Jeder sollte sich einer schönen oder doch wenigstens einer
leicht und vollkommen lesbaren Handschrift befleißigen. Gefällige
schöne Schriftzüge machen schon bei dem ersten Anblick einen
angenehmen Eindruck, erregen Wohlgefallen und Aufmerksamkeit,
während eine häßliche, schwer zu lesende Schrift abstößt und
bei Vielen einen solchen Widerwillen erregt, daß sie sich die
Mühe des Entzifferns der Züge nicht nehmen. So ist es schon
sehr oft vorgekommen, besonders bei Männern, welche von Ge-
schäften gedrängt sind, daß sie Aufsätze, deren Inhalt höchst an-
regend und wichtig war, trotzdem unbeachtet ließen, weil die
hchlichen Schriftzüge, die Mühe ihres Entzifferns, sie vom Lesen
abgehalten haben.
Besondere Deutlichkeit ist jedem Schreibenden bei den
Eigennamen zu empfehlen, weil sich diese aus dem Zusam-
menhang nicht errathen lassen, und weil das undeutliche Schreiben
derselben leicht Mißverständnisse und andere Unannehmlichkeiten
zur Folge haben kann.
Sowie Schönheit der Schrift ein wesentliches Erforderniß,
so ist es auch die Reinlichkeit. Tintenflecken, andere Verun-
reinigungen, Korrekturen, Ausstreichungen sind ebensowohl zu
vermeiden, als Radiren. Dieses gilt besonders von Vorstellungen
und Briefen an Stellen, Behörden, hochgestellte Personen.
Es ist fast allgemein angenommen, daß das Unterstreichen
einzelner Wörter oder Sätze dann unschicklich sei, wenn die Vor-
stellung, der Brief an Personen höheren Ranges gerichtet ist.
In einer Vorstellung, einer Eingabe an Behörden ist immer
nur ein Gegenstand zu behandeln; verschiedene Gegenstände er-
heischen daher verschiedene Eingaben. Der Grund liegt darin,
daß diese Eingaben zu den Akten gelegt werden, jede nach ihrem
Gegenstand; behandelt eine Eingabe mehrere Gegenstände, so
bleiben, da sie doch nur einem Akt beigelegt werden kann, die
anderen Akten, zu welchen sie auch noch gehören sollte, unvoll-
ständig.
In einem Briefe können zwar verschiedene Gegenstände
abgehandelt werden, aber es ist sowohl schicklich als räthlich,
das Berühren eines anderen Gegenstandes mit einem neuen
Satze, nachdem zuvor der Raum von einer oder von zwei Zeilen
leer gelassen worden, zu beginnen und die erste Linie dieses
Satzes etwas einzurücken.
Eingaben an Stellen und Behörden müssen, wenn sie nicht
persönlich überreicht werden, mit einem Umschlag — Couvert