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327.
Antwort auf eine Herausforderung zum Duell.
Mein Herr!
Sie haben mir durch Herrn N. eine Herausforderung zum
Duell zukommen zu lassen. Ein schlechtes Compliment, das Sie
da meinem Verstand machen: Sie muthen mir zu, entweder
mich von Ihnen todtschießen zu lassen, oder an Ihnen zum
Mörder zu werden und auf der Flucht vor der Strafe außer
Landes zu sehen, wie und wo ich wieder unterkomme. Eine
schöne Wahl! Und warum verlangen Sie das von mir? Weil
Sie glauben, es zur Reparatur Ihrer Ehre nöthig zu haben!
Ja, mein Gott, was kann denn ich dafür, daß Sie eine so
curiose Ansicht von der Ehre haben, oder daß Ihre Ehre ein
so absonderliches Ding ist, welches nicht ohne solche gefährliche
Pistolenspielerei bestehen kann. Nein, den Gefallen kann ich
Ihnen nicht thun, das wäre meinen heiligsten Pflichten zuwider.
Ich nun suche in der Erfüllung dieser Pflichten meine Ehre,
würde also durch Verletzung derselben diese aufgeben; das wird
ein Mann, wie Sie, der im Punkte der Ehre so empfindlich
sein will, gewiß nicht verlangen. In der Erwartung, daß bei
ruhigerem Blut Sie dieser Erwägung beipflichten, empfiehlt
sich Ihnen
Ihr
N. N.
328.
Warnung eines Vaters an seinen Sohn vor den Verführungen einer
großen Stadt.
Mein lieber Gustao!
Mit der innigsten Freude vernahm ich, daß Du durch die
Bemühungen deines Herrn Prinzipals auf eine so vortheilhafte
Weise in das Haus der Herren T. und Comp. in Triest ge-
kommen bist. Eben so groß als meine Freude oder größer war
mein Schmerz, Dich vor Deiner Abreise nicht mehr gesehen zu
haben; so Vieles hätte ich Dir zu sagen, an Dein Herz zu
legen gehabt, was ich schriftlich nicht mit jener Wärme, mit
jener Eindringlichkeit thun kann, die nur dem lebendigen, ge-
sprochenen Worte eigen ist. Verliere in dem Glanz, in dem Ge-
wühle der reichen Handelsstadt Deinen Beruf nie aus den Augen.