Full text: Der belehrende bayerische Sekretär.

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(72) entnehmen, zu welchem es seine neueste, fünfprozentige 
Anleihe ausgeschrieben hat. Noch weniger Vertrauen ist dem 
Fürstenthum Bulgarien entgegenzubringen. — Griechen- 
land ist auch kein guter Schuldner, Geld war bei ihm stets 
rar. — Die Türkei ist in einer jämmerlichen Finanzlage: 
sie kann nicht zahlen und zahlt nicht. Wenn ab und zu von 
sog. Bankiers türkische Loose angepriesen werden, so ist das der 
reine Gimpelfang. — Wie es mit der ägyptischen Schuld 
bestellt ist, weiß jeder Zeitungsleser; wo nichts ist, hat der 
Kaiser das Recht verloren. — Die Obligationen der nord- 
amerikanischen Union sind, Angesichts ihrer guten 
Finanzlage und ihrer großartigen Leistung in Abtragung der 
Schulden des Bürgerkriegs, dermalen als sichere Kapitalanlage 
zu betrachten; indessen mit der Convertirung der sechs= und 
fünfprozentigen Bonds (Obligationen) in vierprozentige ist für 
den deutschen Kapitalisten der besondere Reiz nordamerikanischer 
Staatspapiere so ziemlich verschwunden, zumal ihr hoher Kurs 
auch nicht lockt. 
b) Obligationen von Städten. Wie bei jedem 
Schuldner, so muß man auch bei Stadtgemeinden, wenn man 
deren Obligationen kaufen, also ihr Gläubiger werden will, sich 
über ihre finanzielle Lage vergewissern. Zwar steht der Ge- 
meinde, wie dem Staat das Mittel zu Gebote, durch erhöhte 
Besteuerung ihrer Angehörigen ihre Einkünfte zu vermehren; 
allein die Anwendung dieses Mittels hat doch ihre Grenzen, und 
es kann eben auch bei einer Gemeinde der Fall eintreten, daß 
sie sagt: Ich kann nicht mehr. Weitaus die große Mehrzahl 
der deutschen Städte ist in einer Lage, welche zu Zweifeln an 
der Sicherheit ihrer Obligationen keinen Anlaß gibt; indessen 
sind manche, namentlich in industriereichen Gegenden, so stark 
mit Gemeindeabgaben belastet, daß die Frage berechtigt ist, ob 
das auf die Länge so fortgehen kann. Hinsichtlich der Obli- 
gationen ausländischer Städte ist um so mehr Vorsicht geboten, 
je weniger man bei uns in der Regel im Stande ist, sich über 
ihre finanzielle Lage Klarheit zu verschaffen; die schlimmen Er- 
fahrungen, welche z. B. mit Madrider und Neapler Loosen 
gemacht wurden, sollte man sich zur Warnung dienen lassen. 
c) Obligationen von Provinzen und Kreisen. 
Diese sind in der Regel nicht viel weiter verbreitet, als in der 
Provinz 2c., welche sie ausgegeben hat, und deren nächster 
Nachbarschaft; es kommen daher für uns nur deutsche Papiere 
dieser Art in Betracht, und von ihnen kann man sagen, daß
	        
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