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320.
Andere Antwort.
Ihr Antrag ehrt mich; allein ich fühle die Kraft nicht in
mir, die schwere Aufgabe zu erfüllen, die bei Ihrer Familie und
Ihrem ausgebreiteten Hauswesen Ihrer Zukünftigen wartet.
Sie überschätzen meine Kraft und meine Umsicht, und werden
sicherlich eine Würdigere finden.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
ergebenste.
XII. Briefe gemischten Inhaltes.
321.
Ein Sohn nimmt von seinen Eltern schriftlichen Abschied.
Liebe Eltern!
Die unerläßliche Nothwendigkeit, das väterliche Haus ver—
lassen zu müssen, hat mein Innerstes mit dem herbsten Schmerz
erfüllt. Vorerst danke ich Ihnen für Ihre treue Liebe, für Ihre
Sorgfalt, für die vielen weisen Lehren, die Sie mir gaben,
für Alles, was Sie mit vieler Mühe und Aufopferung an mir
thaten. Mein Herz fühlt in sich einen Drang, Gutes mit Gutem
zu vergelten; allein ich finde in mir den Mangel an Kraft
hiezu. Mein Bestreben soll daher sein, nach meiner Entfernung
aus dem väterlichen Hause durch willige und genaue Befolgung
aller erhaltenen Vorschriften den Dank abzustatten, welchen Ihre
so große Liebe und Güte mit Recht von mir fordern kann.
Seien Sie fest überzeugt, daß meine kindliche Liebe zu Ihnen
nur mit dem letzten Athemzug erlöschen wird! Glauben Sie
sicher, daß nach meinem Austritt aus dem Hause, wo ich so
viel Gutes empfangen, meine Liebe noch wachsen wird, wenn
ich sehe, wie die Welt verfährt, woran mich bisher der Mangel
eigener Selbstständigkeit gehindert hat, wovon mein Innerstes
aber bange Vorgefühle hegt. Leben Sie wohl, theuerste Eltern,
und behalten Sie lieb
Ihren
Sie heiß liebenden
Sohn.