Full text: Der belehrende bayerische Sekretär.

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376. 
An einen Freund, ein Gut nicht zu kaufen. 
Hochgeborner ꝛc.! 
Aufgefordert durch Ihr verehrtes Schreiben vom 6. d. M. 
rathe ich dringend ab, das Rittergut J. zu kaufen. Das so- 
genannte Schloß und die Oekonomiegebäude sind in einem höchst 
baufälligen Zustande, die Felder nicht im mindesten arrondirt, 
sondern in ganz kleinen Grundstücken zerstreut, und, was Sie 
wahrscheinlich noch gar nicht wissen, das Rittergut hat die Bau- 
last der dem Einsturz drohenden Kirche des Dorfs. Freilich 
steht dem Gutsherrn das Recht zu, Schullehrer und Pfarrer zu 
präsentiren, aber die Wiederherstellung der Kirche wird wenig- 
stens 40,000 Mark kosten, mithin den Reinertrag des Guts auf 
20 Jahre verschlingen Der Reinertrag kann nicht höher als 
auf 2000 Mark jährlich angenommen werden, großartige, belang- 
reiche, wirthschaftliche Einrichtungen sind bei dem Mangel an 
Wiesen und der größtentheils schlechten Beschaffenheit der Pelder 
nicht möglich; kurz das Gut ist keine 60,000, geschweige denn 
80,000 Mark werth. Diese Ansicht gründet sich auf die ge- 
naueste Kenntniß aller Verhältnisse. Genehmigen Sie die Ver- 
sicherungen der ausgezeichnetsten Hochachtung 
Ihres 
ergebensten 
377. 
An einen Sohn, in der Fremde zu bleiben. 
Mein lieber Bernhard! 
Deine Mittheilung, daß Du schon wieder heimkehren wollest 
aus der Fremde, hat mich nicht wenig überrascht. Du bist erst 
1¼ Jahr von hier weg, Du hast Dich kaum noch umgesehen 
in der Welt, warst in keiner großen Stadt, am allerwenigsten 
da, wo für Dein Gewerbe am meisten zu lernen ist. Was willst 
Du hier beginnen? Daß Du hier nichts Erhebliches in Deinem 
Fach lernen und überhaupt schwerlich dauernde Arbeit finden 
kannst, ist Dir bekannt; Du würdest Dich also oft beschäftigungs- 
los herumtreiben und — Müßiggang ist aller Laster Anfang, 
sagt ein altes Sprichwort. Du darfst nicht eher aus der Fremde 
heimkehren, bis Du es mit Jedem in Deinem Geschäft auf-
	        
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