Full text: Der belehrende bayerische Sekretär.

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des Publikums durch falsche Gerüchte zu beeinflussen, um da— 
durch den Kurs eines Papiers in die Höhe zu treiben oder 
ängstliche Gemüther zum überstürzten Verkauf eines Papiers 
zu verleiten, das sie besser im Schrank behielten. Kurz, wie 
bei jedem Kauf, so ist auch beim Kauf bezw. Verkauf von 
Werthpapieren Vorsicht geboten und ruhige Erwägung aller zu 
berücksichtigenden Umstände; wer sich das nicht selbst zutraut, 
der sei wenigstens vorsichtig in der Wahl des Bankiers, 
an den er sich um Rath wendet; in diesem wie in jedem Stand 
gibt es gescheidte und minder gescheidte, ehrenhafte und minder 
ehrenhafte Leute; man gehe also nicht blindlings zum ersten 
besten. 
Von Einfluß auf den Werth und Preis ist sodann bei 
ausländischen Papieren auch noch die Währung, in welcher sie 
verzinst und heimgezahlt werden, je nach dem wir beim Umtausch 
des in dieser Währung gezahlten Betrags in unsere Währung 
einen Gewinn oder einen Verlust zu gewärtigen haben. Es 
werden z. B. die Zinsen der dreiprozentigen, auf 500 Francs 
Kapital lautenden Obligationen der österreich. Staatsbahn in 
französischem Gold ausbezahlt; da nun zwar 5 Francs gleich 
4 Mark, also 20 Francs gleich 16 Mark gerechnet werden, 
aber das goldene Zwanzig-Francs-Stück im Handel dermalen 
12 bis 20 Pfennig über 16 Mark gilt, so mache ich beim Um- 
tausch der in französ. Gold ausbezahlten Zinsen in Mark einen 
kleinen Gewinn, welcher neben anderen Ursachen mit dazu bei- 
trägt, den Kurs dieser Papiers zu heben. Umgekehrt, aber 
empfindlicher fühlbar macht sich die Währungsdifferenz bei jenen 
österreichischen Papieren, welche in Silber österreichischer Währ- 
ung verzinst und heimgezahlt werden. Der österreichische Silber- 
gulden war, als wir in Deutschland noch die Silberwährung 
hatten, gleich 1 Gulden 10 Kreuzer süddeutscher Währung, 
gleich 2 Mark. Und so werden diese Papiere an der Frank- 
furter Börse heute noch gehandelt, d. h. eine Obligation über 
200 fl. Silber in österr. Währung wird gekauft und verkauft, 
als laute sie auf 400 Mark. Wird sie nun gekündigt und 
heimgezahlt, so bekomme ich zwar die 200 Gulden in österreich. 
Silber ausbezahlt; wenn ich diese aber in Markwährung umge- 
tauscht haben will, bekomme ich dafür nicht 400 Mark, da das. 
Silber gegen Gold seit zehn Jahren im Preis bedeutend zurück- 
gegangen ist, und wir in Deutschland jetzt Goldwährung haben; 
es werden jetzt für 50 Gulden österr. W. nicht 100 Mark, 
sondern nur etwa 82 Mark 60 Pfg. bezahlt. Gleichermaßen
	        
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