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218.
Empfehlungsschreiben für einen jungen Mann als Schreiber.
Wohlgeborner,
Hochgeehrtester Herr!
Von Ihrer bewährten Menschenfreundlichkeit bin ich im
Voraus Ihrer gütigen Nachsicht dafür versichert, daß ich Ihnen
mit diesem Schreiben beschwerlich falle. Der Ueberbringer die—
ses, ein junger, talentvoller Mensch, 18 Jahre alt, der Sohn
eines armen Taglöhners von hier, hat sich der Schreiberei ge-
widmet und war seit vier Jahren bei dem k. Advokaten N. auf-
genommen. Da dieser aber vor wenigen Tagen verstarb, so ist
sein Schreiber außer Verdienst und Brod. Da Euer Wohl-
geboren gelegentlich Ihres Hierseins in einer Gesellschaft den
Wunsch ausdrückten, daß Sie ein fähiges Individuum in Ihre
Kanzlei aufnehmen möchten, so bin ich veranlaßt, Ihnen diesen
jungen Mann zu empfehlen, wobei ich ihn als einen fleißigen
Arbeiter nach dem ihm von seinem verlebten Principal öffeut-
lich ertheilten Lob empfehlen kann. Sie werden einen Akt der
Wohlthätigkeit und Güte ausüben, wenn Sie diesen jungen
Mann bei Ihnen seine Unterkunft finden lassen. In der Hoff-
nung, daß Sie meiner Empfehlung Glauben beimessen, bin ich
im Voraus von der Aufnahme des Empfohlenen überzeugt und
versichere Sie aller Hochachtung.
Euer Wohlgeboren
ergebenster
N.
219.
Empfehlungsbrief für einen Handlungsdiener.
Hochgeehrtester Freund!
Ich nehme mir die Freiheit, den Ueberbringer dieses, Herrn
N., zur geneigten und freundschaftlichen Aufnahme zu empfehlen.
Derselbe hat lange Zeit zu meiner vollen Zufriedenheit in
meinem Geschäfte gearbeitet und macht jetzt zu seiner weiteren
Ausbildung theils eine Vergnügungs-, theils eine Geschäftsreise
nach Italien. Haben Sie die Güte, diesem jungen Mann mit
Ihrem Rath und sonstiger Anleitung während seines Aufent-
haltes in Ihrer Stadt an die Hand zu gehen und ihm denselben
so angenehm als möglich zu machen. Ich danke Ihnen im
Voraus für alle Gefälligkeiten, die Sie meinem Herrn Empfoh-