Full text: Der belehrende bayerische Sekretär.

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lachenden Erben entstehen, wie diesen alle und jede Pietät gegen 
den mangelt, der sie mit einer bedeutenden Erbschaft beglückte, 
wie sie mit einer empörenden Hartherzigkeit gerade die behan— 
deln, die ihrem Wohlthäter die Liebsten waren, am meisten für 
ihn sorgten. Solchen Ereignissen ist nach Ihrem Tod entgegen— 
zusehen, besonders da viele Ihrer entfernten Verwandten dem 
geringeren Stand angehören. Wenn man ein Testament macht, 
ist man dem Tode noch nicht verfallen; man lebt im Gegen— 
theile viel ruhiger und verlängert dadurch sein Leben. Ihr Ge— 
müth ist jetzt gefaßt, Sie können Alles ruhig bedenken; daher 
folgen Sie meinem Rath, errichten Sie ein mit allen gesetz- 
lichen Förmlichkeiten versehenes Testament, und beugen Sie hie- 
durch jenen Unannehmlichkeiten vor, die dann entstehen können 
und werden, wenn Sie schnell und ohne Hinterlassung eines 
Testaments sterben sollten. 
Nehmen Sie diesen Rath mit Ihrer gewohnten Güte hin, 
und seien Sie überzeugt, daß er nur der freundschaftlichsten, 
treuesten Gesinnung sein Entstehen zu verdanken hat. Ich hoffe, 
Sie recht bald und recht gesund bei mir zu sehen, und bin wie 
immer 
Ihr 
ergebenster Freund 
N. N. 
232. 
Ermahnung an eine Tochter, ihre Stiefkinder besser zu behandeln. 
Liebe Antonie! 
Ich habe mit Bedauern aus sicherer Quelle vernommen- 
daß Du Deine Stiefkinder nicht mit der Liebe behandelst, welche 
ich von Dir erwartet hätte. Du hast die Verpflichtung über, 
nommen, den Kindern Deines Gatten Mutterstelle zu vertreten; 
Du darfst daher nicht Deine eigenen Kinder mit Vorliebe, die 
andern mit Zurücksetzung, als wahre Stiefkinder behandeln. 
Diese Vorliebe für Deine Kinder, die Dich zur ungerechten Be- 
handlung, zur Zurücksetzung der übrigen Kinder treibt, ist der 
gefährlichste Feind Deines Herzens, Deines häuslichen Friedens! 
Sie wird Dich nach und nach der Liebe Deines Gatten, des 
Vertrauens Deiner Stiefkinder berauben, Friede, Eintracht, der 
Segen Gottes wird aus Deinem Hause weichen, und zwar nur 
durch Deine Schuld. O, folge mir, meine geliebte Antonie, 
schließe alle Deine Kinder, Deine eigenen und die andern, mit
	        
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