Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

24. Juli 5 103 
Punkt 5 der in Belgrad überreichten Note schien dem 
Herrn Minister besonders aufzufallen, denn er liess sich den- 
selben zweimal vorlesen. 
Der Herr Minister dankte mir für meine Mitteilung, die, 
wie er sagte, eingehend geprüft werden würde. Ich nahm die 
Gelegenheit wiahr, um zu betonen, dass es sich um eine Frage 
handle, die direkt zwischen Serbien und uns ausgetragen 
werden muss, dass es aber im allgemeinen europäischen Inter- 
esse liege, wenn die Unruhe, die seit Jahren durch die serbische 
Wiäühlarbeit gegen uns aufrecht erhalten werde, endiich einem 
klaren Zustand Platz mache. 
Alle Freunde des Friedens und der Ordnung, und zu 
diesen zählte ich Frankreich in erster Linie, sollten daner Ser- 
bien ernstlich raten, seine Haltung gründlich zu ändern und 
unseren berechtigten Forderungen Rechnung zu tragen. 
Der Herr Minister gab zu, dass Serbien die 
Pflicht habe, gegen etwaige Komplizen der Mörder von 
Serajewo energisch vorzugehen, welcher Pflicht es sich wohl 
nicht entziehen werde. Unter nachdrücklicher Betonung der 
Sympathie Frankreichs für Oesterreich-Ungarn und der zwi- 
schen unsern beiden Ländern bestehenden guten Beziehungen, 
sprach er die Hoffnung aus, dass die Streitfrage friedlich, in 
einer unsern Wünschen entsprechenden Weise ausgetragen 
werden wird. 
Der Herr Minister vermied ieden Versuch, die 
Haltung Serbiens irgendwie zu beschönigen oder zu vertei- 
digen. 
Der französische stellvertretende Minister des Aeusseren, 
Bienvenu-Martin, an den französischen Ministerpräsi- 
  
denten, Viviani, an Bord des Kriegsschiffes „France“ 
  
und die französischen Vertreter. 
  
Gelbbuch Nr. 25. 
Paris. 
Ich habe die Ehre, Sie zu benachrichtigen, dass die öster- 
reichische Note, die Donnerstag Abend in Belgrad überreicht 
wurde, mir in Form einer Kopie vom österreichisch-ungari- 
schen Botschafter hinterlassen wurde. 
04.022. 122 2 2 2 20.0) 
...Gib. Nr. 25. ') Hier folgt ein Resume der Note ohne per- 
sönliche Meinung des Ministers. 
Nach seinem 
eigenen Be- 
richtlässtBien- 
venu-Martin 
durch den 
Direktor des 
politischen 
Departements 
die Wahl des 
Zeitpunktes 
für die Demar- 
che in Belgrad
	        
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