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17.
Ein dergleichen.
Heißgeliebte, Angebetete!
Wie unendlich schmerzt es mich, an dem Tage, der Dich,
mein Alles, mein Höchstes, der Welt gab, nicht an Dein treues
Herz eilen, Dir meine herzlichsten, innigsten Wünsche nicht
mündlich darbringen zu können. Ist die Trennung von einem
so heißgeliebten Wesen an sich schon schmerzlich, so steigert sich
der Schmerz noch mehr an solchen Tagen, wo man der Aus-
erkorenen so gerne sein Herz ganz darlegen, in dem beseligenden
Gefühl unendlicher Liebe schwelgen möchte, und nun die Zuflucht
zu dem todten Papier, zu der kalten Schrift nehmen muß.
Daß ich Dir alles nur erdenkliche Glück und Heil wünsche,
versteht sich von selbst; daß wir uns bald wiedersehen, ist wie
Dein, so auch mein heißestes Verlangen; gebe Gott, daß dieser
Wunsch bald erfüllt werde, daß ich bald in Deine Arme eilen,
Dir sagen kann, wie die lange Trennung die Gluth meiner
Liebe nicht ersticken, nein, nur entflammen konnte, wie Du,
Du nur allein mein Sinnen und Denken, mein Gedanke im
Wachen und im Traume bist.
Nimm die Beilage als einen kleinen Beweis meiner innigen,
unauslöschlichen Liebe, nimm sie freundlich hin, möge sie Deinen
Wünschen entsprechen, und mögest Du dabei manchmal gedenken
Deines
Dich treu und innigst liebenden
Datum. Otto.
b. Zum Namenstage.
13.
An einen Vater.
Geliebter Vater!
Das Herannahen Ihres Namensfestes drängt mich, meine
herzlichsten, innigsten Wünsche Ihnen darzubringen. Da Sie mich
stets mit so vieler väterlichen Liebe behandelten, sorgsam in allem
Guten, Nützlichen und Schönen unterrichten ließen, so wäre es
höchst undankbar, diesen Tag vorüber gehen zu lassen, ohne
Ihnen die Empfindungen der Liebe und Dankbarkeit auszu-
sprechen, welche mich, wie heute, so immer erfüllen. Noch kann
ich meine Gesinnungen nicht anders bethätigen, als nur äußern,