Full text: Der belehrende bayerische Sekretär.

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nisse sind mir aus Deinen frühern Mittheilungen genau bekannt. 
Du hast kein Vermögen, Deine Verlobte nur so viel, daß sie 
gerade die nothwendigste Einrichtung sich anschaffen kann. Wo- 
von nun leben? Von der kargen Besoldung? Unmöglich! Sie 
reicht kaum hin, Dich allein zu ernähren. Mit den Freuden 
des Ehestandes kommen auch dessen Sorgen. Ein unabweis- 
liches Bedürfniß bei einem eigenen Heerd ist wenigstens ein 
Dienstbote. Wochenbetten, Krankheiten können eintreten; woher 
das Geld nehmen, um alle diese Kosten zu bestreiten? Deine 
Aussichten auf Beförderung mögen noch so gut sein, vor zwei 
Jahren darfst Du im allerglücklichsten Fall auf ihre Verwirk- 
lichung nicht rechnen; in der Zwischenzeit hast Du Dich in 
Schulden gestürzt, zentnerschwer lasten die Sorgen auf Dir, 
Du wirst Deines Lebens nimmer froh. Folge mir, beginne die 
Ehe, diese erhöhte Stufe menschlichen Glücks, nicht unter Um- 
ständen, die Dir ihre Freuden verkümmern müssen. Warte noch 
zwei Jahre, Du bist noch jung, Deine Geliebte ist es auch, in 
dieser Zeit kannst Du, wenn Du sehr sparsam bist, so viel er- 
übrigen, daß Du einen Nothpfennig zurücklegst, der Dich, 
heirathest Du dann, im Andrange der Noth schützen wird. Wohl. 
weiß ich, daß dieses ein schweres Ansinnen an ein liebendes. 
Herz ist, das schon in jahrelanger Sehnsucht fast vergehen 
wollte; ich wiederhole aber, daß das Herz da schweigen muß, 
wo es sich darum handelt, des Lebens Glück oder Unglück zu 
begründen. Zürne mir nicht, daß ich Dir die Wahrheit so offen 
gesagt habe; Wahrheit geziemt dem Manne vor Allem gegen 
den Freund. 
Handle nicht übereilt, nicht unüberlegt! Wie aber auch 
Dein Entschluß sich gestalten mög, unwandelbar bleibt 
ein 
ergebenster Freund 
N. N. 
346. 
Bitte um Freundschaft an einen Bekannten. 
Hochgeehrter 2c. 
Der Haß unserer Bäter hatte in mir, ich gestehe es offen, 
eine vorgefaßte Meinung gegen Sie erzeugt; Ihre Handlungs- 
weise zeigte mir, daß ich mich geirrt, daß ein edles Herz in 
Ihrem Busen schlägt. Der Wunsch ist in mir rege geworden, 
Ihnen näher zu treten, Ihre Freundschaft zu gewinnen. Ich
	        
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