Full text: Der belehrende bayerische Sekretär.

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Regungen des Herzens; wieder Andere sind geizig, theilnahms- 
los, menschenfeindlich, selbstsüchtig; Manche sind eitel, hören 
gerne schmeichelnde Worte, Andere wieder hassen diese; die 
inen lieben den Ernst, die Anderen Scherz und Witz. 
Je nachdem der vorherrschende Charakterzug eines Menschen 
auf eine geeignete Weise berührt wird, desto sicherer ist der Er- 
folg, den man von dem Geschriebenen erwarten kann. Der 
Schreibende erwäge daher den Charakter dessen wohl, an den 
er schreibt. 
Auch der Stimmung desselben muß der Ton des Schreibens 
möglichst angemessen sein. Ein Trauernder wird durch einen 
frohlichen Brief verletzt, ein Fröhlicher verwünscht Briefe, welche 
in düsterer, melancholischer Stimmung geschrieben sind. 
Die Verhältnisse und der Stand dessen, an welchen man 
schreibt, dürfen auch nie unberücksichtigt bleiben. 
An Vorgesetzte und an Personen höherer Stände darf nie 
in dem vertraulichen Tone geschrieben werden, den man sich 
gegen Freunde erlauben kann. Die Rücksichten, die Ehrerbietung, 
welche man dem Rang, dem Stand, dem Verdienst schuldig ist, 
müssen immer auf eine ungezwungene, würdige Weise, dabei 
fern von Kriecherei, hervortreten. v 
Anstand und Sittlichkeit muß in jeder schriftlichen Mit- 
theilung vorwalten, Höflichkeit und Artigkeit muß auch dann 
beobachtet werden, wenn man an Personen, die im Rang tiefer 
stehen, als der Schreibende, sich wendet. Mangel an Höflich- 
keit und Artigkeit erregen leicht den Verdacht stolzen Ueber- 
muths, beleidigender Anmaßung und machen den Schreibenden 
lächerlich. Eine Sprache, welche die Sitte und den Anstand 
verletzt, gemeine Worte und Ausdrücke sich erlaubt, stellt den 
Schreiber in die Reihe des Pöbels; der gebildete Mann schämt 
sich solcher Ausdrücke. 
Nachlässigkeiten im Styl oder im Rechtschreiben (Ortho- 
graphie) geben Veranlassung zu einer nachtheiligen Meinung 
über den Schreibenden, indem man jetzt, bei der immer mehr 
sich verbreitenden Bildung, dergleichen Fehler nicht mehr über- 
sieht, vielmehr dem, der sich solche zu Schulden kommen läßt, 
den Vorwurf der Unwissenheit, des Mangels der ersten Schul- 
kenntnisse macht oder — was noch schlimmer ist — auf die 
Meinung kommt, er habe es nicht der Mühe werth gehalten, 
sich zusammen zu nehmen und der nöthigen Aufmerksamkeit sich 
zu befleißigen. Geringschätzung des Verfassers des Briefes 2c. 
ist eine gewöhnliche Folge solcher Verstöße. #.A
	        
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