Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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in der Nacht völlig unbehelligt vom Feind auf das rechte 
Lysufer zurück. Dort besetzte fie den Abschnitt von Harlebeke 
(ausschließlich) bis Marcke, 3 Kilometer südwestlich von 
Courtrai. Die Lysbrücken in Courtrai wurden gesprengt. 
Seit 14. Oktober unterstand die Division dem X. Reserve- 
korps und erhielt das sächsische Grenadier-Reserveregiment 
100 von diesem auf vier Tage zugeteilt. 
Am 16. Oktober scheiterten die feindlichen Angriffe auf 
die Ly#front unter starken Feindesverlusten. Der Gegner 
belegte das unglückliche Courtrai, das ich gerade vor fünf 
Jahren kampflos mit Reserve-Infanterieregiment 245 be- 
setzt hatte, als es die Engländer zum Mittelpunkt einer Lys- 
verteidigungsfront gerade machen wollten, mit starkem Feuer 
und vernebelte dessen Straßen. Dann schritt er zu einem 
neuen großen Angriff. Bei der Eisenbahnbrücke südlich 
der Stadt drang er über die Lys vor. Im Straßenkampf 
warfen ihn Stoßtrupps vom Infanterieregiment 104 und 
vom Grenadier-Reserveregiment 100 über den Fluß zurück. 
Bei Harlebeke waren die Engländer erfolgreicher. Dort an 
der Nahtstelle zweier Diovisionen drückten sie die Front bis 
zur Bahngabel nördlich von Courtrai zurück. Aber der 
Gegenstoß von Teilen der Kavallerie-Schützendivisionen 6 
und 7 hielt ihn an der Bahnlinie fest. 
Auch am folgenden Tag kam der Feind nur bis zum 
Kanal vor, Infanterieregiment 181 riegelte hier rechtzeitig 
ab. Ein Gegenstoß brachte den Nordteil von Courtrai und 
das ganze rechte Lysufer bis auf den Bogen bei Kuerne 
wieder in den Besitz der 40. Infanteriedivision. Sie be- 
hauptete auch die folgende Nacht über ihre Stellung. Am 
18. Oktober wurde auch der Lysbogen bei Kuerne vom 
Feind gesäubert und ein Übergangsversuch südlich der Stadt 
Courtrai von der 8. Kompagnie Infanterieregiments 104 
im Gegenstoß vereitelt, der englische Brückensteg gesprengt. 
In der folgenden Nacht wurde die Division aus der Lys- 
front herausgezogen und in drei Eingreifgruppen v. Uslar 
in Deerlyck, v. d. Pforte in Nieuwenhoven und Facius in 
Vichte bereitgestellt. 
Den 19. Oktober benutzte der Feind zum Übergang über 
die Ly# bei Courtrai und schritt am 20. Oktober zum Groß- 
angriff gegen die 6. bayerische Reservediloision und die rechts 
anschließende 6. und 7. Kavallerie-Schützendivision. In- 
fanterieregiment 134 griff alsbald in den schweren Kampf 
ein und drückte im Gegenstoß den Feind zurück, dessen An- 
griff schließlich in Linie Nieuwenhoven—Vichte von In- 
fanterieregiment 104 aufgefangen wurde. Infanterieregi- 
ment 181 focht bei der 7. Kavallerie-Schützendiovision. 
Infanterieregiment 134 sammelte bei Ansegem. Dort ver- 
blieb auch die Oivision. 
Am 21. Oktober verhielt sich der erschöpfte Feind ruhig, 
schritt aber am 22. Oktober wieder zum allgemeinen An- 
griff mit dem Schwerpunkt auf Vichte, das die 6. baye- 
rische Reservedivision zunächst hielt. Schließlich endete der 
Kampf an der Windmühlenhöhe westlich Ansegem, wo Gre- 
nadier-Reserveregiment 100 die Bayern aufnahm. 
In der folgenden Nacht löste die 40. Infanteriedivision 
die 7. Kavallerie-Schützendivision in vorderster Linie ab 
und schob sich dazu etwas rechts. Sie nahm Infanterie- 
regiment 181 und Infanterieregiment 134 in die Front, 
Infanterieregiment 104 in Reserve. Die Front verlief 
etwas östlich der Bahnstrecke Waeregem—nsegem. 
An diese schob sich der Feind in den folgenden Tagen 
vorsichtig heran und schritt dann am 25. Oktober wieder 
zum Angriff, der bis auf leichte Einbuchtungen auf den 
Flügeln von der 40. Infanteriedivision abgewiesen wurde. 
In der folgenden Nacht Lon der 40. Neservedivision ab- 
gelöst, rückte die Division nummehr über die Schelde bei 
Audenarde zurück, nur Infanterieregiment lo4 verblieb 
noch als Korpsreserve des X. Reservekorps (Gruppe Flan- 
dern) westlich der Flusses bei Audenarde. 
Eine volle Woche brauchte der Feind, um sich zu neuem 
Vorgehen gegen den Scheldeabschnitt vorzubereiten. Die 
Truppen der 40. Infanteriedivision genossen in dieser Zeit 
in den reichen Ortschaften des Berglandes östlich der Bahn- 
linie Audenarde—Renaixr die wohlverdiente Ruhe. 
Als der Engländer und Belgier am 31. Oktober zum 
Angriff auf die Scheldelinie schritten, wurden die Infanterie- 
regimenter 181 und 134 auf Kraftwagen wieder bis auf die 
Höhen östlich Audenarde vorgezogen, der Rest der Division 
verblieb auf den Höhen nordöstlich von Renaix. Der An- 
griff des Feindes schlug fehl. Erst in der Nacht zum 2. No- 
vember räumte die 11. Reservedioision befehlsgemäß die 
Scheldelinie und ließ sich von der 40. Infanteriedivision 
aufnehmen. Deren Artillerie beherrschte den Scheldeabschnitt 
von Audenarde bis Berchem von dem Höbenzug Schoorisse 
—Audenhove aus völlig und verhinderte die nächsten Tage 
alle feindlichen Ubergangsversuche. Bei einem solchen wurde 
das letzte englische Maschinengewehr von den Vorposten- 
trupps, welche bis an die Schelde heran sicherten, erbeutet. 
Der Feind beschränkte sich auf rege Fliegertätigkeit mit 
Bombenabwürfen. 
In der Nacht zum 8. November begann, vom Feinde 
unbemerkt, der Abmarsch in die Antwerpen—Maasstellung 
zunächst in Richtung auf Ninove am Denderkanal. 
Am Vormittag des 10. November erreichte dann die 
Division den Unterkunftsraum südwestlich von Brüssel. 
Dort stand sie als Eingreifdivision des ss. Armeekorps, als 
am 11. November mittags 12 Uhr der Waffenstillstand ein- 
trat. Am gleichen Tage wurde der Soldatenrat gebildet, 
der sich, aus maßvollen Vertrauensleuten zusammengesetzt, 
durchaus den Verhältnissen anzupassen verstand. Das alte 
Vertrauen zwischen Führern und Mannschaften blieb voll 
erhalten, ebenso die Disziplin und verständniovoller Ge- 
horsam, der die Division als festgefügtes Ganzes durch alle 
Strapazen und Fährlichkeiten des überstürzten Rückmar- 
sches bis nach Hamm in Westfalen zusammengehalten hat. 
Am 12. November begann der Abmarsch. Er führte die 
Division in drei Marschgruppen (lo, 134, 181 mit Ar- 
tillerie usw.) über Loewen, Tienen (14. November), Tru- 
iden, Lüttich (17. November) nach Aachen (19. November) 
und von dort über Eschweiler und Bergheim nach Köln, 
wo die Division in der Morgenfrühe des 25. November 
über die Rheinbrücke in fester Ordnung zog, um über Bar- 
men und Dortmund am 1. Dezember Hamm zu erreichen. 
Dort besetzten die Regimenter 134 und 181 die Magazine 
als letzte Tat fürs Vaterland. Die Freiwilligen, die sich 
zum östlichen Grenzschutz meldeten, traten als Freiwilligen= 
verband der 40. Infanteriedivision unter Major Michaelis 
II. Feldartillerieregiment 32 zusammen. Am 14. Dezember 
begann der Abtransport von Ahlen nördlich Hamm nach 
der Heimat, zuerst Infanterieregiment 104, dann Infan-= 
terieregiment 134, zuletzt am 18. und 19. Dezember In- 
fanterieregiment 181. In Sachsen wurde der Dioision 
sofort der Grenzschutz gegen Tschechovien von Bayern bis 
südlich von Freiberg übertragen. Die alten Landstürmer, 
die bisher dort gestanden hatten, wurden abgelöst. 
In den Garnisonen herrschten allenthalben traurige Zustände. 
Die Jahrgänge 1898 und 1800, die weiter im Dienst zu verblei- 
ben hatten, taten beinen Dienst mehr. Die traurige Bestim- 
mung, daß niemand gegen seinen Willen entlassen werden 
durfte, machte „die Kasernen zu Herbergen von Faulenzern, 
Arbeitslosen usw.“, ein trauriger Abschluß für die ruhm- 
reiche Division, ein Schandmal für die betörte Jugend, 
die sich, ein Hohn auf deutsche Zucht und militärische Straff- 
heit, im Gegenteil gefiel und damit brüstete.
	        
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