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wo er den Tag über war, und scheinbar noch manche andere
Umstände gegen ihn sprechen sollten, des Mordes schuldig
erkannt und verurtheilt.
Jetzt, da ich nur noch einige Augenblicke zu leben habe,
läßt mich mein Gewissen nicht ruhen, ich muß erklären, daß
F. unschuldig ist, daß wir beide, mein Knecht und ich, die
Mörder des Juden Abraham B. von H. sind. Das geraubte Geld
habe ich, soweit es mir zufiel, nach und nach in meinem Geschäft
verwendet; Samuel hat seinen Antheil mit nach Amerika
genommen. Da ich nicht weiß, ob ich noch lebe, wenn das
Untersuchungsgericht hieher kommen wird, so wünsche ich,
daß diese Erklärung, als der Wahrheit getreu, zur Rechtfer-
tigung des schuldlos Verurtheilten diene.
Da Marx N. N. seiner Erklärung nichts mehr beizu-
fügen hatte, so wurde dieses Protokoll vorgelesen, genehmigt
und unterschrieben.
Marx N. N.
Bürgermeister N.
(L. S.) Gemeindeschreiber N.
53.
Zweites Formular.
Gegenwärtige:
Der Bürgermeister N. Geschehen M., den 28. Februar 1882,
Der Stadtschreiber N. · früh 9 Uhr.
Adolph Krug aus Kassel.
Soeben erschien vor den Unterzeichneten Herr Adolph
Krug aus Kassel, welcher sich durch einen Paß als Commis
des Handlungshauses L. B. & Comp. zu F. auswies und
machte folgende Anzeige:
Ich reise in Auftrag meines Hauses zunächst zur Eisen-
bahnstation B. und von da nach Wien, und kam diesen
Morgen gegen 7 Uhr durch den zwischen hier und der
Stadt N. befindlichen Wald. Ein Schuß fiel aus dem Ge-
büsche, der Kutscher stürzte vom Bock, und in demselben
Augenblick sprangen zwei geschwärzte Männer aus dem Ge-
büsche, und einer befahl mir, auszusteigen. Ich streckte ihn
durch einen Pistolenschuß nieder; der andere, der die
Pferde ergriffen hatte, entfloh, und die durch das Schießen
scheu gewordenen Pferde rannten unaufhaltsam mit meinem