze, die
Frankenstellung ohne große eigene Verluste zu überrennen.
Des sehr unübersichtlichen Geländes unkundig und noch in
der Ablösung begriffen, wurden die Truppen der Dioisionen
über die Preußenstellung zurückgeworfen.
Gegenstöße der Regimentsreserven, besonders ein bis
Poelbapelle durchgeführter Gegenstoß des I. Schützenregi-
ments 108, warfen den Feind wieder bis über die Preußen=
stellung zurück. Da jedoch beim rechten Nachbar, der
13. Reservedivision, ein tiefer Einbruch erfolgte und auch
die 11. bayerische Infanteriedivision links bis westlich Spriet
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Skizze 15. 23. Infanteriedivision an der Schelde 1918
die Gent= und anschließend die Scheldestellung. Den Ab-
schluß bildete endlich als Hauptabwehrfront die Antwerpen-
Maas (A. M. front.
Die fünf ersteren Widerstandslinien bildeten ein zu-
sammenhängendes System von gewaltiger Gliederung und
Tiefe, das in den langen Flandernkämpfen der früheren
Jahre ausgebaut, nicht mehr im richtigen Verhältnis zu
den schwachen Truppenkörpern, die im Herbst 1918 noch
verfügbar waren, stand.
Bereits in der Nacht zum 28. September wurde die
Dioision, da ein feindlicher Angriff dicht bevorstand, zwi-
schen der 13. Reservedivision und der 11. bayerischen In-
fanteriedivision in die vorderste Linie eingeschoben. Die An-
kunft der in Aussicht gestellten Bataillone II und III des
Reserve-Infanterieregiments 241 der aufgelösten sächsischen
53. Reservedivision konnte nicht abgewartet werden, obwohl
die geringen Frontbestände eine Verstärkung wünschenswert
machten.
Noch während der Ablösung der Vortruppen beider Nach-
bardioisionen setzte schlagartig 2,30 Uhr vormittags auf der
zurückgedrückt wurde, mußten die Truppen der 23. Infan-
teriedivision, von den Flügeln her umfaßt, auf die Bayern-
siellung zurückgehen. Auch diese war auf dem rechten Flügel
nicht zu halten. Hier mußte das 2. Grenadierregiment 101
seinen rechten Flügel zurückbiegen. In dieser schwierigen Ge-
fechtslage übernahm 8 Uhr früh der Divisionskommandeur der
23. Infanteriedivision den neuen Abschnitt. Zu dieser Zeit war
bereits ein großer Teil seiner Infanterie und die Masse der
Artillerie verloren.
Das feindliche Artilleriefeuer flaute gegen 10 Uhr vor-
mittags ab. Auf Befehl der Gruppe sollte die Linie Hout-
hulst—Schaep Baillie und von dort nach Südosien die
Bayernstellung als Hauptwiderstandslinie unbedingt gehal-
ten werden. Auf der 6 Kilometer breiten Front der Divi-
sion bildeten nur noch einzelne Widerstandsnester die Be-
setzung. Trotzdem gelang es den Unterabschnittskomman=
deuren die Verteidigung sicherzustellen. Die Vorposten hiel-
ten sich weit vor der neuen Front. Die am Abend zuvor in
Lichtervelde eingetroffenen beiden Bataillone des Reserve-
Infanterieregiments 241 wurden bis zum Jarrenriegel vor-