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fehlt es mir nur an einer Empfehlung, um vor meinen Mit—
bewerbern den Vorzug zu erhalten. Euer Hochwohlgeboren
selbst haben mir das Zeugniß der Brauchbarkeit und des
Fleißes gegeben, Ihre Zufriedenheit mit meinem Verhalten
ausgedrückt. Dürfte ich an Sie nicht die Bitte wagen, mich
der erwähnten Herrschaft zu empfehlen? Ueberzeugt, daß Ihre
Empfehlung von dem größten Einfluße ist, glaube ich dadurch
sicher zu dem ersehnten Ziele gelangen zu können. Ich werde
stets bemüht sein, Ihrer gütigen Verwendung mich würdig zu
zeigen, und habe die Ehre, in tiefster Verehrung mich zu nennen
Euer Hochwohlgeboren
ganz gehorsamsten Diener.
111.
Bitte um einen Rath.
Hochgeehrter Freund!
Sie werden es mir nicht verübeln, wenn ich Sie mit der
Bitte belästige, in folgender Angelegenheit mir Ihren gütigen
Nath zu ertheilen. Es ist nämlich das Haus Nr. 51 am grünen
Markte dahier zum Verkauf ausgesetzt, und man hat mir das-
selbe bereits angeboten. Da Sie früher Besitzer desselben waren
und daher mit allen seinen Eigenthümlichkeiten, Vorzügen und
Fehlern bekannt sind, so wünschte ich hierüber Ihre Meinung
zu wissen. Indem ich zu Ihrer Freundschaft vertraue, daß
Sie mir Alles ganz nach Ihrer Ueberzeugung mittheilen werden,
habe ich die Ehre, mit ausgezeichneter Hochachtung zu sein
Ihr
ergebener Freund.
112.
Bitte einer Tochter an ihren Vater, eine zugemuthete Heirath betr.
Thenerster Vater!
Ihrer gehorsamen Tochter waren Ihre Wünsche stets Be—
fehle, wie es Kindespflicht erheischt. Die Erfüllung dieser
Pflicht war mir um so leichter, als Ihre Wünsche stets Anklang
in meinem Herzen fanden. Aber bei Ihrem jetzigen Wunsche,
bei diesem Wunsche, den Sie als Befehl geltend machten, habe
ich einen schweren Kampf zu kämpfen. Sie fordern von mir,
daß ich dem Herrn N. meine Hand reiche. Zu Schweres ver—