Full text: Der belehrende bayerische Sekretär.

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Ihnen auf keine Weise empfehlen kann. Nur sechs Monate in 
meinem Dienste, wurde sie doch von mir auf drei Veruntreuungen 
betreten, und ich hatte sie wegen mehrerer anderer in Verdacht, 
obgleich ich sie dieser nicht überführen konnte. Sie wurde von 
mir auf's liebreichste behandelt, aber nichts vermochte, sie von 
diesem, so wie von einem andern Hange, den ich Ihnen nicht 
näher zu bezeichnen brauche, weil er bei dergleichen Mädchen 
jetzt zur Tagesordnung gehört, abzubringen. Ihrem Fleiß und 
ihrer Geschicklichkeit muß ich Gerechtigkeit widerfahren lassen; 
aber wo Ehrlichkeit mangelt, sind nach meiner Ansicht die übrigen 
Eigenschaften werthlos. — Ich ergreife diese Gelegenheit, um 
Ihnen folgende Neuigkeiten aus unserer Stadt, die Sie interes- 
siren könnten, mitzutheilen. Die alte Frau von St. heirathet 
den jungen Herrn von G., und der alte Herr von C. Fräulein 
Margot von H. Baron G. ist mit seiner alten Liebe bronillirt 
und hat sich der jungen, wunderschönen M. von B. zu Füßen 
geworfen; es scheint, als wolle er die letzten Trümmer seiner 
Habe an sie verschwenden. Von der scandalösen Geschichte der 
Madame F. mit dem Lieutenant von H. werden Sie wohl ge- 
bört haben. Da ich aber noch ganz unbekannte Details über 
iese so viel Aufsehen machende Geschichte besitze, so theile ich 
sie Ihnen mit. Herr von H. war nämlich 2c. 
Ich sehe, daß ich Ihnen jetzt sehr viel vorgeplaudert habe, 
und daß es Zeit ist, zu schließen; ich habe die Ehre, Sie meiner 
vollsten Verehrung zu versichern und zu verbleiben 
Ihre 
ergebenste 
Franziska von S. 
332. 
Nachricht von einem Bekannten, vor einem Fremden warnend. 
Geehrter Herr und Freund! 
Ein Baron von Z. sich nennendes Individuum, angeblich 
früher österreichischer Offizier, scheint ein rechter Glücksritter zu 
sein. Er hat heute unsere Stadt verlassen und sich dem Vernehmen 
nach Ihrem Wohnort zugewendet. Er ist ein ausgemachter 
Spieler, der immer gewinnt, und zwar, wie ich überzeugt bin, 
durch Betrug, den er aber auf eine Weise zu verstecken weiß, 
daß ihm Niemand beikommen kann. Hier war nichts mehr für 
ihn zu machen, da er alle Spieler fertig, schachmatt gemacht
	        
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