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schüttelt und zahlt seine Verbindlichkeiten in Metall; einem
Land, welches das geleistet hat, kommt natürlich das Vertrauen
entgegen, und so hat die Sprocentige italienische Rente, obwohl
von ihr 13½⅛ Procent Mobiliarsteuer in Abzug kommen, doch
einen Kurs von 97½ erreicht. — Fran kreich, welches sich von
den ihm durch den Krieg von 1870/71 geschlagenen Wunden
wider Erwarten rasch erholt hatte, leidet jetzt unter einer In-
dustrie= und Handelskrisis, welche die Steuerkraft des Landes
schwächt; statt unter diesen Umständen zu sparen, kommt die
Regierung in Folge der auswärtigen Verwickelungen (so neuer-
lich der Krieg in Tongkin und dann der mit China) mit erhöh-
ten Anforderungen. Den französischen Staatskredit hat das bis-
her nicht beeinträchtigt, denn Frankreich ist immerhin ein reiches,
leistungsfähiges Land; aber man vergesse nicht, daß es für Ver-
zinsung der Staatsschuld (einschließlich der Annuitäten und
schwebenden Schuld) jährlich etwa 1100 Millionen Frcs. auf-
bringen muß, und daß noch nicht 100 Jahre seit der schmäh-
lichen Assignaten-Wirthschaft der ersten Nepublik verflossen sind.
Uebrigens kommen französische Staatspapiere bei uns so gut wie
gar nicht vor, und ebenso englische, gegen deren Sicherheit
bei Englands guten Einkünften dermalen kein Bedenken besteht.
— Rußland behilft sich für den inneren Verkehr noch immer
mit Papiergeld; durch die Budgets und Rechnungsabschlüsse,
welche jetzt der russische Finanzminister alljährlich veröffentlicht,
gewinnt man keine genügende Einsicht in den Haushalt dieses
Reiches, und noch weniger bieten sie eine Garantie für eine
richtige Finanzwirthschaft: andererseits ist anzuerkennen, daß
Rußland den Verpflichtungen gegen seine auswärtigen Staats-
gläubiger noch immer pünktlich (in Metallgeld) nachgekommen
ist, daß es ein gewaltiges Reich mit bedeutenden Hilfsquellen
ist und in seiner wirthschaftlichen Entwickelung unverkennbar
vorwärts schreitet trotz der Hindernisse, welche die Corruption
im Beamtenstand, der Nihilismus 2c. bereiten. Im Jahre 1883
überstieg der Ertrag der direkten Steuern den Voranschlag um
17½ Millionen Rubel; der der indirekten Steuern überstieg
den Durchschnittsertrag der letzten zehn Jahre um fast 43 Mil-
lionen Rubel.) Das Mißtrauen gegen russische Staatspapiere
ist daher in neuester Zeit bei uns etwas gewichen, die Nachfrage
nach denselben hat zugenommen, wozu übrigens auch, wie schon
erwähnt, die Corvertirung anderer ausländischer, zu 5 Prozent
verzinslicher Papiere in vierprozentige beigetragen hat. Gänzlich
gesondert von der russischen Staatsschuld ist die des Großfürsten-