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355.
Desgleichen.
Werthester Herr!
Meine Pflicht war es, Ihnen vor meinem Scheiden aus
dieser Gegend, aus diesem Lande mündlich mein Lebewohl zu
sagen; ich würde ihr nachgekommen sein, hätten mich nicht die
Geschäfte so gedrängt, daß es mir unmöglich war, Sie noch ein-
mal zu sehen. Erlauben Sie mir daher, daß ich mich schriftlich
dieser Pflicht entledige; empfangen Sie meinen innigsten Dank
für die vielen Beweise Ihrer Güte und Freundschaft, für die
vielen fröhlichen, unvergeßlich schönen Stunden, die ich in Ihrem
Hause verlebte, die mir im Kreis Ihrer werthen Familie zu
Theil wurden. Erhalten Sie auch dem Fernen Ihre Freund-
schaft. Die Erinnerung an Sie und die Ihrigen wird mich stets
begleiten, der Gedanke an Ihre Freundschaft wird immer als eine
der schönsten Blüthen in dem Kranze meiner Erinnerungen
blühen. Leben Sie wohl, recht wohl! Gott nehme Sie in seinen
heiligen Schutz und spende Ihnen seines Segens Fülle. Mit der
innigsten Freundschaft und Dankbarkeit
Ihr
ergebenster
N.
358.
Absagung der Freundschaft.
Here
Die Ereignisse der jüngsten Zeit, Ihr Betragen haben in
mir die Ueberzeugung begründet, daß Sie keine innige Freund-
schaft mehr für mich hegen, daß Sie vielmehr nun, weil Sie
sich durch die Umstände gezwungen glauben, die Rolle des Fein-
des gegen mich spielen. Ofeenheit geziemt dem Manne; offen
sage ich Ihnen daher, daß mir dieses Verhältniß nicht behagt,
daß ich es löse, daß ich die zwischen uns bestandenen freund-
schaftlichen Beziehungen als aufgehoben betrachte, jedoch in keiner
Weise wünsche und Veranlassung geben werde, daß sich unsere
bisherige Freundschaft in Feindschaft verwandle.
Ihr
ergebenster
N.