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über Dich vorgebracht wurde, war ich, Dein treuester Freund,
eifrigst bemüht, Alles zu bestreiten und zu widerlegen. Es
ist daher ein ganz falsches, unwahres Gerücht, welches mich
jener häßlichen That bezichtigt. Ich ersuche Dich, ernstlich
nachzuforschen, wer dieses über mich ausgestreut hat, damit ich
diese Personen zur Rechenschaft ziehen und Dir meine Unschuld
beweisen kann, wornach Du, weit entfernt, Dich von mir zu
trennen, Dich noch enger anschließen wirst an
Deinen
treuen Freund.
239.
Ein Liebhaber rechtfertigt sich gegen seine Geliebte.
Zürnen Sie nicht, wenn mein Benehmen seit einiger Zeit
etwas kälter gegen Sie war; denn ich glaubte, gerechte Ursache
zu haben, indem mir mancherlei nachtheilige Gerüchte über Sie
hinterbracht wurden, die ich anfangs für Wahrheit hielt. Ich
glaube, daß Sie mir verzeihen werden, wenn Sie erwägen, daß
der Mensch, von Leidenschaft aufgeregt, Schatten= und Trug-
bilder so leicht für Wirklichkeit hält. Da ich nun aber von
Ihrer standhaften Treue die glänzendsten und offenbarsten Be-
weise, von Ihrer Redlichkeit und wahren Liebe zu mir die
rührendsten Proben habe, so bitte ich Sie, mir dieselbe, meines
Fehltrittes ungeachtet, zu erhalten und die Versicherung hinzu-
nehmen, daß auch ich, jetzt von meinem Wahn geheilt, mich
inniger und fester an Sie anschließen werde.
Dir
Sie liebender
N. N.
240.
Entschuldigung wegen der Nichtannahme einer Einladung.
Hochgeehrtester 2c.!
Ihre so gütige Einladung zu der Feier Ihres Namensfestes
hat mir sehr geschmeichelt, und um so schmerzlicher muß mir
das Ablehnen der Ehre, in Ihrem so geachteten und gebildeten
Familienkreise zu weilen, werden; dennoch ist es aber unver-
meidlich, weil ich gerade an diesem Tage in der 20 Stunden
entfernten Stadt N. N. wegen Erbschaftstheilung vor Gericht