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M. Atteste oder Zengnisse.
Ein Zeugniß welches man Jemanden ertheilt, ist die Ver-
sicherung, daß eine Sache, eine Handlung, ein Ereigniß r2c. wor-
über man Auskunft ertheilen kann, so und nicht anders sich ver-
halte. Das Zeugniß wird in der Regel schriftlich ausgestellt,
weil der, welcher es verlangt, öfter in die Lage kommen kann,
es zu gebrauchen; es kann jedoch auch mündlich ertheilt werden.
Nur von der ersten Art von Zeugnissen ist hier die Rede. Die-
selben mögen nun die Aufführung, Geschicklichkeit, Dienste eines
Anderen oder sonst einen Gegenstand betreffen, so müssen sie in
jedem Fall kurz, bestimmt und der Wahrheit gemäß abgefaßt
sein. Die Menschlichkeit erfordert es, daß man zum Tadel einer
Person nicht mehr sage, als man nothwendig sagen muß, be-
sonders wenn man annehmen kann, die Person werde sich bessern,
und daß man in Zeugnissen für Dienstboten u. dgl. geringe
Fehler mit Stillschweigen um so mehr übergehe, als man sich
als Dienstherr oder Dienstfrau selbst mancher Fehler und Schwach-
heiten bewußt sein wird, durch welche Fehler und Schwachheiten
der Dienstboten herbeigeführt werden. Uebrigens würde man
pflichtwidrig handeln durch Verhehlung der Untreue, schlechten
Aufführung 2c.
1. Zeugniß für eine Köchin.
Vorzeigerin dieses N. N. ist vier Jahre lang bei mir als
Köchin in Diensten gestanden, hat von ihrer Geschicklichkeit im
Kochen hinlängliche Beweise gegeben, ist treu, verschwiegen, sehr
sparsam und verdient daher besondere Empfehlung. Ihr Aus-
tritt ist freiwillig. Dies der Wahrheit gemäß.
N. den Asmus, Advokat.
2. Zeugniß für eine Köchin.
Josephine Gerad aus Staremberg, 22 Jahre alt, war bei
mir seit einem Jahr als Köchin in Diensten und hat sich als
sehr brauchbar bewährt. Ihre in der neuesten Zeit zu Tage
getretene Untreue und Unsittlichkeit bestimmt mich aber, sie des
Dienstes zu entlassen.
den N. N.
3. Zeugniß für einen Hausknecht.
Vorzeiger dieses, Karl Baum, aus Aha gebürtig, 30 Jahre
alt, ledigen Standes, katholischer Religion, hat bei mir ein
Jahr lang als Hausknecht gedient, sich aber nicht stets so be-
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