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stellen, so werden Hochdieselben gewiß meinem Urtheile bei—
pflichten und mir das zweifache Glück gewähren, dem Wunsch
Euer 2c. genügt und die Zukunft eines jungen Mannes ge-
sichert und begründet zu haben.
In tiefster Verehrung beharre ich
Euer 2c.
unterthänigster.
209.
Empfehlung einer Sängerin.
Hochgeehrtester Herr!
Ein seltsamer Zufall verschlug mich in dieses kleine Land-
städtchen, und die Langeweile trieb mich in das hier temporär
aufgeschlagene Heiligthum Thaliens. Wie sehr war ich erstaunt,
schon in der ersten Scene ein wunderschönes, 17jähriges Mädchen
mit einem wahrhaft bezaubernden Anstand auftreten, mit einem
Organ, mit einer Natürlichkeit und Nichtigkeit spielen zu sehen,
die mich, den, wie Sie wissen, nicht so leicht Befriedigten, in
förmliches Erstaunen versetzte. Das Spiel des graziösen Kindes
entzückte Alle, Mitspieler und Zuhörer. Aber denken Sie sich
erst mein Erstaunen, als die Operette begann, und dasselbe
schöne Kind in der ersten Solopartie sich als eine Sängerin
bewährte, die alle unsere Sängerinnen in M. übertrifft, ja
mancher hochgepriesenen Primadonna an die Seite gestellt
werden kann. Sie werden glauben, ich sei verrückt oder ver-
liebt. Keines von beiden; zum Verlieben bin ich zu alt, zum
Verrücktwerden zu kalt, so sehr ich Enthusiast für das Theater
bin. Und nun hören Sie noch ein weiteres Wunder — dieses
Wunderkind ist arm und tugendhaft! Hören Sie, tugendhaft
inmitten einer wandernden Schauspielertruppe und umlagert
von all' den Dandies, Fashionables und Lions der Landstädt-
chen, jungen, unternehmenden, zum Theil reichen Männern in
Kaufmanns-, Commis-, Praktikanten= 2c. Costüm! Nun ver-
nehmen Sie meinen Plan: Mein Wagen steht zu Ihrer Dis-
position, Sie reisen heute noch oder spätestens morgen hieher,
engagiren das Wunderkind für Ihr Theater und machen mit
dem Mädchen Furore, wie Sie noch nie gemacht haben. Für
das Uebrige lassen Sie mich sorgen. Der Ruf Ihrer Bühne
muß Sie eilen machen, cn erwarte Sie daher ganz bestimmt.
Ihr
ergebenster
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